Am Finanzberichtswesen muss etwas ändern


Studie: Finanzreporting führt Vertrauensverlust, hohen Kosten und erschwerter Entscheidungsfindung
Mehr als 70 Prozent der befragten deutschen Unternehmen setzen trotz Reporting-Systeme auf Mail und Tabellen


(28.06.12) - Eine Studie von Oracle und Accenture zeigt, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen auf der ganzen Welt erhebliche Investitionen in Systeme für Finanzberichte getätigt hat, um ihre Abschluss-, Berichts- und Einreichungsprozesse zu verbessern. Jedoch wurde meistens ad hoc investiert, so dass viele Lösungen ineffektiv sind und es an Sichtbarkeit, Qualität und Vertrauen in die Finanzdaten mangelt. Mit lediglich geringen Schwankungen gelten diese Aussagen auch für die befragten deutschen Unternehmen.

Der Studienbericht mit dem Titel "Challenges of Corporate Financial Reporting" hebt hervor, dass 60 Prozent der befragten Unternehmen nicht in der Lage sind, exakt die Kosten zu identifizieren, die die Erstellung ihrer Finanzberichte verursachen. In Deutschland liegt der Anteil mit 72 Prozent sogar noch über dem Durchschnitt.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen ihre Investitionsstrategien überdenken müssen, um steigende Kosten, ineffektives Finanzreporting und die Überschreitung interner wie externer Termine zu vermeiden.

Die Studie wurde im Auftrag von Oracle und Accenture von Dynamic Markets durchgeführt. 1.123 Mitarbeiter aus den Finanzabteilungen von Unternehmen aus 12 Ländern, darunter UK, USA, Frankreich, Deutschland, Russland und Spanien wurden dafür im Februar und März 2012 befragt.

Die wichtigsten Studienergebnisse

>> Veränderungen erwünscht:
Unternehmen sind sich darüber bewusst, dass sie in neue Systeme für das Finanzberichtswesen investieren müssen, um effizienter zu werden. 82 Prozent aller befragten Unternehmen haben ihre Abschluss-, Einreichungs- und Berichtsprozesse innerhalb der letzten drei Jahre verändert. Bei deutschen Unternehmen waren es nur 75 Prozent. Immerhin 47 Prozent haben in den letzten 12 Monaten erhebliche Investitionen in wenigstens einem dieser drei Bereiche getätigt. Gleiches gilt auch für deutsche Unternehmen mit 52 Prozent.

>> Ineffektive Investitionen: 12 Prozent der befragten Unternehmen haben nur in eine der drei Phasen des Berichtsprozesses (Abschluss, Bericht, Einreichung) investiert. 10 Prozent haben in zwei davon investiert und 25 Prozent in alle drei. Deutsche Unternehmen haben immerhin mit 35 Prozent in alle drei Phasen investiert; Investitionen in eine oder zwei Phasen gab es jeweils nur bei 9 Prozent. Trotz dieser Modernisierungen werden nach immer noch vielfach Tabellen und E-Mails genutzt, um das Berichtswesen im Tagesgeschäft zu verfolgen und zu verwalten: 72 Prozent aller befragten Unternehmen setzen auf Tabellen und 68 Prozent auf E-Mail. Deutschland liegt mit 70 Prozent und 72 Prozent damit ungefähr im Schnitt. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass neue Systeme die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

>> Erhöhte Kosten und Unsicherheit: Die Finanzabteilungen von 21 Prozent der befragten Unternehmen mussten zugeben, dass die Kosten für Finanzabschluss, -berichte und -einreichung gestiegen sind. Mit nur 9 Prozent weist Deutschland hier den geringsten Wert aller befragten Länder auf. Dieser Prozess ist für viele Mitarbeiter in Finanzabteilungen so intransparent, dass sie nicht verstehen, welche Kosten mit dem Finanzwesen verbunden sind und welche finanziellen Auswirkungen damit einhergehen. 60 Prozent aller Befragten sagten, dass sie nicht alle Kosten in Zusammenhang mit der Verwaltung und Veröffentlichung der finanziellen Ergebnisse kennen. Für Deutschland beläuft sich dieser Wert sogar auf 72 Prozent aller beteiligten Unternehmen.

>> Anhaltende Herausforderungen: Eine Mehrheit der befragten Unternehmen gibt an, immer noch gravierende Probleme mit Finanzberichten aufgrund ungeeigneter Reporting-Systeme zu haben. 68 Prozent meinten, dass sie wenig Einblick in den Berichtsprozess haben, in Deutschland waren es nur 59 Prozent. Für 84 Prozent ist es schwer, die Qualität der Finanzdaten während des Berichtsprozesses zu kontrollieren. Gleiches gilt auch für 82 Prozent der deutschen Unternehmen. Es wurde betont, dass dem Performance Management zusätzlich Aufmerksamkeit geschenkt werden soll.

>> Sinkende Effektivität: Unzuverlässige und undurchsichtige Daten stellen Finanzabteilungen vor große Herausforderungen, unter anderem deshalb, weil Mitarbeiter ihre Arbeit nicht effizient erledigen können. 71 Prozent aller Befragten meinen, dass Probleme, die aus der Datenanalyse resultieren, ihre Effektivität senken. In Deutschland trifft das wenigstens nur auf 65 Prozent der Befragten zu.

>> Verpasste Termine: Dass es nicht möglich ist, Daten effektiv zu sammeln und zu analysieren, hat Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Aufgrund nachträglicher Änderungen bei der Rechnungslegung haben bereits 15 Prozent aller befragten Unternehmen, in Deutschland 16 Prozent, Pflichttermine für die Einreichung verpasst. Das kann zu Strafen führen und potenziell Einfluss auf den Aktienkurs nehmen.

Herausforderungen bewältigen: Unternehmen verbessern ihre Methoden zur Erstellung von Finanzberichten laufend und schrittweise. 86 Prozent aller befragten Unternehmen planen erhebliche Investitionen innerhalb der nächsten fünf Jahre, in Deutschland sogar 88 Prozent. 46 Prozent beabsichtigen, alle drei Phasen der Finanzberichtserstellung zu überprüfen, in Deutschland planen das sogar 50 Prozent. Mit diesem umfassenden Ansatz lassen sich die Herausforderungen annehmen und Berichtsprozesse besser an die Performance-Erwartungen anpassen.

John O’Rourke, Vice President EPM Product Marketing bei Oracle, erklärte zur Studie: "Die Studie verdeutlicht, dass sich Unternehmen bewusst sind, dass sich an ihrem Finanzberichtswesen etwas ändern muss. Die gute Nachricht ist, dass viele Unternehmen in die richtige Richtung steuern und in neue Berichtssysteme investieren. Allerdings scheint es so, dass diese Investitionen zu bruchstückhaft und sporadisch erfolgen und deshalb nicht die gewünschten Effekte haben. Unternehmen, die weiterhin investieren wollen, raten wir: Sie sollten sich Zeit nehmen, eine effektive Lösung zu suchen, die sowohl die Probleme der Datenintegrität löst, als auch die Prozesse optimiert. Können die Genauigkeit verbessert und die Finanzberichte fristgerecht fertiggestellt werden, steigert dies die Effizienz der Finanzabteilungen."

Scott Brennan, Executive Director, Accenture Finance & Enterprise Performance Consulting Group, sagte: "Diese Ergebnisse spiegeln unsere Erfahrungen wider. Sie illustrieren, warum es Unternehmen in dem volatilen Umfeld der heutigen Zeit zunehmend wichtig finden, in ihr Perfomance Management zu investieren. Es sind diejenigen mit ihren Ergebnissen zufrieden, die eine Vision haben: sie verstehen die Strategie ihres Unternehmens; sie wissen genau, welche Metriken sie beobachten müssen und sie wissen um die Wichtigkeit, eine unternehmensweite EPM-Lösung zu integrieren."

Professor Andy Neely, Director der Cambridge Service Alliance, wie darauf hin: "Der Erfolg moderner Unternehmen beruht auf guter Datenqualität und der Fähigkeit, diese Daten so zu analysieren, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind. Ohne diese beiden Faktoren wird es schwierig, Erkenntnisse zu gewinnen, die zum Unternehmenswachstum beitragen. Die Studie zeigt, dass Finanzabteilungen oftmals diese beiden Fundamente fehlen. Sie müssen nun einen Weg finden, mit dem sie Finanzdaten besser sammeln, sortieren und abfragen können. Nur so werden sie die Herausforderungen meistern, denen sie derzeit gegenüber stehen." (Oracle: ra)

Oracle: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen