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Karriere: Managerinnen in der Zwickmühle


Frauenquote in Chefetagen: Warum sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert?
Selbstbild von Frauen stimmt nicht mit den Erwartungshaltungen an Manager überein


(27.03.12) - Gerade kündigte die EU-Justizkommissarin Viviane Reding einen Gesetzesvorschlag für den Sommer 2012 zur Einführung einer Frauenquote in Chefetagen von Unternehmen an. Für den Betriebswirt und Diplom-Psychologen Prof. Dr. Jürgen Weibler, Inhaber des Lehrstuhls für BWL mit den Schwerpunkten Personalführung und Organisation an der FernUniversität in Hagen, "ist das eine sinnvolle Überlegung, aber man muss auch die Gründe für das Frauendefizit angehen". Seine Überlegungen basieren auf der Auswertung zahlreicher empirischer Untersuchungen.

Einen wesentlichen Grund sieht Weibler darin, dass "seit vielen Generationen Männer die Führungspositionen und die Deutungshoheit besetzen." So werden heute Erwartungen an Führungskräfte mit Aggressivität, Ehrgeiz, Entschlossenheit, Stärke etc. assoziiert – Begriffen, die auch typisch sind für Männer und deren Sicht von sich selbst. Weibler: "Welcher Manager würde sich dagegen mit ‚weiblich’ belegten Eigenschaften beschreiben wie einfühlsam, fröhlich oder verständnisvoll?" Stattdessen werden von Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen häufig besonders starke "männliche" Eigenschaften erwartet – und sie wollen diesem Bild dann oft auch entsprechen.

Bei Frauen stimmen die Erwartungen an Führungskräfte und ihre Selbstbilder viel weniger überein als bei Männern. Darum ist für viele Managerinnen die Diskrepanz zwischen dem eigenen Ich und der Rolle "harte Managerin" sehr groß. Dies mag ein Grund sein, warum weniger Frauen den gleichen Ehrgeiz wie Männer entwickeln.

Empirisch signifikante Unterschiede zwischen den tatsächlichen Führungsstilen von Männern und Frauen fand Weibler nicht. Zu sehr sind Frauen, so seine Begründung, in ihrem Unternehmen von einem Geflecht aus Rollenerwartungen, Unternehmenskultur, Strukturen etc. umgeben, als dass sie einen wirklich "weiblichen" Führungsstil entwickeln könnten. Auch Erfolg und Misserfolg variieren im Prinzip nicht.

Einen wichtigen Trumpf könne "Frau" aber ausspielen: "Beim als besonders effizient geltenden 'Transformationalen Führungsstil' gehen die Vorgesetzten auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Beschäftigten ein. Managerinnen fällt das anscheinend etwas leichter." Sie belohnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch eher bei einem konkreten Anlass: "Das motiviert viel stärker als ein späterer Bonus."

Pikanterweise werden Frauen durchaus bevorzugt, um eine konkrete Krisensituation zu meistern. Danach stehen sie häufiger auf einer unsichtbaren Klippe, von der sie leicht abstürzen können ("Glass Cliff Effect"). Scheitern Frauen bei der riskanten Aufgabe, "bestätigen" sie die männlichen Vorurteile. Machen sie ihren Job gut, erfüllen sie lediglich die Erwartung an sie als gute "People Manager", empfehlen sich aber nicht automatisch fürs Top-Management. Gerade in gemischten Teams werden gemeinsame Erfolge vor allem den Männern zuerkannt. Dies kann an deren i.d.R. viel besserer Vernetzung und ihren typisch "männlichen Denkweisen" liegen. Zudem sind Frauen in ihrem Außenauftritt weniger dominant.

Ob eine Frauenquote das richtige Mittel ist, um lange zementierten Stereotypen entgegen zu wirken, ist für Prof. Weibler nicht einfach zu beantworten. Er schlägt eine "maßvolle Quote" vor. Wichtig sei vor allem, "dass wir Vorbilder in allen zentralen gesellschaftlichen Positionen haben – nur dadurch können die vorherrschenden Stereotype aufgebrochen werden."

Eine ausführliche Darstellung zum Thema "Female Leadership: Wie Frauen führen" ist in dem Buch "Personalführung" von Prof. Jürgen Weibler enthalten, das im Februar 2012 beim Verlag Vahlen, München, in zweiter Auflage erschienen ist (Expl. 978-3-8006-4185-7, 751 Seiten). (FernUniversität in Hagen: ra)

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Meldungen: Europäische Kommission

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    Die Europäische Kommission unternahm einen wichtigen Schritt, um die Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz zu stärken und auszubauen. Sie unterbreitete dem Rat Vorschläge zur Genehmigung der Unterzeichnung und des Abschlusses eines umfassenden Pakets von Abkommen, das einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Ratifizierung eines modernisierten Rahmens für die Zusammenarbeit darstellt.

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    Die Umsetzung der Pläne der Mitgliedstaaten in Bezug auf die Kernenergie wird erhebliche Investitionen in Höhe von rund 241 Mrd. EUR bis 2050 erfordern, sowohl für die Verlängerung der Lebensdauer bestehender Reaktoren als auch für den Bau neuer Großreaktoren. Zusätzliche Investitionen sind für kleine modulare Reaktoren (SMR), fortgeschrittene modulare Reaktoren (AMR) und Mikroreaktoren erforderlich, und die Kommission hat in ihrem achten illustrativen Nuklearprogramm (PINC) die Fusion für die längerfristige Zukunft bewertet.

  • Änderungen bei den DAWI-Vorschriften

    Die EU-Kommission ersucht um Rückmeldungen zu einer Überarbeitung der Beihilfevorschriften für Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse (DAWI), die dem Mangel an erschwinglichem Wohnraum entgegenwirken soll. Zur Überbrückung der Investitionslücke für erschwinglichen Wohnraum bedarf es großer Investitionen. Staatliche Beihilfemaßnahmen können einen Anreiz für die erforderlichen Investitionen bieten.

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    Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Intelsat Holdings S.à r.l. ("Intelsat") durch SES S.A. ("SES") ohne Auflagen nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Nach Prüfung des Vorhabens kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der Zusammenschluss keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt.

  • Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung

    Die Europäische Kommission hat ihre Liste der Länder und Gebiete mit hohem Risiko aktualisiert, die strategische Mängel in ihren nationalen Systemen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufweisen. EU-Einrichtungen, die unter den AML-Rahmen fallen, müssen bei Transaktionen, an denen diese Länder beteiligt sind, verstärkte Wachsamkeit walten lassen. Dies ist wichtig, um das Finanzsystem der EU zu schützen.

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