Interessenkonflikt muss beendet werden


Das "Kartell" zwischen Politik und Autoindustrie beenden
Zur Verbesserung des gesetzlichen Rahmens gehört auch ein Unternehmensstrafrecht, das Unternehmen effektiv, abschreckend und verhältnismäßig bestrafen kann



Angesichts der jüngsten Entwicklungen in der deutschen Autoindustrie fordert die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. von der deutschen Politik endlich Taten. Die Politik muss ihrer Verantwortung für die Beachtung und Umsetzung von Regeln gerecht werden und die Glaubwürdigkeit in den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder herstellen.

Offenbar konnten die Automobilunternehmen bisher ohne Sorge über rechtliche Konsequenzen agieren. Gesetzliche Standards wurden manipuliert, das zuständige Verkehrsministerium und die Zulassungsbehörde haben angesichts des Interessenkonflikts zwischen dem Schutz einer wichtigen Wirtschaftsbranche in Deutschland und dem Schutz von Umwelt und Verbrauchern weggeschaut.

"Dieser Interessenkonflikt muss beendet werden. Die Verantwortung für saubere Autos und deren Kontrolle gehört ins Bundesumweltministerium. Für Abgaskontrollen und KFZ-Zulassungen muss künftig das Umweltbundesamt und nicht mehr länger das Kraftfahrt-Bundesamt zuständig sein", so Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland.

Zur Verbesserung des gesetzlichen Rahmens gehört auch ein Unternehmensstrafrecht, das Unternehmen effektiv, abschreckend und verhältnismäßig bestrafen kann. Außerdem müssen gesetzliche Mindeststandards für Compliance-Management-Systeme (CMS) festgelegt werden. Die Tatsache, dass illegale Absprachen, wie auch sonstige rechtswidrige Praktiken häufig zu spät oder gar nicht an die Öffentlichkeit gelangen, macht den Bedarf nach einem gesetzlich verpflichtenden Hinweisgeberschutz deutlich. Die Offenbarung rechtswidriger Geschäftsgeheimnisse muss entkriminalisiert werden, damit potentielle Hinweisgeber ermutigt werden, Rechtsverstöße zu melden.

Auch bezüglich der Schnittstellen zwischen Politik und Wirtschaft besteht Handlungsbedarf. Transparency Deutschland fordert ein gesetzlich verpflichtendes Lobbyregister und einen legislativen Fußabdruck, der die Einflüsse aller beteiligten Interessengruppen im Gesetzgebungsprozess dokumentiert. "Verbraucher, Wettbewerber und die Öffentlichkeit haben ein Recht darauf, zu erfahren, wer wann auf den Gesetzgebungsprozess Einfluss nimmt", so Wolfgang Jäckle, Leiter der Arbeitsgruppe Politik. "Wie nachteilig und gefährlich für die Gesamtgesellschaft eine enge Verzahnung zwischen Politik und Unternehmen der Automobilbranche sein kann, zeigen der aktuelle Abgasskandal sowie der Verdacht auf wettbewerbswidrige Kartellverstöße." In den Prozess der Aufarbeitung muss daher auch die Zivilgesellschaft mit einbezogen werden.

Hintergrund
Das Global Corruption Barometer 2016 hat gezeigt, dass 77 Prozent der Befragten in Deutschland der Meinung sind, die deutsche Politik lasse sich von bestimmten Interessen zu sehr vereinnahmen. Transparency Deutschland fordert deshalb einen legislativen Fußabdruck, der die Einflüsse aller beteiligten Interessengruppen im Gesetzgebungsprozess abbildet. Es ist Aufgabe der Politik, für mehr Transparenz im Gesetzgebungsprozess und einen stringenteren Umgang mit Interessenkonflikten zu sorgen.
(Transparency: ra)

eingetragen: 20.08.17
Home & Newsletterlauf: 14.09.17

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Standards für ethische KI in Europa setzen

    Im EU-Projekt CERTAIN arbeitet ein Forschungsteam der Fachhochschule St. Pölten an neuen Maßnahmen zur Sicherung ethischer und regulatorischer Standards im Bereich der künstlichen Intelligenz. Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die Organisationen und Unternehmen dabei unterstützen, die europäischen Vorschriften für die KI-Entwicklung und den verantwortungsvollen Umgang mit Daten schnell und kostengünstig einzuhalten.

  • Moratorium gemäß § 46 Kreditwesengesetz (KWG)

    Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 27. Februar 2025 über das Bankhaus Obotritia GmbH ein Moratorium gemäß § 46 Kreditwesengesetz (KWG) verhängt und damit die Schließung der Bank für den Kundenverkehr angeordnet. Infolge des hiermit verbundenen Veräußerungs- und Zahlungsverbotes ist es der Bank nicht mehr möglich, Verfügungen über Einlagen zuzulassen.

  • Mitteldeutschland vernetzt sich im Datenschutz

    Die Datenschutzaufsichtsbehörden der Länder Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen richten zusammen mit dem Berufsverband der Datenschutzbeauftragten e.V. den 1. Mitteldeutschen Datenschutztag aus. "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines modernen Datenschutzes. Die Veranstaltung bietet eine gute Chance für die Vernetzung der behördlichen und externen Datenschutzbeauftragten aus drei Bundesländern.

  • Hamburgs Lobbyregistergesetz verabschiedet

    Transparency International Deutschland und Mehr Demokratie begrüßen die Verabschiedung des Hamburger Lobbyregistergesetzes durch die Hamburgische Bürgerschaft. Die Hamburger Regionalteams von Transparency Deutschland und Mehr Demokratie hatten bereits im Jahr 2023 ein Lobbyregister mit exekutivem und legislativem Fußabdruck gefordert.

  • Chancen für das Vertragsmanagement

    Die EU-Verordnung "eIDAS 2.0" schafft klare Regeln für digitale Identitäten und elektronische Signaturen. Im Mittelpunkt steht die Einführung der European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) - eine digitale Brieftasche, mit der sich Unternehmen und Privatpersonen sicher online ausweisen, Nachweise speichern und Verträge qualifiziert elektronisch unterzeichnen können.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen