Informations- und Netzsicherheit


Analyse der Gesetze zur Cybersicherheit: EU nur lückenhaft gerüstet
Empfehlungen zur besseren Organisation und warnt vor nationalem Protektionismus

(23.05.15) - Die Bereitschaft, auf Bedrohungen der Cybersicherheit zu reagieren, ist innerhalb Europas lückenhaft und zersplittert, so eine aktuelle Analyse der gesetzlichen Lage. Die Untersuchung, welche die BSA | The Software Alliance vorstellte, bewertet die nationalen Gesetze, Regeln und Richtlinien in allen 28 Mitgliedsstaaten der EU. Sie begutachtet dabei 25 Kriterien, die für die effektive Cybersicherheit von zentraler Wichtigkeit sein dürften. Die Ergebnisse sollen die EU Mitgliedsstaaten in die Lage versetzen, ihre Vorgehensweise zu prüfen und die weitere Entwicklung mit Hilfe der wesentlichen Bausteine starker Cybersicherheits-Gesetze zu definieren.

Thomas Boué, Director of Policy EMEA der BSA, sagte: "In Punkto Cybersicherheit ist die Ausgangslage in Europa höchst uneinheitlich. Die meisten Mitgliedsstaaten haben erkannt, dass der Schutz oberste Priorität hat, aber die unterschiedlichen Herangehensweisen machen den gemeinsamen Markt anfällig für Bedrohungen. Die Richtlinie zur Informations- und Netzsicherheit könnte eine solidere Basis der Cybersicherheit und der Widerstandsfähigkeit schaffen. Darüber hinaus muss sie dazu beitragen, die wichtigsten Infrastrukturen in der EU harmonisieren und einheitliche Berichts- und Informationsprozesse im Binnenmarkt schaffen."

Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse sind:

>> Die meisten EU-Mitgliedsstaaten erkennen die Cybersicherheit als eine nationale Priorität, insbesondere in Bezug auf kritische Infrastruktur.

>> Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Herangehensweisen, Gesetzen und Kapazitäten der Cybersicherheit in den Mitgliedssaaten. Die Konsequenz sind deutliche Lücken in der Cybersicherheit Europas.

>> Nahezu alle 28 Mitgliedsstaaten haben unabhängige Krisenstäbe eingerichtet, um Cybervorfällen zu begegnen. Die Aufgabenstellung und die Erfahrung dieser Organisationen jedoch sind unterschiedlich.

>> Bei der Cybersicherheit herrscht ein systematischer Mangel an "Public-private"-Abstimmung zwischen Behörden und Organisationen des privaten Sektors sowie internationalen Partnern.

Der Bericht bestätigt Deutschland eine umfassende Strategie im Bereich Cybersicherheit, die 2011 eingeführt wurde und durch eine robuste Gesetzeslage im Sicherheitsbereich ergänzt wird. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), im Auftrag der deutschen Regierung verantwortlich für den Schutz von Computern und Kommunikation, ist ein klarer Beleg für die hohe Priorität, die Cybersicherheit für die deutsche Regierung hat.

Deutschland verfügt auch über ein Netz von Krisenreaktionsteams (CERT), deren nationaler CERT-BUND eng mit den behördlichen und regierungsunabhängigen CERTs zusammen arbeitet. Weiterhin bestehen gute Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen, so etwa die Allianz für Cyber-Sicherheit und die Kooperation UP KRITIS. Die nationale Politik und die Gesetze unterstreichen den Fokus auf die Zusammenarbeit zusätzlich.

In ihrer Analyse fordert die BSA alle EU-Mitgliedsstaaten dazu auf, sich auf vier Pfeiler zu konzentrieren, um ein stabiles Cybersicherheits-Konzepts zu realisieren:

>> Aufbau und Erhalt eines umfassenden rechtlichen und politischen Rahmens auf Basis nationaler Cybersicherheits-Strategien, der von branchenspezifischen Cybersicherheits-Plänen ergänzt wird.

>> Die Schaffung von Organisationen mit klar umrissenen Verantwortungsbereichen zur Sicherheit von Computern und zur Reaktion auf Vorfälle und in Notfällen.

>> Die Förderung von Vertrauen und Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, mit NGOs, internationalen Partnern und Verbündeten.

>> Aufklärung und Ausbildung über Cybersicherheits-Risiken und -Prioritäten.

Zudem warnt der Bericht die europäischen Regierungen vor Protektionismus, welcher der Cybersicherheit eher schadet denn sie fördert. Insbesondere sollten die Mitgliedsstaaten:

>> davon absehen, unnötige oder übertriebene Anforderungen zu stellen, welche bei der Wahl von Lösungen und Anbietern einschränken und die Preise in die Höhe treiben. Dazu zählen etwa nationale Zertifizierungen oder Test-Anforderungen, die Forderung einheimischer Herstellung ("local content"), der Zwang zur Heraushabe sensibler Informationen wie Sourcecode oder Verschlüsselungs-Key sowie Beschränkungen ausländischen Rechts am geistigem Eigentum.

>> sich beim Eingriff in Standards zurückhalten, und stattdessen aus der Branche entstandene, international akzeptierte technische Standards unterstützen.

>> Regeln zur regionalen Speicherung von Daten vermeiden, um den freien Verkehr von Daten über Grenzen hinweg zu sichern.

>> von der Bevorzugung einheimischer Technologien Abstand nehmen, welche den internationalen Wettbewerb behindern und die weltweite Innovation hemmen.
(BSA: ra)

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Meldungen: Studien

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    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

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    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

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    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

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    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

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