Mehr Sicherheit für Postdoktoranden


Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs: Karrieren seien kaum mehr planbar
Mittlerweile seien 90 Prozent des angestellten Personals an Hochschulen nur befristet angestellt, davon die Hälfte für weniger als in Jahr


(17.04.12) - Da viele Stellen für Post Docs im wissenschaftlichen System befristet sind, leidet der akademische Mittelbau zunehmend unter mangelnder beruflicher Perspektive. Karrieren seien kaum mehr planbar. Das war der einmütige Tenor im Öffentlichen Fachgespräch zum Thema "Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs" (17/4203, 17/4423), 17/6336 und 16/8491).

Isolde von Bülow von der Ludwig-Maximilians-Universität bemängelte, dass Stellen unterhalb der Professur meist nicht öffentlich ausgeschrieben werden würden. "Oft wird der Aufwand gescheut", sagte sie. Viel zu häufig blieben dann diese Nachwuchswissenschaftler "in Academia" hängen. Wenn sie sich fünf Jahre nach der Promotion auf dem freien Arbeitsmarkt bewerben würden, wären ihre Chancen oft schlechter, als wenn sie dieses gleich nach der Promotion getan hätten.

Sabine Jeschke von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sagte, dass die Problematik der Befristung von Stellen an Hochschulen verzerrt wahr genommen werden. Es sei sehr wohl sinnvoll, Doktorandenstellen zu befristen, aber der Weg danach sei für die Wissenschaftler unklar. "Vor allem gibt es viel zu wenig Professorenstellen. Das ist das Problem."

Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unterfütterte das Thema mit Zahlen. Mittlerweile seien 90 Prozent des angestellten Personals an Hochschulen nur befristet angestellt, davon die Hälfte für weniger als in Jahr. "Das führt zu prekären Verhältnissen", sagte der Gewerkschaftler. Ausdrücklich lobte er die Instrumente Tenure-Track und Post Docs. Das Tenure-Track-Modell, das aus dem amerikanischen Bildungssystem kommt, ermöglicht eine erfolgreiche Rekrutierung von wissenschaftlichem Personal durch die Aussicht auf eine lebenslange Einstellung.

Und auch Reinhard Kreckel vom Institut für Hochschulforschung machte noch mal deutlich, wie ungewöhnlich das deutsche System ist. "Wenn man Glück hat, ist man mit 45 Jahren Professor. Das ist sehr spät."

Alexander Kurz von der Fraunhofer-Gesellschaft München regte an, an mehr Koordination mit der Wirtschaft bei der wissenschaftlichen Karriere zu denken. Aber auch die Autonomie der Wissenschaftler sei ein zentraler Punkt für den Erfolg von Forschung.

Jan Siemens vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin hob hervor, dass Deutschland als Wissenschaftsstandort durch die Veränderung in den vergangenen zehn Jahren international wieder an Attraktivität gewonnen habe. Gleichzeitig bemängelte er aber ebenfalls die unsichere Situation für Wissenschaftler nach der Promotionsphase. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Sorgfaltspflichten für Online-Dienste

    Bei einer öffentlichen Anhörung des Digitalausschusses ist das von der Bundesregierung geplante Digitale-Dienste-Gesetz (20/10031) zur Umsetzung des Digital Services Act (DSA) auf nationaler Ebene von den geladenen Sachverständigen überwiegend begrüßt worden. Moderate Kritik wurde an einzelnen Punkten des Entwurfs zur Umsetzung laut.

  • Einsatz von KI birgt auch Risiken

    Die Deutsche Bundesregierung erkennt in der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ein "vielfältiges und beträchtliches" Potenzial für Beschäftigte und den Arbeitsmarkt. KI könne die Produktivität von Beschäftigten steigern und diese bei ihren Tätigkeiten entlasten.

  • EU-Plastikabgabe weiter in Abstimmung

    Die Deutsche Bundesregierung befindet sich momentan noch in der Abstimmung hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der nationalen Umlegung der EU-Plastikabgabe. Verschiedene Optionen würden geprüft.

  • Bedeutung gemeinwohlorientierter Unternehmen

    Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), hat bei der Aussprache zur Unterrichtung des Bundestages zur Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen im Wirtschaftsausschuss die Bedeutung des Programms betont.

  • Mehr Recycling-Anreize

    In seiner derzeitigen Form hat Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes aus Sicht der Bundesregierung für die Hersteller systembeteiligungspflichtiger Verpackungen bereits ein wichtiges Signal in Richtung des ökologischen Verpackungsdesigns gesetzt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen