Viele Hinweisgeber befürchten Repressalien


"BKMS Benchmarking Report 2021": Meldungen über Missstände haben sich in den letzten sieben Jahren verfünffacht
Hinweisgeber bevorzugen Anonymität: Großteil der Erstmeldungen ohne Angaben zur Identität - Finanzielle Belohnung für Hinweisgebende laut Unternehmen nicht wünschenswert



Hinweisgebersysteme etablieren sich immer mehr in den Unternehmen: So hat sich in den letzten sieben Jahren die Zahl der Meldungen über Missstände verfünffacht – 2021 lag sie bei 2,5 pro 1.000 Mitarbeiter. Das geht aus dem aktuellem "BKMS Benchmarking Report" der EQS Group hervor. Hierfür wurden 80 Unternehmen mit 2,4 Millionen Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Branchen befragt, die das BKMS System in 200 Ländern und 70 Sprachen nutzen.

"Whistleblowing ist kein Nischenthema mehr, sondern längst in der Gesellschaft angekommen. Das zeigt auch die steigende Akzeptanz von Hinweisgebersystemen, die sich aus dem 'BKMS Benchmarking Report' ablesen lässt. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die EU-Whistleblower-Richtlinie jetzt möglichst schnell in nationales Recht umgesetzt wird, damit Hinweisgebende und Unternehmen endlich Rechtssicherheit haben", kommentiert Marcus Sultzer, Vorstand der EQS Group, die Ergebnisse. Hintergrund: Im Dezember vergangenen Jahres ist für die EU-Staaten die Frist abgelaufen, ein nationales Gesetz zum Hinweisgeberschutz einzuführen, bisher wurde diese Vorgabe jedoch nur in wenigen Ländern erfüllt, darunter Schweden, Dänemark und Portugal.

Meldungen pro 1.000 Mitarbeitende stark gestiegen
Immer mehr Menschen geben Hinweise zu Missständen in Unternehmen ab: So sind in den letzten Jahren die Meldungen pro 1.000 Mitarbeitende pro Jahr kontinuierlich angestiegen. 2021 lag der Wert bei 2,5 Meldungen, im Jahr 2014 belief sich dieser auf 0,5 Meldungen pro 1.000 Mitarbeitenden. Somit haben sich die Meldungen in den vergangenen sieben Jahren verfünffacht. Dies verdeutlicht, dass die Hinweisgebersysteme zunehmend genutzt werden und in den Unternehmen etabliert sind. Besonders viele Meldungen gehen in den Bereichen Bau sowie Banken und Versicherungen ein.

Neun von zehn Unternehmen erlauben auch Meldungen von externen Stakeholdern
Immer mehr Unternehmen adressieren ihr Hinweisgebersystem nicht nur an die Mitarbeitenden, sondern auch an externe Stakeholder. So können bei 87 Prozent der befragten Unternehmen und Organisationen Lieferanten, Partner oder die allgemeine Öffentlichkeit auf Missstände hinweisen. Dies wird auch genutzt, wie der Report deutlich macht: Bei 26 Prozent der Unternehmen waren mehr als ein Viertel der Erstmeldungen von externen Hinweisgebenden, bei elf Prozent liegt der Anteil sogar bei über der Hälfte.

Fast drei Viertel aller Hinweisgebenden unterstützen die Aufklärung
Viele Hinweisgebende befürchten Repressalien, wenn sie auf Missstände aufmerksam machen und bevorzugen daher die Möglichkeit, anonym zu melden: 65 Prozent der Unternehmen gaben an, dass mehr als die Hälfte der Erstmeldungen ohne Angaben zur Identität erfolgt, bei 40 Prozent liegt der Anteil sogar bei über 70 Prozent. Die meisten Hinweisgebenden möchten zwar anonym bleiben, das hindert sie aber nicht daran, die weitere Aufklärung zu unterstützen. 70 Prozent haben sich daher einen geschützten Postkasten eingerichtet, um mit dem Unternehmen zu kommunizieren.

Missbräuchliche Meldungen sind die absolute Ausnahme
Einige Unternehmen stehen der Implementierung eines Hinweisgebersystems misstrauisch gegenüber, denn sie vermuten, dass dadurch auch falsche, denunziatorische Meldungen eingehen. Der Report zeigt jedoch, dass diese Angst unbegründet ist: 78 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass der Anteil missbräuchlicher Meldungen bei unter zwei Prozent liegt, bei 43 Prozent beläuft sich der Wert sogar auf weniger als ein Prozent.

Unternehmen lehnen finanzielle Belohnung für Hinweisgebende mehrheitlich ab
Zu der Frage, ob Hinweisgebende nach US-amerikanischem Vorbild eine finanzielle Belohnung erhalten sollten, haben die Unternehmen eine klare Meinung: 72 Prozent finden diese Vorstellung nicht begrüßenswert, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr, beim letzten BKMS Benchmarking Report. Währenddessen finden 22 Prozent eine finanzielle Entschädigung der Whistleblower angebracht, weitere sechs Prozent stehen dem Vorschlag neutral gegenüber. (EQS Group: ra)

eingetragen: 10.02.22
Newsletterlauf: 12.04.22

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Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

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