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Wird KI den Finanzberater ersetzen?


KI im Bankwesen 2024: 340 Milliarden Dollar Potential
KI als Chance für die Finanzwelt: Risiko von Betrug und Compliance-Verstößen durch eine bessere Überwachung zu minimieren



Die Zeiten, in denen Finanzdienstleister in Deutschland künstlicher Intelligenz nur zaghaft begegneten, sind vorbei. Banken, Vermögensverwalter und Asset Manager haben KI eindeutig als eine der strategisch wichtigsten Technologien für die Branche erkannt. Allerdings ist es für viele Akteure nach wie vor schwierig, diese effektiv umzusetzen. Dabei ist die allgemeine Investitionsbereitschaft groß: Nach Marktdaten und Untersuchungen, die Objectway vorliegen, haben 83 Prozent der befragten Unternehmen bereits in KI investiert und planen, ihre Ausgaben in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen. Zum Ende des Jahres 2023 zieht Karl im Brahm, CEO von Objectway für die DACH-Region, Bilanz: Welche finanziellen Auswirkungen wird die Technologie auf den Gesamtumsatz haben, welche personellen Veränderungen sind zu erwarten und welche Rollen und Aufgaben innerhalb des Finanzsektors werden von KI ergänzt - oder gänzlich ersetzt? Auf Basis gezielter Fragen liefert der Experte eine Prognose für die Auswirkungen von KI auf die Finanzbranche für das Jahr 2024.

Laut einer Studie von GlobalData werden Retail-Banken bis 2024 voraussichtlich 4,9 Milliarden US-Dollar für KI-Plattformen ausgeben, was einem jährlichen Wachstum von 21,8 Prozent ab 2019 entspricht. Eine Herausforderung hierbei ist, zu identifizieren, wo genau diese Investitionen angelegt werden müssen. "Banken nutzen KI bisweilen hauptsächlich zur Steigerung der betrieblichen Effizienz und nicht zur Erzielung von Einnahmen", weiß Karl im Brahm, CEO der DACH-Region von Objectway. So gab ein Großteil (68 Prozent) der Entscheidungsträger für Daten- und Analysetechnologie im Bankwesen an, dass KI genutzt werde, um die Effizienz des IT-Betriebs und des Geschäftsbetriebs zu steigern.

Zusätzlich dazu weist Karl im Brahm jedoch auf ein weiteres bedeutendes Investitionsziel hin: die an KI gebundenen Personalausgaben. "Im Gegensatz zum voraussichtlichen Risiko des Stellenabbaus machen sich die Unternehmen mehr Sorgen über ihre Personalbemühungen im Zusammenhang mit KI und Machine Learning", erklärt der Finanzexperte. Fehlende fachliche Kenntnisse stehen ganz oben auf der Liste der Herausforderungen für Banken, die KI einsetzen: Marktumfragen ergaben, dass 31 Prozent der Befragten eine Umschulung bestehender Mitarbeiter für notwendig halten, während 27 Prozent der Meinung sind, dass sie neue Mitarbeiter einstellen müssen, um mit den neuen Technologien richtig umgehen zu können. Wer jetzt richtig investieren würde, könne 2024 davon profitieren, weiß Karl im Brahm: "Im Bereich der Finanzdienstleistungen hat die generative KI das Potenzial, einen Wert von 200 bis 340 Milliarden US-Dollar zu generieren. Das stellt einen Anteil von 2,8 bis 4,7 Prozent des gesamten Branchenumsatzes dar.

Kann KI den Kunden optimierte Portfolioergebnisse bieten?
Über finanzielle Bestrebungen hinaus sieht Karl im Brahm im Einsatz von KI im Bankwesen die Chance, die Portfoliorendite zu maximieren und somit die Kundenzufriedenheit zu steigern. "Derzeit wird an einer Vielzahl von KI-Modellen geforscht, die helfen sollen, bessere Portfolios zu konstruieren. Dabei geht es insbesondere um die Zusammenstellung von Portfolios nach Faktoren und Themen. Aber auch neue quantitative Modelle zur Alpha-Generierung spielen eine Rolle. Ziel ist es, bessere Ergebnisse als der Markt zu erzielen und dabei unstrukturierte Daten nach Stimmungen zu verarbeiten", offenbart der Manager. Er prognostiziert eine Verbesserung der gebotenen Leistungen. Dies hängt mit den manuellen Prozessen zusammen, die den Sektor weiterhin plagen. Ihre Automatisierung soll das Bankenwesen von einer reaktiven in eine proaktive Kundenbedienung lenken. Zwischen den Absichten der Banken und der Realität gäbe es jedoch noch eine große Lücke, lenkt im Brahm ein: "Um die Chancen, die KI bietet, optimal zu nutzen, müssen die Banken die Grundlagen für KI-Initiativen stärken, wie zum Beispiel die richtigen Eigentumsverhältnisse definieren, ausreichende Kenntnisse bei den Mitarbeitern schaffen, Grundlagen der Datenverwaltung bieten und vor allen Dingen die richtigen Anwendungsfälle auswählen."

Wird KI den Finanzberater ersetzen?
Besonders Finanzberater fühlen sich von den Einsatzmöglichkeiten von KI im Finanzdienstleistungssektor bedroht. Dafür sieht Karl im Brahm keinen Grund. "Die Rolle des Finanzberaters, wenn auch in einem zunehmend hybriden Kontext, wird weiterhin entscheidend für die Aufrechterhaltung der persönlichen Beziehung mit der Unterstützung digitaler Technologien sein", sagt der Geschäftsführer voraus. Dies gelte besonders für die finanzielle Bildung zukünftiger Anleger. Gerade die neuen Generationen, die dazu neigen auf Sozialen Medien nach – schlecht erklärten - Finanzinformationen suchen, müssten abgeholt werden. Im Gegenteil sieht im Brahm in der KI also eine Chance für die Finanzberatung: "Digitale Technologien, allen voran die generative KI, können die Rolle des Beraters stärken und dank der Automatisierung von Prozessen Unterstützung bei Entscheidungsprozessen, bei der Innovation des Angebots und bei der Personalisierung der Beziehung bieten." Dabei müssen KI-Systeme vielmehr die Rolle von virtuellen Assistenten und nicht von "Beratern" einnehmen – und auch so an Kunden und Beratern kommuniziert werden, um ihre Akzeptanz zu fördern. Der Geschäftsführer gibt auch Beispiele dafür an, wie KI bereits erfolgreich als Assistent genutzt wird, so etwa um überzeugende und unvoreingenommene Marktkommentare zu verfassen oder um qualitativ hochwertige E-Mails mit einem persönlichen Tonfall zu schreiben, der auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten ist.

Wie wichtig wird es sein, die KI zu verstehen?
Auf die Frage, welche KI-getriebenen Innovationen für das Jahr 2024 zu erwarten sind, weist der Objectway-CEO mit Gewissheit auf die zunehmende Bedeutung der Erklärbarkeit der Technologie hin. "Die Auswahl der richtigen Anwendungsfälle für die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens ist von zentraler Bedeutung für den erfolgreichen Einsatz von KI - ein Einsatz, der einen echten geschäftlichen Nutzen bringt. Unternehmen und Anbieter bemühen sich, genAI-Anwendungsfälle für Investoren und Berater zu identifizieren", erklärt Karl im Brahm. Während genAI immer mehr an Fahrt gewinne, würden die meisten Unternehmen noch immer mit Fragen wie Datenschutz, Voreingenommenheit und Erklärbarkeit von KI kämpfen. Laut im Brahm werden Unternehmen das Risiko, dass genAI-Tools ihren Kunden schlechte Anlagen empfehlen, als zu hoch ansehen. Als Reaktion darauf würden sie in erklärbare KI-Systeme investieren, um kontinuierlich nachweisen zu können, dass die von genAI bereitgestellte Beratung im besten Interesse des Kunden sei. So gaben 45 Prozent der Geschäfts- und Technologieexperten in der Vermögensverwaltung an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten erklärbare KI-Technologien einführen werden. Der Experte rät: "Vorausschauende Vermögensverwaltungsunternehmen werden ihre erklärungsbedürftigen KI-Fähigkeiten entwickeln, bevor sie kundenorientierte und potenziell überbewertete Lösungen auf den Markt bringen."

KI – Chance oder Risiko für die Finanzwelt?
Karl im Brahm sieht die KI als Chance für die Finanzwelt. Der Manager erklärt, dass die Branche aufgrund verschiedener Faktoren gut vorbereitet ist, um generative KI-Anwendungen zu integrieren. Dies resultiert insbesondere aus den Merkmalen der Branche, wie den fortlaufenden Digitalisierungs-initiativen, ihren komplexen und isoliert bestehenden IT-Systemen, einer umfangreichen Belegschaft im Kundenservice und einem strengen regulatorischen Umfeld. So birgt der Einsatz generativer KI-Tools das Potential, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, die Entscheidungsfindung und die Erfahrung der Mitarbeiter zu verbessern und das Risiko von Betrug und Compliance-Verstößen durch eine bessere Überwachung zu minimieren. (Objectway: ra)

eingetragen: 29.11.23
Newsletterlauf: 16.02.24

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