Fehlende Compliance im Software-Lizenzbereich


Piraterie-Studie:
28 Prozent der deutschen Software-Anwender geben zu, Raubkopien zu nutzen
"Schattenwirtschaft" unlizenzierter Software in Deutschland steigt 2011 auf 1,7 Milliarden Euro

(22.05.12) - 26 Prozent aller Software in Deutschland war 2011 unlizenziert. Insgesamt wurde hierzulande PC-Software im Wert von 6,7 Mrd. Euro eingesetzt - lizenziert und bezahlt wurden aber nur Programme im Wert von 4,9 Mrd. Euro. Laut Selbstauskunft greifen nur 66 Prozent der deutschen Software-Nutzer nie zu unlizenzierter Software. Auch die zunehmende Verbreitung von Tablet-Computern und die Popularität von Software-as-a-Service (SaaS) konnte nicht verhindern, dass die "Schattenwirtschaft" mit illegaler Software weiterhin blüht: Trotz des rasanten Wachstums dieser Angebote war ihr Anteil zu gering, um deutliche Auswirkungen zu haben. Weltweit waren 42 Prozent aller eingesetzten Programme unlizenziert, was Software im Wert von 63 Mrd. US-Dollar entspricht. Die Ergebnisse stammen aus der aktuellen Piraterie-Studie der Business Software Alliance (BSA) im Verbund mit der IDC und dem Marktforschungsinstitut Ipsos.

Die deutschen Software-Nutzer sind im internationalen Vergleich laut Selbstauskunft Piraterie-Muffel. 66 Prozent geben an, nie zu unlizenzierten Programmen zu greifen. Damit liegt Deutschland nach Großbritannien auf dem zweiten Rang. Dabei stehen die moralischen Aspekte im Vordergrund, wenn es um die Vermeidung illegaler Software geht: 43 Prozent der Befragten nannten dies als Grund dafür, keine unlizenzierten Programm zu nutzen. Nur 32 Prozent nannten das Risiko rechtlicher Folgen als Motiv.

Weltweit verlagerte sich der Software-Markt weiter in die Schwellen- und Entwicklungsländer, die hohe Wachstums-, aber auch Piraterieraten aufweisen. 2011 gingen 56 Prozent aller verkauften PCs in diese Länder, jedoch nur ein Bruchteil der legalen Software. Dies führt auch dazu, dass etwa China mittlerweile knapp hinter den USA liegt, was das finanzielle Volumen illegaler Software angeht (8,9 Mrd. US-Dollar in China bzw. 9,8 Mrd. US-Dollar in den USA) - die vierfach höhere Piraterierate in China (77 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent in den USA) lässt aber nur auf einen legalen Markt von 2,7 Mrd. US-Dollar schließen. In den USA hat dieser ein Marktvolumen von 41,7 Mrd. US-Dollar.

Lesen Sie zum Thema "Software-as-a-Service" auch: SaaS-Magazin.de (www.saasmagazin.de)

Cloud Computing, SaaS, Tablets, Laptops und weniger "White-Box": Entwicklungen, die unlizenzierter Software entgegen wirken

Eine Reihe von technischen Entwicklungen bremst die Verbreitung unlizenzierter Software.Ihr Einfluss ist zwar teilweise noch gering, könnte sich aber in den nächsten Jahren deutlich verstärken.

>> Tablet-Computer: Der rasante Zuwachs um 80 Prozent auf 80 Millionen eingesetzter Tablets weltweit führt zum Rückgang unlizenzierter Software. Dennoch ist die Verbreitung noch zu gering, um großen Einfluss zu haben: 3,7 Mrd. Apps im Wert von 7 Mrd. US-Dollar werden auf den neuen Geräten eingesetzt, so schätzt die IDC. Zum Vergleich: Es sind weltweit rund 1,5 Mrd. PCs mit 32 Mrd. Programmen im Einsatz.

>> SaaS per Cloud Computing: Software, die als Dienstleistung über das Internet angeboten wird, macht aktuell nur 1 Prozent der gesamten PC-Software aus. Der Marktanteil betrug 2011 1,3 Mrd. US-Dollar.

>> Laptops und das Verschwinden der "White-Box"-Rechner: Der Anteil von Laptops am PC-Markt stieg leicht von 56 Prozent auf 57 Prozent. Da diese Geräte für gewöhnlich mit vorinstallierter Software ausgeliefert werden, senkt ihre Verbreitung den Anteil unlizenzierter Software. Gleichzeitig nahm die Verbreitung von "White Box"-Rechnern ab - PCs, die ohne vorinstallierte Software verkauft und deswegen häufiger mit illegaler Software bestückt werden. Ihr Anteil am PC-Markt ging von 17,3 Prozent auf 16,8 Prozent zurück.

Georg Herrnleben, Senior Director EMEA bei der BSA, sagte: "Computernutzer haben Achtung vor der geistigen Leistung, die in die Kreation von Softwareprogrammen investiert wird. Für diejenigen, die dennoch Raubkopien nutzen, ist aber oft der Druck offenbar noch zu gering, um zu legalen Angeboten zu wechseln. Wir fordern die Regierungen auf, ihre Gesetze zum Schutz des Urheberrechts zu modernisieren und dafür zu sorgen, dass die Nutzer von illegaler Software die Konsequenzen für ihr Handeln zu tragen haben. Software-Piraterie behindert Innovation und Wirtschaftswachstum in Deutschland und weltweit. Es bleibt das Ziel der BSA, sie durch Aufklärungs- und Rechtsarbeit weiter zu bekämpfen."

Die Top 5 legalen Softwaremärkte nach Anteil raubkopierter Software ("Piraterierate")
1 USA (19 Prozent)
2 Luxemburg (20 Prozent)
3 Japan (21 Prozent)
4 Neuseeland (22 Prozent)
5 Österreich, Australien (23 Prozent)
(12+) Deutschland (26 Prozent)

Die Top 5 der "Schattenwirtschaft"
1 USA (9,8 Mrd. US-Dollar)
2 China (8,9 Mrd. US-Dollar)
3 Russland (3,2 Mrd. US-Dollar)
4 Indien (2,9 Mrd. US-Dollar)
5 Brasilien (2,8 Mrd. US-Dollar)
(7) Deutschland (2,3 Mrd. US-Dollar / 1,7 Mrd. Euro)
(BSA: ra)

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Meldungen: Studien

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    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

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    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

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    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

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