Compliance bei der Softwarelizenzierung


Lizenzverletzungen: Deutsche Unternehmen zahlten 2010 insgesamt 940.000 Euro Schadenersatz wegen unlizenzierter Software
BSA: Angesichts des wirtschaftlichen Schadens stärkere staatliche Unterstützung, etwa durch die Möglichkeit benötigt, um zum Ersatz des entstandenen Schadens pauschal eine doppelte Lizenzgebühr verlangen zu können

(03.03.11) - Unternehmen in Deutschland haben 2010 deutlich mehr Schadenersatz wegen des Einsatzes nicht lizenzierter Software gezahlt als im Jahr davor. Auf 940.000 Euro belief sich die Summe der Schadenersatzzahlungen, hinzu kamen Lizenzierungskosten in Höhe von rund 575.000 Euro. Dies teilte die BSA jetzt mit.

Besonders viele Hinweise kamen aus Hamburg und Berlin. Hier lag die Zahl der Hinweise im Verhältnis zur Einwohnerzahl um mehr als das Doppelte über dem Bundesdurchschnitt. Das Risiko entdeckt zu werden ist damit in diesen Städten besonders hoch. Die meisten Fälle in absoluten Zahlen wurden wie in den Jahren zuvor in Nordrhein-Westfalen (20 Prozent) und Bayern (18 Prozent) gemeldet.

Dienstleister und Agenturen riskieren am meisten
Auch bei der Branchenzuordnung gab es zwei klare Spitzenreiter: Die meisten Hinweise auf die Nutzung illegaler Software betrafen den Dienstleistungssektor (13 Prozent) und den Bereich Werbung/Medien/Agenturen (11 Prozent). Allein in diesen beiden Branchen waren Firmen mit insgesamt 4.265 Computerarbeitsplätzen betroffen. Insgesamt waren 2010 in Deutschland 16.500 Rechner verschiedenster Unternehmen Gegenstand der Ermittlungen.

Dr. Oliver Wolff-Rojczyk, Rechtsanwalt der BSA bei der Kanzlei FPS Rechtsanwälte & Notare: "Der Dienstleistungssektor und die Agenturenszene sind besonders dynamisch, sowohl im Wachstum als auch in der Krise. Stellen müssen oft schnell auf- aber auch abgebaut werden. Etliche Unternehmen ignorieren dabei wissentlich oder leichtfertig die Frage der ordnungsgemäßen Lizenzierung und passen den Bestand nicht an den tatsächlichen Bedarf an. Wir vermuten, dass die hohe Zahl an Hinweisen damit zu tun hat, dass in diesen Branchen überproportional viele schwarze Schafe tätig sind."

Anstieg der Schadenersatzzahlungen auch in Europa, Naher Osten und Afrika
In der gesamten Region Europa, Naher Osten und Afrika lag die Gesamtsumme der Schadenersatzzahlungen 2010 bei 7,7 Millionen US-Dollar. Die Kosten für den Nacherwerb fehlender Lizenzen erreichten rund 10 Millionen US-Dollar, so dass die Gesamtkosten für ertappte Unternehmen bei 17,6 Millionen US-Dollar lagen - eine Steigerung von 1,5 Millionen US-Dollar gegenüber dem Vorjahr.

BSA fordert doppelte Lizenzgebühr als pauschalen Schadenersatz
Georg Herrnleben, Director Zentral-, Mitteleuropa, Naher Osten und Afrika, sagte: Einerseits hat sich die Zahl der Hinweise auf den Einsatz nicht lizenzierter Software massiv erhöht. Andererseits signalisieren die Rückmeldungen aus den Unternehmen, dass das Problembewusstsein gewachsen ist. Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung in der Zukunft fortsetzt. Unser mittelfristiges Ziel ist es die Piraterierate von derzeit nicht weniger als 28 Prozent auf um die 20 Prozent zu senken, wie sie in den USA oder Japan herrschen. Dafür ist eine konsequente Rechtsverfolgung ein wichtiges Werkzeug neben unserer Aufklärungsarbeit."

Herrnleven sagte weiter: "Angesichts des wirtschaftlichen Schadens benötigen wir aber auch stärkere staatliche Unterstützung, etwa durch die Möglichkeit, zum Ersatz des entstandenen Schadens pauschal eine doppelte Lizenzgebühr zu verlangen. Dabei geht es nicht um eine Bestrafung der Verletzer, sondern die Pauschalierung des tatsächlich entstandenen Schadens, der bei weitem nicht nur aus den entgangenen Lizenzgebühren, sondern unter anderem auch aus Kosten für die Aufdeckung und Verfolgung der Piraterie sowie die Durchführung von Aufklärungskampagnen besteht. Bislang ist diese Art der Schadensberechnung in Deutschland nur in seltenen Ausnahmefällen außerhalb der Softwarepiraterie erlaubt. In anderen Ländern wie etwa Österreich wird diese Berechnungsmethode indes seit Jahren auch bei der Nutzung nicht lizenzierter Software erfolgreich angewandt. Eine entsprechende EU-weite Regelung scheiterte an einer Intervention Deutschlands." (BSA: ra)

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    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

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