
ESRS - European Sustainability Reporting Standards
Umfrage zu den Änderungsvorschlägen der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards
65 Prozent der deutschen Organisationen nutzen die Verzögerung der Omnibus-Direktive, um Datenlücken für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu schließen
Der EU-Rat hat offiziell seinen Standpunkt zu den Änderungsvorschlägen der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS - European Sustainability Reporting Standards) verabschiedet. Damit unterstützt er eine Reduzierung der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen sowie eine Verschiebung einiger Verpflichtungen auf das Jahr 2028.
Während Kritiker der Meinung sind, dass dieser Schritt die grünen Ambitionen der EU verwässern könnte, zeigt eine neue Umfrage von Sphera, dass die Mehrheit der Unternehmen die Verzögerung als Chance nutzt, um sich einen Vorsprung zu verschaffen.
In der Umfrage unter fast 400 Führungskräften aus EU-Unternehmen stellt Sphera fest, dass Daten während der Verzögerung oberste Priorität haben.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Umfrage zählen:
>> 65 Prozent der deutschen Befragten (60 Prozent aller EU Befragten) geben an, dass die Verbesserung der Datenerfassung und -qualität während der Verzögerung Priorität haben
>> 31 Prozent der deutschen Befragten (28 Prozent aller EU Befragten) nutzen die Verzögerung, um in die Transparenz ihrer Lieferanten über die erste Ebene (Tier 1) hinaus zu investieren.
>> 50 Prozent der deutschen Befragten (53 Prozent aller EU Befragten) haben bereits ihre Bemühungen zum Management von Lieferkettenrisiken durch verbesserte Daten intensiviert.
Dennoch sehen nicht alle Befragten die Verzögerung in gleichem Licht. Während 44 Prozent in Deutschland (51 Prozent aller in der EU) die Verzögerung als Chance sehen, um Nachhaltigkeits- und Lieferkettenziele neu auszurichten, sind 44 Prozent in Deutschland (46 Prozent aller EU befragten) der Meinung, dass die vorgeschlagenen ESRS-Änderungen ein Zeichen dafür sind, dass die EU hinter den Nachhaltigkeitsambitionen der Unternehmen zurückbleibt. Diese Diskrepanz spiegelt sich in der Tatsache wider, dass mit 37 Prozent etwas über Drittel der in Deutschland Befragten (47 Prozent aller EU-Befragten) angibt, noch immer im Unklaren zu sein, wie sie sich in der sich wandelnden Regulierungslandschaft zurechtfinden sollen. Es ist deutlich, dass die zusätzliche Zeit zwar eine willkommene Erleichterung ist, die Nachhaltigkeitsziele Europas jedoch ohne klarere Vorgaben aus Brüssel nicht erreicht werden können.
Stefan Premer, Director of Consulting bei Sphera, sagt dazu:
"Es ist ermutigend zu sehen, dass viele EU-Unternehmen die im Omnibus-Vorschlag vorgesehene Verzögerung nicht als Bremse sehen, sondern als Chance, voranzukommen. Wir beobachten einen echten Fokus auf der Entwicklung umfassenderer und ganzheitlicherer Nachhaltigkeitsprogramme. Das bedeutet eine Stärkung der Nachhaltigkeitsdaten, beispielsweise durch die Verbesserung der GHG-Inventare (Treibhausgase) und der Bewertungen zur Dekarbonisierung, sowie eine Verbesserung der Transparenz in der Lieferkette, einschließlich der primären CO2-Bilanz und der Due-Diligence-Risiken der Lieferanten. Dies ist eine grundlegende Arbeit, die sich weit über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinaus auszahlen wird. Es handelt sich um einen strategischen Vorteil, der Unternehmen von anderen abheben wird, da die Erwartungen der Interessengruppen und die Nachhaltigkeitsrisiken weiter zunehmen. Unternehmen, die diese Zeit nutzen, um Datenlücken zu schließen, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern und um enger an der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und Transparenz der Lieferkette zu arbeiten, werden die Vorreiter sein.
Die Absicht ist zwar klar, aber der Weg dorthin ist nicht immer eindeutig. Wir hören von vielen Unternehmen, dass fehlende konkrete Leitlinien aus Brüssel ein großes Hindernis darstellen. Viele kritisieren die Unklarheiten rund um den ESRS und argumentieren, dass dieser schwieriger zu handhaben ist als der zuvor im Rahmen der CSRD festgelegte klare Weg. Die Fristverlängerung war hilfreich, aber ohne klarere Vorgaben besteht die Gefahr, dass die Fortschritte gerade dann ins Stocken geraten, wenn sie eigentlich beschleunigt werden sollten." (Sphera: ra)
eingetragen: 05.08.25
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