Materialverbrauch bei Computerherstellung


Elektroschrott: Experten fordern mehr Recycling bei Computern
In einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik sei das Recycling von Elektromüll auch industriepolitisch wichtig


(09.10.12) - Eine weitere Stärkung der in Deutschland bereits gut entwickelten Recycling- und Kreislaufwirtschaft und eine Reduzierung des Materialverbrauchs in der Industrie fordert der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung. Bei einer Anhörung unter dem Titel "Elektroschrott – Rohstoff der Zukunft" warnte der Vorsitzende Andreas Jung (CDU) vor den "konkreten ökologischen und sozialen Konsequenzen" der Computerproduktion. Der Sachverständige Olaf Tschimpke betonte, in einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik sei das Recycling von Elektromüll auch industriepolitisch wichtig. Der Vizevorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, eines Beratungsgremiums der Regierung, rief dazu auf, Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien wie auch afrikanische Staaten beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.

Mit der Vorführung des Films "Behind the screen – Das Leben meines Computers", der sich kritisch mit den sozialen und ökologischen Aspekten der Herstellung solche Geräte auseinandersetzt, sollte die Veranstaltung einen Beitrag dazu leisten, Bürger und Politik bei diesem Thema "aus der Gedankenlosigkeit zu reißen", so Jung.

Der Streifen des Regisseurs Stefan Baumgartner und der Produzentin Sandra Heberling, der mit dem Filmpreis "Nachhaltigkeit" des Bundestags ausgezeichnet worden ist, zeigt den Abbau und die Aufbereitung von Gold in Westafrika, die Elektronikfertigung in Tschechien und die Endlagerung ausrangierter Computer auf Müllhalden wiederum auf dem schwarzen Kontinent. Am Beispiel konkret Betroffener demonstriert die Dokumentation, unter welch miserablen Bedingungen Einheimische in Afrika für wenig Geld nach Gold buddeln, wie niedrig die Löhne bei langen Arbeitszeiten in einer tschechischen Fabrik sind und wie umwelt- und gesundheitsschädlich die Deponierung von Elektroschrott aus Europa und Nordamerika in Afrika ist – und dies, obwohl eine "Basler Konvention" als internationale Vereinbarung die Ausfuhr solchen Abfalls eigentlich verbietet. Regisseur Baumgartner: "Der Film gibt den Menschen hinter dem beliebten Elektronikprodukt ein Gesicht."

Tschimpke kritisierte den hohen Materialverbrauch bei der Computerherstellung, der damit zu tun habe, dass bei diesen Geräten von vornherein eine nur begrenzte Lebensdauer konzipiert werde, dass die Produktzyklen immer kürzer würden und dass ein Neukauf oft preisgünstiger sei als eine Reparatur. Die Rückgabe ausgedienter Laptops, Rechner oder Handys sei mit zu viel Aufwand verbunden. Der Präsident des Naturschutzbundes: "Die IT-Branche leistet sich noch viel, was sich andere Sektoren nicht mehr leisten können."

Der Sachverständige appellierte an die Unternehmen, stärker ihrer "Produzentenverantwortung" gerecht zu werden und den Herstellungsprozess unter ökologischen und sozialen Aspekten zu verbessern. Er plädierte dafür, die Verbraucherinformation auszubauen und finanzielle Anreize für die Rücknahme ausrangierter Geräte ins Auge zu fassen. In höherem Maße als bislang müssten Computer reparaturfähig werden.

Tschimpke forderte, künftig solle bei solchen Geräten eine Mindestquote für recycelbare Materialien festgelegt werden. Nötig sei, den illegalen Export von Elektroschrott aus der EU etwa in afrikanische Länder effizienter zu unterbinden, die entsprechenden EU-Vorgaben müssten nun in die Praxis umgesetzt werden. Im Interesse einer Verminderung des Materialverbrauchs im Produktionsprozess brachte der Sachverständige die Idee ins Spiel, die Bürger zu animieren, bestimmte Geräte nicht zu kaufen, sondern lediglich bei Bedarf zu mieten. Sinnvoll könne dies beispielsweise bei Bohrmaschinen sein, die nur sehr selten genutzt würden. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen