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Sonderausschuss zu Steuervorbescheiden


Steuersparmodelle: Multinationale Unternehmen erscheinen vor Sonderausschuss
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steuerumgehung sei eine der Prioritäten der EU-Kommission


(04.12.15) - Die EU verliert durch Steuerhinterziehung und Steuerumgehung jährlich rund 1 Billion Euro, so die Schätzung der EU-Kommission. Der Luxleaks-Skandal hat aufgezeigt, wie Länder Steuerdeals mit multinationalen Unternehmen abschlieβen können, um ihnen niedrige Steuern zu garantieren. Das EU-Parlament hat einen Sonderausschuss ins Leben gerufen, um diese Praktiken genauer zu untersuchen. Am 16. November debattierten Vertreter groβer Konzerne mit dem Ausschuss über künftige Maβnahmen.

Der Sonderausschuss zu Steuervorbescheiden hat Vorschläge ausgearbeitet, wie die Unternehmensbesteuerung in Europa fairer und transparenter gestaltet werden soll. Am 16. November, debattierten Vertreter multinationaler Unternehmen wie Amazon, Coca-Cola, IKEA und McDonald's mit den Mitgliedern des Sonderausschusses zu Steuervorbescheiden (TAXE).

Der Sonderausschuss hatte seine Empfehlungen für die Unternehmensbesteuerung nach achtmonatiger Arbeit am 26. Oktober verabschiedet. Multinationale Unternehmen sollen ihre Steuern dort zahlen, wo sie ihre Gewinne erzielen, sagen die EU-Abgeordneten. Der Wettstreit zwischen einzelnen Ländern, Unternehmen die niedrigsten Steuersätze anzubieten, habe negative Auswirkungen.

Obwohl der Sonderausschuss seit Aufnahme seiner Tätigkeit multinationale Unternehmen eingeladen hatte, schlugen viele Unternehmen diese Einladung aus. Nachdem der Ausschussvorsitzende, der französische EU-Abgeordnete Alain Lamassoure (EVP) ihnen noch eine Gelegenheit eingeräumt hatte, nimmt die Mehrheit der Unternehmen nun doch an einer Ausschusssitzung teil.

EU-Abgeordnete loben EU-Kommission - Enttäuschung über das schleppende Vorgehen des Ministerrats
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nahm im September an einer Sitzung des Sonderausschusses teil. Er betonte, der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steuerumgehung sei eine der Prioritäten der EU-Kommission. "Die derzeitigen Regeln der Unternehmensbesteuerung sind unzureichend und ungerecht. Manche Unternehmen kommen schlecht weg, während andere sich hinter nationalen Bestimmungen verschanzen und dazugewinnen."

Im Oktober entschied die EU-Kommission, dass die Unternehmen Fiat und Starbucks in Luxemburg beziehungsweise den Niederlanden von Steuerdeals profitiert hätten, die gegen das EU-Beihilferecht verstoβen. Die Ko-Berichterstatterin Elisa Ferreira (S&D) aus Portugal begrüβte die Entscheidung der EU-Kommission, betonte jedoch, die zwei Fälle hätten gezeigt, dass der Wettbewerb zwischen den Mitgliedstaaten, Unternehmen durch Steueranreize ins Land zu locken, durchaus gängige Praxis in der EU sei.

Der deutsche EU-Abgeordnete und Berichterstatter Markus Ferber (EVP) ist davon überzeugt, ein automatischer Informationsaustausch über Steuervorbescheide könne zur Lôsung des Problems beitragen. Mitgliedstaaten würden davon abgebracht werden, ihre Steuersätze gegenseitig zu unterbieten. Die Mitgliedstaaten verwässern das Gesetz, zum Verdruss der EU-Abgeordneten. Ferber hakt nach: "Warum streiten die Mitgliedstaaten ab, dass die Kommission Zugang zu diesen Daten hat? Haben sie etwas zu verbergen?" (Europäische Kommission: ra)


Meldungen: Europäische Kommission

  • Überarbeitung einschlägiger Vorschriften

    Die Europäische Kommission startet eine Aufforderung zur Stellungnahme und eine öffentliche Konsultation, mit denen Interessenträger aufgefordert werden, ihre Standpunkte zur Zukunft der EU-Verfahren für die Anwendung der EU-Wettbewerbsvorschriften zu übermitteln. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Evaluierung, die im September 2024 mit der Veröffentlichung einer Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen abgeschlossen wurde, hat die Kommission beschlossen, das Verfahren zur Überarbeitung der einschlägigen Vorschriften einzuleiten, wobei es insbesondere darum gehen wird, die Vorschriften angesichts transformativer Veränderungen wie der Digitalisierung der Wirtschaft anzupassen. Alle Interessenträger können bis zum 2. Oktober 2025 Stellung nehmen.

  • Überprüfung der Betrugsbekämpfungsarchitektur

    Die Europäische Kommission hat einen strukturierten Reflexionsprozess zur Überprüfung der EU-Betrugsbekämpfungsarchitektur in Gang gesetzt. Die Überprüfung ergänzt die vorbereitenden Arbeiten für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (MFR). Ziel ist es, einen verstärkten und effizienteren Schutz der finanziellen Interessen der Union zu gewährleisten.

  • Einhaltung von Verpflichtungszusagen

    Die Europäische Kommission hat Vivendi ihre vorläufige Auffassung mitgeteilt, dass das Unternehmen gegen die Anmeldepflicht und das Durchführungsverbot nach der EU-Fusionskontrollverordnung sowie gegen die Bedingungen und Auflagen des Kommissionsbeschlusses vom 9. Juni 2023 über die Genehmigung der Übernahme von Lagardère durch Vivendi verstoßen hat.

  • Marktbeherrschende Stellung

    Die Europäische Kommission hat Verpflichtungsangebote von Corning nach den EU-Kartellvorschriften für rechtsverbindlich erklärt. Die Verpflichtungen räumen die Bedenken der Kommission aus in Bezug auf von Corning geschlossene mutmaßlich wettbewerbswidrige Alleinbezugsvereinbarungen für Alkali-Aluminosilikatglas (im Folgenden "Alkali-AS-Glas"), das hauptsächlich als Abdeckglas in Smartphones und anderen tragbaren Elektronikgeräten zum Einsatz kommt.

  • Zusammenschlusses zwischen KKR und NetCo

    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Prüfverfahren eingeleitet, um zu ermitteln, ob KKR & Co. Inc. (im Folgenden "KKR") der Kommission im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens zur Übernahme des Unternehmens NetCo unrichtige oder irreführende Angaben übermittelt hat.

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