Kampf gegen Korruption


Studie: Internationale Unternehmen scheitern beim Versuch mit der Anti-Korruptionsgesetzgebung Schritt zu halten
Trotz immer strengerer Richtlinien sind Corporate Governance-Standards in Unternehmen immer noch nur im besten Fall unzureichend implementiert

(02.10.13) - Eine internationale Studie belegt, dass Unternehmen noch einen langen Weg vor sich haben im Kampf gegen Korruption und um sicherzustellen, dass sie der zunehmend strengen Haltung von Regulatoren gerecht werden. Für die Studie, die von der Economist Intelligence Unit (EIU) für Control Risks durchgeführt wurde, wurden weltweit 300 Justiziare befragt.

Die Studie belegt:
>> In nur 50 Prozent aller befragten Unternehmen bestehen Prozesse zur Überprüfung des Hintergrunds und der Reputation von Geschäftspartnern in heimischen und ausländischen Märkten, trotz bekannter Risiken. Dieser Prozess der Due Diligence wird von Gesetzesvertretern jedoch als essentielle Maßnahme zur Prävention von Korruption angesehen.

>> Nur 50 Prozent der global tätigen Unternehmen haben interne Richtlinien, die Schmiergelder an Dienstleister und öffentliche Stellen untersagen.

>> 37 Prozent der Befragten haben keine Klausel in Verträgen mit Zulieferern und Beratern, die die Zahlung von Bestechungsgeldern im Namen des Unternehmens verbietet.

Die Einstellung gegenüber kleineren Schmiergeldern ändert sich vielleicht international langsam, doch Unternehmen befinden sich derzeit in einer schwierigen Übergangsphase, in der der Umgang mit diesen Schmiergeldern nicht klar definiert ist. Mangelhafte interne Prozesse führen dazu, dass die Gefahr, dass Mitarbeiter ohne das Wissen der Vorgesetzten Schmiergelder zahlen, für Unternehmen noch immer sehr hoch ist. Die Unternehmen sind ferner gemäß der Studie nur unzureichend auf den Fall einer internen oder externen Korruptionsermittlung vorbereitet.

Dabei sind die Korruptionsrisiken immer noch imminent: Fast die Hälfte der Befragten geben an, dass sie es für möglich oder sogar wahrscheinlich halten, in den nächsten zwei Jahren einen Verstoß gegen die Anti-Korruptionsgesetzgebung überprüfen zu müssen.
Hans Jürgen Stephan, Geschäftsführer der Control Risks Deutschland GmbH, kommentiert die Studienergebnisse:
"Korruption ist heutzutage eine der größten Herausforderungen für international agierende Unternehmen. Diese müssen nicht nur dem prüfenden Blick der Behörden, sondern auch der Medien, ihrer Kunden und Mitarbeiter standhalten. Diese verlangen, dass das Unternehmen nachweisen kann, stets ethisch korrekt und integer zu handeln. Trotz immer strengerer Richtlinien sind Corporate Governance-Standards in Unternehmen immer noch nur im besten Fall unzureichend implementiert.

"Der heutige Wettbewerb stellt hohe Ansprüche – viele Unternehmen wollen vielleicht der Anti-Korruptionsgesetzgebung ihres Heimatlandes gerecht werden, haben dann aber einen Nachteil gegenüber Wettbewerbern, die sich an diese Regeln nicht halten. Doch wenn sie nicht die notwenigen Maßnahmen eingeführt haben, bedroht dies nicht nur die Reputation, sondern das gesamte Geschäft eines Unternehmens."

Prävention: es ist noch ein langer Weg
Viele Unternehmen setzen ihre Reputation aufs Spiel indem sie nur unzureichende Prozesse zur Prävention von Bestechung durch Mitarbeiter eingeführt haben. Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass eine enorme Lücke bei der Implementierung von Anti-Korruptionsinitiativen exisitiert. Nur 40 Prozent der Befragten haben derzeit eine Hinweisgeber-Hotline, die Mitarbeiter ermöglicht, einen Korruptionsverdacht zu melden. Unternehmen können sich nicht länger hinter angeblicher Unwissenheit über das Verhalten ihrer Geschäftspartner verstecken, wenn sie nichts getan haben, um Verstöße gegen die Anti-Korruptionsgesetze zu verhindern. Umso überraschender ist es, dass nur die Hälfte der Befragten davon ausgehen, dass ihre Investitionen zur Entschärfung von Korruptionsrisiken in den kommenden Jahren steigen werden.

Die größte Sorge der Befragten: unter Druck zahlen zu müssen
Der Mehrheit der Befragten machen vor allem kleinere Schmiergeldzahlungen, die "Abläufe vereinfachen und/oder beschleunigen" Sorgen. "Klassische" Korruptionsrisiken z.B. zur Gewinnung von Aufträgen sahen hingegen nur 1/3 der Befragten als besonders besorgniserregend an. Den Druck zur Zahlung von kleineren Schmiergeldern standzuhalten, erfordert eine Kombination aus Führungsqualität sowie Entschlossenheit und Einfallsreichtum im Tagesgeschäft. Diese Herausforderung wird die unternehmerische Agenda der kommenden Jahre bestimmen und wurde daher zu Recht als besonders wichtig eingestuft.

Gesetzesverstoß vermutet: Selbstanzeige?
Wenn Unternehmen einen Mitarbeiter der Zahlung von Bestechungsgeldern verdächtigen, stehen sie vor der Entscheidung, ob sie den Vorfall den Behörden melden, und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass sie in einem solchen Fall heute eher eine Selbstanzeige vornehmen würden als früher. Knapp über die Hälfte der Befragten sagte aus, dass sie in einem Bestechungsverdachtsfall diesen an die Behörden melden würden, auch dann, wenn die genauen Umstände noch unklar sind. Anschließend würden sie mit den eigenen Ermittlungen beginnen. (Control Risks: ra)

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