"Deloitte Global Risk Management Survey"


Fortschritte bei Unternehmen der Finanzbranche: Immer stärkere Bedeutung erhält die Position des Chief Risk Officers
Spätestens seit der Finanzkrise rücken verbindliche und leistungsfähige Risikomodelle in den Fokus

(18.04.11) - Das Marktumfeld der Finanzdienstleistungsbranche hat sich massiv geändert, womit sich die Institute auseinandersetzen müssen. Die "Global Risk Management Survey" von Deloitte zeigt: Mit rund 90 Prozent verfügt eine überwältigende Mehrheit der befragten Finanzinstitute und Versicherungen über ein klar definiertes Risikomanagementsystem, bei 78 Prozent ist dieses von "höchster Stelle", also der Geschäftsleitung abgesegnet. 37 Prozent der Finanzinstitutionen haben Elemente des Risikomanagements in ihre generellen Performance-Ziele wie auch ihre Vergütungsmodelle integriert.

Immer stärkere Bedeutung bekommt die Position des Chief Risk Officers (CRO): 86 Prozent der Unternehmen verfügen über einen solchen. Zudem haben 79 Prozent ein Enterprise-Risk-Management-Programm (ERM) implementiert. Auch die Implementierung des Basel-II-Regelwerks ist bei 70 Prozent der weltweit befragten Banken so gut wie abgeschlossen. 88 Prozent nutzen Stresstests und etwa zwei Drittel halten sogenanntes ökonomisches Kapital für Kredit-, Markt- und operative Risiken vor. Für die aktuelle Ausgabe wurden 131 Unternehmen und Institutionen der Finanz- und Versicherungsbranche befragt.

"Das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld birgt zahlreiche Herausforderungen für Finanzinstitute und deren Risikomanagement", erklärt Dr. Michael Göttgens, Partner und Leiter Financial Services bei Deloitte. "Auch weht ein schärferer Wind bei den regulatorischen Vorgaben. Dabei ist der Markt für Finanzdienstleistungen inzwischen so komplex, dass die Weiterentwicklung und Implementierung entsprechender Risikomanagement-Systeme die einzelnen Player noch auf Jahre hin beschäftigen wird", ergänzt Jörg Engels, Partner Financial Risk Solutions bei Deloitte.

Risikobeherrschung mit unterschiedlichen Ansätzen
Spätestens seit der Finanzkrise rücken verbindliche und leistungsfähige Risikomodelle in den Fokus. Die befragten Unternehmen nutzen dabei verschiedene Ansätze. So setzen 63 Prozent auf ein verbessertes Risikoreporting gegenüber der Unternehmensführung, 62 Prozent berichten verstärkt an speziell gebildete Risikokomitees, 55 Prozent haben ihre Risikolimits neu definiert und erweitert. Regionale Unterschiede zeigen sich bei der Verantwortlichkeit: Mit 27 Prozent ist in Europa deutlich öfter ein einziges Mitglied der Unternehmensführung alleinverantwortlich als in USA/Kanada und Asien (3 bzw. 4 Prozent).

Enterprise Risk Management setzt sich durch
Das Enterprise Risk Management dient zur Rahmensetzung und Methodendefinition des unternehmensspezifischen Risikomanagements. 52 Prozent der Unternehmen verfügen über ein ERM-Programm – 2008 waren es erst 36 Prozent. Bei Unternehmen mit einer Bilanzsumme von über 100 Mrd. US-Dollar sind es sogar 91 Prozent. Dabei adressieren die ERM-Programme vor allem operationelle Risiken, Kredit- und Marktrisiken. Insgesamt sind 85 Prozent derer, die ein ERM-Programm haben, der Ansicht, dass sich dieses amortisiert hat.

Warten auf neue Auflagen
Zentrale Themen des Reports sind Basel II und III sowie Solvency II. Haben die meisten Unternehmen die im Rahmen von Basel II geforderten Maßnahmen umgesetzt, stehen mit Basel III bereits die nächsten Änderungen an. Aber auch bei Basel II gibt es noch Nachholbedarf: Nur wenige Unternehmen sind bei der Implementierung von Advanced Measurement Approaches (AMA) weitergekommen. 40 Prozent der Befragten glauben, dass die als Nächstes anstehenden Änderungen einen signifikanten Einfluss auf ihr Geschäft haben werden. Im Hinblick auf Solvency II wollen knapp die Hälfte die Umsetzung weitgehend flexibel und 29 Prozent sehr flexibel handhaben.

Ökonomisches Kapital mit strategischer Bedeutung
Das "ökonomische Kapital" eines Unternehmens dient vor allem als Gradmesser seines Risikoprofils. Dabei wird es vor allem für die Bereiche Kredit- und Marktpreisrisiken (einschließlich der Zinsrisiken außerhalb des Handelsbuchs) ermittelt. Insgesamt ist gegenüber 2008 ein anspruchsvollere Anwendung des ökonomischen Kapitals zu beobachten: So nutzen es 64 Prozent inzwischen bei strategischen Entscheidungen. Das betrifft vor allem die größeren Unternehmen. Geografisch gesehen ist die gezielte Nutzung von ökonomischem Kapital in Europa am häufigsten.

Risikomanagement allgemein als gut bewertet
Insgesamt 66 Prozent der Befragten attestieren ihrem Unternehmen ein sehr effizientes allgemeines Risikomanagement. Drei Viertel sagen dasselbe insbesondere über die "klassischen" Risikokategorien wie Kredit-, Markt- oder Liquiditätsrisiken. Immer noch 44 Prozent glauben an ein sehr effizientes Management bei Datenintegritäts- und Modellrisiken. Künftig will etwa die Hälfte vor allem ihre Kompetenzen bei Liquiditätsrisiken weiter erhöhen, zum Beispiel mit regelmäßigen Stresstests.

"Seit der Krise haben viele Unternehmen aus der Finanzbranche erheblich in ihre Technologie-Infrastruktur für ein wirksameres Risikomanagement investiert. Einige setzen dabei auf Shared-Risk-Technologie-Modelle, andere fokussieren besonders auf einen sicheren Zugang zu granularen Informationen. Etwa zwei Drittel geben aber zu, dass ihre Strategien hier noch nicht ausreichen", resümiert Jörg Engels. (Deloitte: ra)

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Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

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