Sie sind hier: Home » Markt » Hinweise & Tipps

Risikoentscheidungen zu Klima- oder Cybergefahren


Diese fünf Top-Risiken fordern Risiko- und Versicherungsmanager 2022 heraus
Risikomanagement im Rückspiegel ist nicht mehr zeitgemäß



Politische Unsicherheiten, Naturgefahren, aber – allen voran – Verluste, die aus ESG -Verpflichtungen erwachsen, werden die Risikomanager in deutschen Unternehmen nächstes Jahr beschäftigen. Zu diesem Schluss kommt der international tätige Versicherungsmakler WTW und mahnt Unternehmen, ihr Risikomanagement grundlegend zu verändern: "Es kommen zu viele neue, bisher unbekannte Risiken auf Organisationen zu, als dass man weiterhin ‚Risikomanagement im Rückspiegel‘ betreiben könnte", erklärt Mathias Pahl Head of Corporate Risk & Broking bei WTW. "Risikoentscheidungen zu Klima- oder Cybergefahren können nicht auf Vergangenheitswerten basieren – die sogenannten ‚Emerging Risks‘ zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch fehlende historische Daten kaum oder nur schwer zu bewerten sind."

Neue Risikofelder – das kommt auf die Unternehmen zu
In diesem Jahr werden neu aufkommende Risiken an Bedeutung gewinnen. "Die Aufgabe der Unternehmen liegt darin, deren Wahrscheinlichkeit für die eigene Organisation zu antizipieren, die möglichen Folgen abzuschätzen und im Rahmen einer Gesamt-Risikostrategie abzusichern", so Pahl.

1. ESG: Nachhaltigkeitsverpflichtungen
ESG-Kriterien fließen zunehmend in die Unternehmensbewertung ein und werden zum Erfolgsfaktor bei der Beschaffung von Kapital. "ESG zwingt zum Umdenken, denn die Kriterien zählen seit diesem Jahr auch in der Versicherung zum regulatorischen Standard", erläutert Monika Behrens, Geschäftsführerin der Willis Towers Watson Versicherungsmakler GmbH. "Firmen, die diese Standards nicht erfüllen, riskieren, dass sie künftig keinen adäquaten Versicherungsschutz mehr erhalten." Insgesamt steigt der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden, um ihre eigene Auswirkung auf das Klima zu minimieren.

Auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das ab 2023 in Kraft tritt, fordert nachhaltiges Handeln: Es verpflichtet zu einer Risikoanalyse der eigenen Lieferkette im Hinblick auf mögliche Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden.

Behrens weiter: "Damit Unternehmen ‚resilient‘ gegen die Herausforderungen aus Klimakrise und Nachhaltigkeit werden können, ist künftig die Kooperation von Risk Management und Sustainability Management in einer Organisation besonders wichtig."

2. Klimarisiken
Bereits heute führen Überschwemmungen, Hitzewellen oder kriegerische Auseinandersetzungen um Wasser die Liste der Klimarisiken an. Jedes Unternehmen kann die daraus resultierenden Bedrohungen nur individuell für sein Geschäft und seine Standorte bewerten. Dafür sind moderne Tools und umfassende Datenbanken nötig, die aufzeigen können, mit welchen Schäden etwa in einer bestimmten Region gerechnet werden muss. "Wer Klimagefahren erkennt, sollte zweigleisig fahren", so Behrens: "Es gilt einerseits, Risiken durch Präventionsmaßnahmen abzumildern, andererseits mögliche Verluste durch Versicherungslösungen abzudecken."

3. Cyber-Gefahren
Aufgrund massiv gestiegener Cyber-Schäden zeichnen Versicherer dieses Risiko immer zurückhaltender. 2022 werden die verfügbaren Kapazitäten weiter reduziert, sodass vor allem Großunternehmen kaum noch ausreichend Versicherungsschutz erhalten. "Um weiterhin Cyber-Deckungen zu bekommen, müssen Unternehmen proaktiv die Schwachstellen in ihren IT-Systemen identifizieren und ausbessern", sagt Behrens. "Auch sollten sie verstärkt und wirksam in Prävention investieren, beispielsweise in die Schulung und Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter."

4. Politische Risiken
Unternehmensverluste durch politische Turbulenzen – etwa durch Kriege, den Brexit oder COVID-19 – nehmen weltweit zu. Unternehmen sollten politische Spannungsfelder genau beobachten, um auf mögliche Auswirkungen gefasst zu sein. "Digitale Risikotools, die sich großer Datenmengen bedienen, können beispielsweise die Kosten für politische Risiken in bestimmten Rechtsräumen oder Industrien bewerten", so Behrens.

Für viele Unternehmen steigt mit der Coronapandemie auch das Insolvenzrisiko. "Letztlich müssen selbst Unternehmen, die wirtschaftlich nicht unter der Pandemie leiden, 2022 herausstellen, wie sie beabsichtigen, den pandemiebedingten Risiken entgegenzuwirken."

5. Pandemie bedroht Stabilität in Unternehmen
Die Folgen von Corona sind in vielen Unternehmen noch nicht abschätzbar und spiegeln sich auf vielen Ebenen wider: Vielen gemeinsam ist die Sorge vor der wachsenden Inflation. Diesbezüglich müssen bestehende Verträge und Versicherungssummen noch einmal überprüft werden, insbesondere in den Bereichen Sachversicherung und bei der Versicherung von Kostenpositionen.

Darüber hinaus sind neu aufkommende Mitarbeiterrisiken hoch. So zeigt der jüngste Benefits-Trends Survey von WTW, dass die Wechselbereitschaft von Mitarbeitern Ende 2021 sehr viel höher ist als vor der Pandemie. Eine stärkere Berücksichtigung von Benefits-Angeboten zur Mitarbeiterunterstützung und -bindung sind daher in Zukunft unerlässlich. Risikomanager müssen auch diese Felder fortwährend beobachten, um schnell handeln zu können.

Wechsel vom reaktiven auf proaktives Risikomanagement notwendig
Das Jahr 2022 konfrontiert Risk Manager mit vielen Einschränkungen: Reduzierung von Kapazitäten, Erhöhung der Prämien und begrenzte Versicherungsbedingungen. Zugleich steigen die Anforderungen des Gesetzgebers wie auch seitens der Versicherer an Nachhaltigkeit und Resilienz gegenüber neuen Bedrohungen.

"Die To-Do-Liste für 2022 umfasst daher vor allem eine umfassende Analyse aller Risiken, unter Berücksichtigung der Emerging Risks", sagt Risikoexperte Pahl. "Man muss sich früh mit den neuen Risiken beschäftigen und in die Prävention investieren. Nur wer vorausschauend handelt, kann sich ausreichend absichern." (WTW: ra)

eingetragen: 11.02.22
Newsletterlauf: 26.04.22

WTW: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Hinweise & Tipps

  • Ethik für KI-Technologien ein Muss

    Das Europäische Parlament hat kürzlich mit dem "AI-Act" die weltweit erste staatliche Regulierung von KI verabschiedet. Die Verordnung soll die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien maßgeblich regeln, indem sie Transparenz, Rechenschaftspflichten und Sicherheitsstandards vorschreibt.

  • Prüfungsangst kommt nicht von ungefähr

    Stehen die Prüfer des Fiskus vor der Tür, steigt in fast jedem Unternehmen das Nervositätslevel. Die Besucher kündigen sich zwar rechtzeitig an, stellen ihren Gastgebern aber ausführliche Detailfragen und schauen sich interne Unterlagen genau an, was nicht nur Zeit und Nerven kostet, sondern manchmal auch sehr viel Geld. "Mit einer gründlichen Vorbereitung können Firmen, Freiberufler und Selbstständige der Kontrolle ihrer Buchführung durch das Finanzamt aber in aller Regel gelassen entgegenblicken", betont Prof. Dr. Christoph Juhn, Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule und geschäftsführender Partner der Kanzlei Juhn Partner.

  • Bausteine für ein erfolgreiches ESG-Reporting

    Das Europäische Parlament hat bereits zum Jahresende 2022 die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) angenommen. Zahlreiche Unternehmen - kapitalmarktorientierte, aber auch viele aus dem Mittelstand - sind spätestens Anfang 2025 rechtlich dazu verpflichtet, Informationen über die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ihres Handelns zu veröffentlichen und nach einem klar vorgegebenen Kriterienkatalog Rechenschaft abzulegen.

  • Chaos bei der Umsetzung von NIS-2 droht

    Ein Blick zurück kann manchmal sehr lehrreich sein: Am 26. Mai 2018 trat die Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, in Kraft - genauer gesagt endete die 24-monatige Übergangsfrist. Zwei Jahre hatten deutsche Unternehmen also Zeit, ihre Prozesse an die neue Richtlinie anzupassen.

  • Die Uhr für DORA-Compliance tickt

    Ab dem 17. Januar 2025, gilt der Digital Operational Resilience Act (DORA) EU-weit für Finanzunternehmen und ihre IT-Partner. Da es sich um eine Verordnung der europäischen Union handelt, findet die Umsetzung in nationales Recht nicht statt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen