Korruptionsbereitschaft im Ausland


Der "Bestechungszahlerindex 2011" zeigt: Kein Rückgang der Bereitschaft deutscher Unternehmen, im Ausland zu bestechen
Internationale Standards der Geldwäschebekämpfung auch in Deutschland umsetzen


(09.11.11) - Transparency International hat den Bribe Payers Index 2011 (BPI, Bestechungszahlerindex) vorgestellt. Der Index misst die Bereitschaft von Unternehmen der führenden Volkswirtschaften, im Ausland zu bestechen.

Die Bewertung von Unternehmen aus Deutschland hat sich im Vergleich zum BPI 2008 weder verbessert noch verschlechtert. Deutschland verharrt bei 8,6 von zehn Punkten und belegt hinter den Niederlanden, der Schweiz und Belgien den vierten Platz. Laut BPI 2011 ist bei Unternehmen aus Russland und China eine besondere Bereitschaft zu erkennen, im Ausland zu bestechen.

Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland: "Die gute Nachricht ist, dass die deutsche Wirtschaft trotz einer vergleichsweise geringen Korruptionsbereitschaft im Ausland erfolgreich ist. Die schlechte Nachricht ist, dass sich trotz diverser Skandale der letzten Jahre und entsprechender Anstrengungen in den Unternehmen nichts am Gesamtbild der deutschen Exportwirtschaft geändert hat."

Insgesamt wurde das Verhalten von Unternehmen aus 28 Ländern bewertet. Für den BPI 2011 wurden 3.016 Führungskräfte im Zeitraum von 05.05.2011 bis 08.07.2011 befragt. Der BPI ist der komplementäre Index zum Korruptionswahrnehmungsindex, der die Gegenseite, also den im öffentlichen Sektor (Beamte und Politiker) wahrgenommenen Grad der Korruption misst.

Durch Auslandsbestechung werden korrupte Systeme und deren Eliten stabilisiert. Anti-Geldwäschegesetze sind ein wesentliches Mittel, um das "Waschen" von Einkünften aus korrupten Geschäften zu verhindern. Nicht in allen Finanzzentren sind die Anti-Geldwäschestandards allerdings vollständig umgesetzt.

Verbesserung der Geldwäschebekämpfung
Deutschland erfüllt nach wie vor nicht in vollem Umfang die internationalen Standards der Geldwäschebekämpfung. Sowohl die OECD als auch die EU-Kommission mahnen Regelungslücken in der deutschen Gesetzgebung an. Daher begrüßt Transparency den Entwurf der Bundesregierung zur Verbesserung der Geldwäscheprävention als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Mit der Novellierung des Geldwäschegesetzes (GwG) sollen der Nicht-Finanzsektor, also Rechtsanwälte, Notare, Immobilienmakler und Spielbanken, stärker in die Pflicht genommen und die Schwelle für die Meldung von Fällen gesenkt werden.

Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland: "Die Bundesregierung ist gut beraten, ihren Anti-Geldwäsche-Kurs zu verschärfen. Im Gesetzentwurf fehlt allerdings die Aufnahme der einfachen Steuerhinterziehung in den Katalog der Vortaten der Anti-Geldwäsche-Gesetze. Denn jeder Bestochene muss immer auch seine 'Einkünfte aus Bestechlichkeit' vor der Einkommenssteuer verbergen. Außerdem fehlt ein besonderer arbeitsrechtlicher Schutz für die Anti-Geldwäschebeauftragten".

Hintergrund des Gesetzentwurfs "zur Optimierung der Geldwäscheprävention"
Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Optimierung der Geldwäscheprävention vom 17.08.2011 (BT-Dr. 17/6804) reagiert die Bundesregierung auf Kritik der Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF), welche im Februar 2010 auf Lücken in der Geldwäschebekämpfung hinwies. Die EU-Kommission hatte Deutschland im Januar 2011 aufgefordert, die umfassende Umsetzung sicherzustellen. Die erste Lesung des Gesetzentwurfes fand am 29.09.2011 statt; am 26.10.2011 wurde der Gesetzentwurf im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages beraten. (Transparency: ra)


Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen