Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Cyberbetrug als CEO Fraud oder Chef-Betrug


CEO-Fraud - Wie uns das geschriebene Wort in Schwierigkeiten bringen kann
Um sich gegen CEO-fraud-Attacken zu wappnen, sollten Unternehmen in den Aufbau einer "menschlichen Firewall" investieren



Von Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4

In Zeiten von Home Office ändert sich eine Sache ganz entscheidend: Die Kommunikation mit besonderem Augenmerk auf den genutzten Kanal. Sitzen alle im Büro, ist der Weg zu einem persönlichen Gespräch und darin besprochenen Anweisungen des Vorgesetzten nicht weit. Wenn aber alle zu Hause sind, steigt das E-Mail Aufkommen drastisch. Auch Konferenztelefonate nehmen rapide zu. Nun ist dies zunächst einfach eine andere Art miteinander zu sprechen, doch leider steigen damit ebenso die Risiken einer Fehlkommunikation oder aber nutzen Kriminelle diese Unsicherheiten für sich aus.

Immer wieder passiert es, dass man etwas falsch einschätzt. Fehlinterpretationen von Situationen und Begebenheiten sind nicht selten. Eine Textnachricht kann oftmals missverstanden werden. Die geschieht leicht, indem die emotionale Betonung des Gegenübers falsch gedeutet wird. Was ist die logische Konsequenz im Business-Alltag? Befolge genau, was geschrieben wurde und frag am besten nicht nach. Doch genau diese Einstellung ist fatal und hat dramatische Folgen, sollte die Nachricht nicht wirklich von der oberen Etage stammen.

Das Wort hat viel Macht und der Ton macht die Musik!
Sehr oft entstehen vermeidbare Konflikte. Das nur, weil der "Tonfall" des Textes falsch gedeutet wurde. Ein eigentlich nett gemeinter Kommentar, wird plötzlich negativ verstanden. Das Ergebnis ist, dass das geschriebene Wort selbst in den Hintergrund rückt und es lediglich um die Emotion dahinter geht. Mit der Kenntnis des Gegenübers erhält die Nachricht eine Stimme. Fatal ist es jedoch, dass man nicht wirklich sagen kann, ob man dann die richtige Tonlage zu den richtigen Worten zugeordnet hat. Besonders viele Nachrichten, die aufeinander folgen und relativ kurz sind, rufen zumeist eine gehetzte und gestresste Stimmung hervor.

Diese psychologische Komponente im derzeitigen beruflichen Alltag, noch dazu bei Arbeitnehmern mit Kindern im Haus, nutzen Cyberkriminelle aus. Ihnen ist es möglich die Mail-Adressen der Vorgesetzten zu imitieren und dadurch Anweisungen an Mitarbeiter zu senden. Dies wird dann zur Gefahr, wenn sie ohne Rückfragen befolgt werden. Zumeist wird eine Stresssituation erzeugt. Ein verärgerter Chef gibt an, eine dringende Überweisung in Auftrag zu geben.

Diese Art von Cyberbetrug wird als "CEO Fraud" oder Chef-Betrug bezeichnet. Business Email Compromise (BEC) ist dabei der eigentliche Begriff. In Europa wird jedoch dazu geneigt, den Begriff CEO-Fraud zu verwenden. Die Kriminellen stehlen Online-Identitäten leitender Angestellter, um sich anschließend Geld auf ihre Konten überweisen zu lassen. Eine aktuelle Art ist es, die Informationen über Lieferanten zu stehlen und so falsche Rechnungen zu versenden.

Vor allem in einer Zeit, in der die Mehrheit im Home Office arbeitet, muss ein jeder die Informationen, die er erhält gegenprüfen. Es ist zu empfehlen, dass Überweisungen beispielsweise nur nach persönlicher Freigabe getätigt werden. Viele Banking-Programme erlauben es beispielsweise, dass die Buchungen zwar erstellt werden, die Umsetzung jedoch nur nach digitaler Unterschrift der verantwortlichen Person getätigt wird.

Um sich gegen solche Attacken zu wappnen, sollten Unternehmen in den Aufbau einer "menschlichen Firewall" investieren. Dafür müssen alle Mitarbeiter mit einem fortgeschrittenen Security-Awareness-Training und darin enthaltenen regelmäßig durchgeführten simulierten Phishing-Tests geschult werden. Die Trainings unterstützen die Mitarbeiter dabei bösartige E-Mails und Webinhalte zu erkennen. Verbunden mit den Erfahrungswerten, die Mitarbeiter im Laufe der Zeit im Umgang mit diesen Angriffen entwickeln, erhöhen sich die Chancen für eine erfolgreiche Abwehr eines Angriffs.

Mitarbeiter können ein Plug-In namens Phish-Alert-Button in ihr Outlook installieren. Dies ist ein Knopf, bei dem die Betroffenen bedrohlich wirkende E-Mails direkt und einfach melden können, sodass der Absender direkt bei allen Geräten der Organisation in Quarantäne gesetzt wird und erst nach Überprüfung darüber entschieden wird, ob Mails von ihm weiterhin geöffnet werden dürfen. Der Button vereinfacht diesen Prozess erheblich. (KnowBe4: ra)

eingetragen: 28.05.20
Newsletterlauf: 11.08.20

KnowBe4: Kontakt und Steckbrief



Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Hintergrund

  • Überprüfung der Finanzmarktregulierung notwendig

    Die privaten Banken sehen neue Chancen für Fortschritte auf dem Weg zu gemeinsamen Finanzmärkten in Europa. "Die Kapitalmarktunion ist so weit oben auf der europapolitischen Agenda wie seit Jahren nicht - wir begrüßen das ausdrücklich", sagte Christian Sewing, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, anlässlich des 23. Deutschen Bankentages in Berlin.

  • Schutz von Unternehmen vor Abmahnmissbrauch

    Gute Nachricht für Deutschlands Unternehmen: Der Bundesrat hat beschlossen, einen Gesetzentwurf aus Bayern zum Schutz vor Abmahnmissbrauch in den Bundestag einzubringen. Mit dem Entwurf soll die Verfolgung von Verstößen gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) ausgeschlossen werden.

  • IP-Adressen der einzige Ermittlungsansatz?

    Die Ampel-Regierung hat sich nach Angaben von FDP-Rechtspolitikern im Kabinett auf das sogenannte "Quick-Freeze-Verfahren" geeinigt. Verkehrsdaten sollen bei diesem Modell nur bei einem Anfangsverdacht auf eine Straftat auf Richteranordnung gespeichert werden.

  • Unterschied zwischen DSA und NetzDG

    Am 17. Februar 2024 trat der Digital Services Act (DSA), das EU-Regelwerk für Internet-Plattformen, in vollem Umfang in Kraft. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich sagte: "Hass und Hetze im Internet bedrohen unsere Demokratie wie nie zuvor. Nach einer aktuellen, repräsentativen Studie wurde fast jede zweite Person in Deutschland bereits online beleidigt, ein Viertel der Befragten mit körperlicher Gewalt konfrontiert.

  • Entwicklung der Künstlichen Intelligenz 2024

    Unkoordinierter Einsatz, Fokus auf Personalisierung, Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, ROI sowie Bedrohungen und Chancen sind die Trends, die die Künstliche Intelligenz 2024 prägen werden. Der weltweite Umsatz im Bereich Künstliche Intelligenz in den Anwendungsfeldern Hardware, Software und IT-Services könnte sich im Jahr 2024 auf über 550 Milliarden US-Dollar belaufen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen