Sie sind hier: Home » Markt » Nachrichten

Keine Vergemeinschaftung von Schulden


Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Industrie-Tag: Haftung und Kontrolle gehören zusammen
Keine schnelle Lösung der Euro-Schuldenkrise - Bundeskanzlerin spricht sich auch für eine europäische Bankenaufsicht aus

(04.10.12) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich erneut gegen eine Vergemeinschaftung von Schulden in der Eurozone ausgesprochen. Dies sei ohne die entsprechenden Kontrollstrukturen nicht zielführend, sagte sie zum Tag der Deutschen Industrie. Eine schnelle Lösung der Euro-Schuldenkrise werde es nicht geben können, so Merkel. Deshalb seien dafür die richtigen Weichenstellungen nötig.

Der gestärkte Stabilitäts- und Wachstumspakt, die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, der Fiskalvertrag sowie der Europäische Schutzmechanismus ESM seien die richtigen Antworten auf die Krise, so die Bundeskanzlerin. Mit Blick auf die Hilfen für Euro-Staaten unterstrich Merkel: "Haftung und Kontrolle müssen unmittelbar miteinander verknüpft sein." Das sei ein Grundprinzip der Bundesregierung. Ansonsten schaffe man fatale Fehlanreize.

Vertrauenskrise überwinden: Die große Unsicherheit und das Misstrauen an den Finanzmärkten seien nur durch Solidarität und Solidität zu überwinden. Dafür stünden der dauerhafte Schutzschirm ESM sowie der Fiskalvertrag. Deutschland sei keine Insel, die sich von den weltwirtschaftlichen Entwicklungen abkoppeln könne. Entscheidend sei, in ganz Europa die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, um Anschluss an die Weltmärkte zu halten.

Keine Kompromisse bei Lohnstückkosten: Merkel ging näher auf das Thema Lohnstückkosten ein. Diese haben sich nach Einführung des Euro in Europa auseinanderentwickelt. Reformen in den Euro-Länder führten jedoch wieder zu einer Annäherung.

Von Deutschland werde es diesbezüglich keine Kompromisse geben, kündigte die Kanzlerin an. "Uns wird geraten, mit diesen Kosten schneller hochzugehen, um die Harmonisierung zu beschleunigen. Kurzfristig mag das eine Möglichkeit sein. Langfristig darf man darauf nicht hereinfallen."

Europa selbst sei nicht Wachstumsmotor der Welt und könne nur Wachstum schaffen, wenn es weltmarktfähige Produkte produziere. "Der Anschluss an die Weltmärkte ist ein Kriterium für die Frage nach den Lohnstückkosten", so Merkel.

Bankenaufsicht gründlich vorbereiten
Die Bundesregierung und ihre europäischen Partner arbeiteten an den nächsten Schritten für mehr Europa, sagte die Kanzlerin. Es gehe um mehr Verbindlichkeit und mehr Glaubwürdigkeit. Wo es notwendig sei, müsse es ein Mehr an Europa geben. Das Subsidiaritätsprinzip müsse aber weiter gelten. Wo es möglich ist, sollen also auch weiter Entscheidungen auf nationaler oder regionaler Ebene getroffen werden.

Die Bundeskanzlerin sprach sich auch für eine europäische Bankenaufsicht aus. Diese müsse mehr Verbindlichkeit mit sich bringen. Sie lehnte aber zu schnelle Entscheidungen ab. Es müsse "Schritt für Schritt und in der richtigen Reihenfolge" gehen.

Keine Steuererhöhungen
Die Kanzlerin verwies darauf, dass die Bundesregierung möglichst viel für den Binnenkonsum in Deutschland tun wolle. Hierzu gehöre auch eine Erhöhung des Grundfreibetrages sowie der Abbau der kalten Progression. Dies schaffe auch einen Wachstumsimpuls für die Eurozone. "Wir streben keine Steuererhöhungen an", so die Kanzlerin. "Niemand plant eine Vermögensabgabe."

Anreize für private Rentenvorsorge
Die Rente mit 67 sei eine notwendige Entscheidung und die Absenkung des Rentenniveaus Teil eines zukunftsfähigen Rentenkonzepts gewesen, so Merkel. "Wir als Bundesregierung werden nichts daran ändern."

Man müsse sich aber mit der Frage befassen, welche Auswirkungen das abgesenkte Niveau auf die Rente habe. Wer in das System einbezahlt habe, müsse besser gestellt sein als derjenige, der keinen Beitrag geleistet habe. Die Kanzlerin kündigte einen Entwurf der Bundesregierung an, der Anreize für eine private Rentenvorsorge schaffen soll.

Energiemodell Deutschland
Die Entscheidung, aus der Atomenergie auszusteigen, biete Chancen, so Merkel. In Deutschland gebe es einen Konsens in der Energiepolitik. "Das ist ein Wert an sich."

Im Erfolgsfall sei Deutschland ein Modellland für viele andere Länder. Der Weg zum Erfolg der Energiewende sei aber schwierig und durch Vorentscheidungen, wie etwa zur Solarförderung, nicht einfach zu begehen. "Wir müssen sinnlose Kostensteigerungen vermeiden, die uns als Industrieland schwächen", so Merkel abschließend. (Deutsche Bundesregierung: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt-Nachrichten

  • Massiver Datenschutzverstoß

    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

  • Korruption: Dunkelfeld weiterhin sehr groß

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 einen Rückgang der Korruptionsstraftaten registriert. Wie aus dem veröffentlichten Bundeslagebild Korruption hervorgeht, nahm die Zahl dieser Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 4.894 ab. Damit wurde 2017 die niedrigste Anzahl von Korruptionsstraftaten seit fünf Jahren gemeldet. Das BKA führt diese Entwicklung unter anderem auf etablierte Compliance-Strukturen in Unternehmen und Behörden sowie auf die damit verbundene Sensibilisierung der Mitarbeiter zurück. Einen Grund zur Entwarnung liefern die Zahlen indes nicht: Nur ein Teil aller begangenen Korruptionsstraftaten wird polizeilich bekannt. Das Dunkelfeld wird weiterhin als sehr groß eingeschätzt.

  • Organisierte Kriminalität ist transnational

    "Die Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und Betätigungsfelder. Damit ist und bleibt das Bedrohungs- und Schadenspotential, das von Organisierter Kriminalität ausgeht, unverändert hoch", so BKA-Präsident Holger Münch bei der heutigen Pressekonferenz im BKA-Wiesbaden zur Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2017. Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität liegt auf unverändert hohem Niveau: 2017 wurden 572 OK-Verfahren registriert (2016: 563). Rund 1/3 der OK-Gruppierungen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität (36,2 Prozent) aktiv. Damit ist und bleibt Drogenhandel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Eigentumskriminalität (16,4 Prozent). An dritter Stelle findet sich Wirtschaftskriminalität (11,0 Prozent). Der polizeilich erfasste Schaden lag 2017 bei rund 210 Millionen Euro (2016: rund 1 Mrd. Euro).

  • Finanzermittlungen der Ermittlungsbehörden

    Der FIU-Jahresbericht für das Jahr 2016 verzeichnet mit rund 40 Prozent die höchste Steigerungsrate an Geldwäscheverdachtsmeldungen innerhalb der letzten 15 Jahre. Insgesamt 40.690 (2015: 29.108) Verdachtsmeldungen nach dem Geldwäschegesetz wurden an die FIU übermittelt, der Großteil davon von den Kreditinstituten. Mit 38 Prozent (2015: 32 Prozent) sind die meisten Bezüge zum Deliktsbereich Betrug festgestellt worden. Darunter fallen zum Beispiel auch der Warenbetrug über das Internet und der CEO-Fraud. Durch die Erkenntnisse, die direkt aus den Verdachtsmeldungen gewonnen werden konnten und den anschließenden verfahrensunabhängigen Finanzermittlungen stellten die Ermittlungsbehörden insgesamt Vermögenswerte von rund 69, 8 Millionen Euro sicher. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen