Einschätzung der EU-Datenschutzgesetze


Umfrage: IT-Fachleute gehen davon aus, dass Unternehmen in der Lage sind, der Anzeigepflicht von Datenschutzverstößen gemäß neuer EU-Gesetzgebung nachzukommen
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird ein Bankinstitut das erste Unternehmen sein, das von der 100 Millionen-Euro-Strafe nach neuer EU-Datenschutzgesetzgebung betroffen ist

(03.06.15) - Varonis Systems führte im März dieses Jahres eine Umfrage unter IT-Fachleuten auf der CeBIT durch. Im Mittelpunkt der Erhebung standen Fragen zur generellen Einschätzung der neuen EU-Datenschutzgesetze. Noch im Frühjahr 2015 will die EU die Grundverordnung verabschieden. Allgemein wird erwartet, dass die Gesetze noch in diesem, spätestens im kommenden Jahr Gültigkeit erlangen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:

80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass das Unternehmen, das als erstes von der 100-Millionen-Euro-Höchststrafe betroffen sein wird, ein Bankinstitut ist. Diese Strafe wird verhängt, wenn Unternehmen und Organisationen nicht in der Lage sind den neuen EU-Datenschutzgesetzen zu entsprechen.

Weiter befragt in welchem Land dieses Bankinstitut läge, antworten 30 Prozent mit: in Deutschland, 28 Prozent mit: in den USA und 22Prozent vermuteten: in einem anderen EU-Land.

Lediglich 48 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass ihr Unternehmen in der Lage ist, die Nutzer innerhalb der geforderten 72-Stunden-Zeitspanne über eine Datenschutzverletzung zu informieren.

Nur 31 Prozent der Befragten sind auf die neuen Gesetze angemessen vorbereitet und haben bereits entsprechende Pläne. Lediglich ein Drittel verfügt dann auch noch über die notwendigen Prozesse und Technologien, um das eigene Unternehmen vor der potenziell anfallenden Höchststrafe als Folge der neuen Gesetzgebung zu schützen.

Ganze 71 Prozent der Befragten waren sich grundsätzlich unsicher, was Unternehmen im Hinblick auf die umfassenden, mit der neuen EU-Gesetzgebung einhergehenden Compliance-Herausforderungen tun müssen.

Nur 22 Prozent tippten richtig in Bezug auf die Höhe der geplanten Höchststrafe bei einem Vorstoß gegen die neuen EU-Gesetze, nämlich 100 Millionen Euro. 41 Prozent gingen von nur 10 Millionen Euro aus und 32Prozent sogar von nur einer Million Euro. Ein sehr geringer Prozentsatz der Befragten tippte sogar auf eine Milliarde Euro.

Ein Drittel der Befragten ging davon aus, dass die neuen EU-Gesetze noch in diesem Jahr in Kraft treten, weitere 28 Prozent vermuteten 2016, und 7 Prozent gingen sogar davon aus, dass die Gesetze schlussendlich gar nicht umgesetzt würden. Ein weiteres knappes Drittel, nämlich 32 Prozent der Befragten, war sich nicht sicher, wann die neue Datenschutzgesetzgebung tatsächlich in Kraft treten wird.

David Gibson, Varonis Vice President of Marketing, sagte: "Wir gehen von einer umfassenden Überarbeitung der EU-Datenschutzgesetzgebung in den nächsten zwölf bis 24 Monaten aus. Die Strafen bei Zuwiderhandlungen liegen zwischen 2 Prozent der jährlichen Einnahmen und gehen bis zu einer Höchststrafe von 100 Millionen Euro, wenn es Unternehmen nicht gelingen sollte vertrauliche Daten von EU-Bürgern ausreichend vor Datenschutzverletzungen zu schützen. Zu diesem generellen Strafmaß kommen unter Umständen weitere Einzelforderungen, die sich selbst für ein Großunternehmen zu signifikanten Kosten aufaddieren."

Gibson sagte weiter: "Zudem markieren die neuen Datenschutzgesetze einen Wendepunkt: Von einem Modell der weitgehenden Selbstregulierung hin zu einer Durchsetzungs- und Kontrollregelung. Die darauf basierenden Gesetze betreffen jede Organisation, jedes Unternehmen, das personenbezogene Daten europäischer Bürger und Bürgerinnen speichert. Das gilt auch für US-amerikanische Unternehmen, die in Europa tätig sind. Unternehmen sind dringend gefordert, Kundendaten ausreichend zu schützen und dies nachweislich auf dem dazu notwendigen Level des Datenschutzes. Dazu gehört es, innerhalb von 72 Stunden über Datenschutzverletzungen informieren zu können. Alle EU-Bürger dürfen zudem das Löschen sämtlicher personenbezogener Daten fordern. Auch darauf müssen Unternehmen vorbereitet sein."

Dazu Mark Deem, Partner bei Cooley LLP, UK, erklärte: "Im Hinblick auf den stark erweiterten Geltungsbereich der neuen EU-Datenschutzgesetze sowie das damit einhergehende deutlich erhöhte Strafmaß, werfen die Umfrageergebnisse ein interessantes Licht darauf, in welchem Umfang Unternehmen und Organisationen tatsächlich angemessen vorbereitet sind. Und dies sowohl in Bezug auf die umfassenden Compliance-Anforderungen als auch in Bezug darauf, wie im Falle einer Datenschutzverletzung gemäß der neuen EU-Gesetze zu verfahren ist. In der Tat ist das potentiell verhängte Strafmaß innerhalb der neuen Gesetzgebung deutlich näher an Geldbußen, die üblicherweise bei Bestechungsfällen oder Kartellrechtsverstößen verhängt werden. Für den kompletten Finanzsektor werden Datenschutz und Compliance ganz genau so wichtig sein wie die Compliance mit der Finanzaufsicht FCA. Auch wenn die Gesetze vermutlich nicht vor 2017 endgültig in Kraft treten, sind Unternehmen, die datenbasiert Waren und Dienstleistungen in der EU anbieten, gut beraten, sich schon jetzt entsprechend auf die neuen Compliance-Herausforderungen vorzubereiten. Meiner Einschätzung nach gibt es noch viel Nachholbedarf, wollen Unternehmen nicht zu Leidtragenden der neuen EU-Datenschutzgesetzgebung werden."

Varonis hat sieben Empfehlungen für Sie zusammengestellt, die dazu beitragen, sich auf die mit den neuen EU-Gesetzen einhergehenden Compliance-Herausforderungen vorzubereiten:

Minimieren Sie Datenerhebungen - Der EU-Gesetzesentwurf enthält strikte Richtlinien, um die Datensammelwut von Unternehmen gegenüber Verbrauchern zu limitieren.

>>Unmittelbare Anzeigepflicht bei Datenschutzverstößen:
Die unmittelbare Anzeigepflicht bei Datenschutzverstößen ist eine neue Anforderung, die auf alle in Europa tätigen Unternehmen zukommt.

>> Seien Sie zurückhaltend beim Aufbewahren von Daten: Die Minimierungsgebote innerhalb der neuen Gesetze gelten nicht nur für den Umfang der erhobenen Daten, sondern wirken sich auch darauf aus wie lange Daten aufbewahrt werden dürfen. Mit anderen Worten: Sie sollten Daten nur solange speichern wie es für den ursprünglich intendierten Zweck tatsächlich nötig ist.

>> Neue Definition personenbezogener Daten: Die EU hat die Definition der sogenannten personenbezogenen Daten deutlich erweitert; diese Änderung ist besonders wichtig, weil sich die neuen EU-Datenschutzgesetze auf den Schutz genau dieser personenbezogenen Daten konzentrieren.
Verwenden Sie klare und deutliche Formulierungen: Um Daten zu erheben brauchen Sie die eindeutige Einwilligung eines Konsumenten (also sein klares "opt-in").

>>Recht auf Datenlöschung: Mit dem sogenannten "Recht auf Löschung" können Verbraucher eine einmal erteilte Einwilligung in Bezug auf die Datenerhebung widerrufen; Unternehmen müssen diese Daten dann löschen.

Cloud Computing – Die neuen EU-Datenschutzgesetze gelten analog für das Cloud Computing. Das Gesetz folgt den Daten.

Umfrage-Methodologie
Die 145 internationalen Umfrageteilnehmer repräsentieren das Fachpublikum der weltweit größten IT-Technologie Messe, der CeBIT in Hannover, Deutschland, mit 221.000 Besuchern im März dieses Jahres. Die Befragten repräsentierten zu 16 Prozent deutsche Banken, zu jeweils 3 Prozent US-Banken und EU-Bankhäuser, 45 Prozent der Befragten rekrutierten sich aus anderen deutschen Wirtschaftsbereichen und Unternehmen, 26 Prozent aus anderen EU-Wirtschaftsbereichen und Unternehmen und 7 Prozent waren US-amerikanische Unternehmen.
(Varonis Systems: ra)

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Meldungen: Studien

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    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

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