Sportwettenbetrug und Compliance


Sportausschuss: Fußballverbände regen Liberalisierung des Marktes für Sportwetten an
Anregung für den Markt für Sportwetten: Übernahme von Antikorruptionsmaßnahmen aus der Wirtschaft, wie etwa dem "Compliance-System"


(07.12.09) - Ein national organisierter und lizenzierter attraktiverer Wettmarkt könnte für mehr Transparenz im Bereich der Sportwetten sorgen. Diese Ansicht vertreten sowohl der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußballliga (DFL) als auch der Weltfußballverband Fifa. Das wurde während der öffentlichen Sitzung des Sportausschusses am 2. Dezember zum Thema "Sportwettenbetrug im Fußball" deutlich.

Auch aus Sicht von Transparency International ist das jetzige System, dass einzig den staatlichen Anbieter Oddset zulässt, "nicht das Optimale". Stattdessen sollte über eine Lizenzierung mehrere Anbieter nachgedacht werden, forderte Sylvia Schenk von Transparency International.

DFB-Vizepräsident Rainer Koch verwies auf die "mafiösen Strukturen", die es auf dem internationalen Wettmarkt gebe. Zwar habe der DFB aus dem Betrugsskandal im Jahr 2005 um den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer seine Lehren gezogen und sei im europaweiten Vergleich in Sachen Betrugsbekämpfung "am besten aufgestellt". Doch reiche dies allein nicht aus, da lediglich legale Märkte überwacht werden könnten. Daher sei es sinnvoll, durch Liberalisierung "attraktive kontrollierbare Wettmärkte" zu schaffen.

In der Tat sei der DFB nach dem Fall Hoyzer "sehr aktiv" geworden bestätigte Sylvia Schenk. "Vorwarnsysteme allein reichen jedoch nicht aus", sagte Schenk und kritisierte, dass die Prävention zu kurz gekommen sei. Die Deutschland-Vorsitzende von Transparency International wandte sich gegen den Ruf nach neuen Strafgesetzen. Dies lenke nur von dringend benötigten und zeitnah umzusetzenden Maßnahmen ab. Dazu zähle auch die Übernahme von Antikorruptionsmaßnahmen aus der Wirtschaft, wie etwa dem "Compliance-System".

Wolfgang Feldner, der das "Early-Warning-System" der Fifa entwickelt hat, verwies ebenfalls darauf, dass derartige Systeme auf dem Schwarzmarkt nicht funktionieren könnten. Neunzig Prozent der Manipulationen haben seinen Angaben nach auf dem asiatischen Wettmarkt ihren Anfang. Problematisch sei auch der Bereich der Live-Wetten. Hier sei die die Installation eines Frühwarnsystem nicht möglich. "Dennoch", so Feldner, "sind Live-Wetten nun einmal die Realität." Würde man sie mit zu strikten Verboten belegen, führe das zu weiterer Intransparenz. Daher müssten "international durchsetzbare Mindeststandards geschaffen werden", forderte er.

Die Unionsfraktion erteilte ebenfalls dem "schnellen Ruf nach neuen Gesetzen" eine Absage. Erst müssten die zu erwartenden Verfahren abgeartet und analysiert werden. Es dürfe keine "Schnellschüsse" geben, sagte ein Vertreter der SPD-Fraktion. Dort wo es Defizite bei der Gesetzgebung gebe, müsse jedoch gehandelt werden. Auch die FDP-Fraktion stellte fest, dass "die Ermittlungen erst am Anfang stehen".

Aus Sicht der Linksfraktion ist es sehr zweifelhaft, ob eine Liberalisierung zu einer besseren Kontrollen führen würde. Die Liberalisierung des Finanzmarktes habe das Gegenteil erwiesen. Viel Geld bedeute auch viel Korruptionsgefahr, stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fest und äußerte Bedenken gegen eine Marktöffnung für private Wettanbieter, da dort die Korruptionsanfälligkeit größer sei als bei staatlichen Anbietern. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen