Wettbewerbsvorteil für amerikanische Banken


Finanzmarkt-Compliance: Europäische Banken besorgt über Basel IV-Vorschläge
Negative Auswirkungen auf Europas Wirtschaft und Banken zu vermeiden



Die vom Baseler Ausschuss geplanten neuen Regeln zum Abschluss von Basel III, bekannt als Basel IV, würden die Möglichkeiten der europäischen Banken zur Kreditvergabe massiv einschränken. Diese Sorge äußern Frédéric Oudéa, Präsident des französischen Bankenverbandes, und Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, in Berlin anlässlich eines Treffens mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Die Verbände befürchten, dass die Kapitalanforderungen für Banken im Zuge der Umsetzung teilweise um bis zu weitere 50 Prozent steigen könnten. Auswirkungen hätte dies insbesondere auf die Immobilien- und Unternehmensfinanzierung.

Beide Verbände fordern die Politik auf, negative Auswirkungen auf Europas Wirtschaft und Banken zu vermeiden. Die Europäische Kommission sollte seitens der Finanzminister mit dem klaren Mandat versehen werden, signifikante Steigerungen der Kapitalanforderungen zu vermeiden. Die Banken hätten bereits in den vergangenen Jahren ihre Kapitalquoten deutlich erhöht. Regulatorisch anerkannte bankinterne Risikomodelle dürfen zudem nicht benachteiligt werden. Die Vorschläge des Baseler Ausschusses führen darüber hinaus zu einem Wettbewerbsvorteil für amerikanische Banken, da sich Unternehmen in den USA überwiegend am Kapitalmarkt finanzieren.

Beide Verbände hatten ihre Bedenken zuvor bereits dem französischen Finanzminister Michel Sapin vorgetragen und auf die Notwendigkeit für die Europäische Union und die Eurozone hingewiesen, eigene Auswirkungsstudien durchzuführen, um die europäischen Interessen gemeinsam gegenüber dem Baseler Ausschuss vertreten zu können.

BDI und Bankenverband warnen vor Basel IV – Regulierung darf Finanzierung der Unternehmen nicht gefährden
"Wir müssen aufpassen, dass wir mit der Regulierung von heute nicht die Probleme von morgen kreieren", sagt Christian Ossig, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bankenverbandes anlässlich des "Gespräch in der Burgstraße" zu den Auswirkungen der Finanzmarktregulierung auf die Unternehmensfinanzierung. Der Bankenverband warnt vor den Plänen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, die Kapitalanforderungen für Banken noch weiter zu erhöhen.

"Das Basel III-Paket ist noch nicht vollständig verabschiedet, geschweige denn umgesetzt", so Bankenverbands-Vize Ossig. So kenne man die Auswirkungen noch gar nicht in vollem Umfang, da Basel III bislang keinen ganzen Konjunkturzyklus durchlaufen habe. Doch die anspruchsvollen Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben reduzierten schon jetzt die Finanzierungskapazitäten der Banken.

Derzeit werde in Basel diskutiert, den Einsatz interner Modelle zur Berechnung von Risiken weiter einzuschränken. Ossig: "Es ist unsere große Sorge, dass dadurch die Eigenkapitalunterlegung gegenüber Basel III noch weiter und deutlich erhöht wird – als Basel IV", so Ossig.

Zwar sind die Konsequenzen der Bankenregulierung, insbesondere von Basel III, bis dato für die Wirtschaft noch kaum spürbar. Vor allem die derzeitige extreme Niedrigzinsphase, die lang anhaltende günstige Konjunktur und die niedrige Nachfrage nach Krediten bei gleichzeitig hohem Anbieterwettbewerb sorgen für nach wie vor sehr gute Finanzierungsbedingungen für Unternehmen.

Gleichwohl warnen der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und der Bankenverband in einem gemeinsamen Positionspapier, die Regulierung dürfe nicht dazu führen, dass Banken die bewährten Finanzdienstleistungen nicht mehr anbieten können. (Bankenverband: ra)

eingetragen: 26.07.16
Home & Newsletterlauf: 29.08.16

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