Rechtssicherheit wichtiger als Kostensenkung


Studie "Global Trade Management Agenda 2014": Trends im globalen Supply Chain Management
Compliance einhalten: "Erst prüfen, dann liefern" – so lautet eigentlich die Grundregel der Exportkontrolle

(10.01.14) - Welche Aufgaben sehen exportierende Unternehmen im globalen Supply Chain Management im Jahr 2014 auf sich zukommen? Und wie gehen sie mit Risiken in ihrer Lieferkette um? Diese und weitere Fragen hat die gemeinsame Studie "Global Trade Management Agenda 2014" des Software-Unternehmens AEB und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart analysiert.

Das Top-Thema aus Sicht der befragten Unternehmen: Rechtssicherheit. Aber auch die Gewinnung, Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, die Risikominimierung in der Lieferkette sowie die Verringerung von Durchlauf- bzw. Lieferzeiten sind wichtig. Kostensenkungen im Global Trade Management (GTM) spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Die Studie liefert wertvolle Einsichten und Hinweise für die Praxis:

>> 90 Prozent der befragten Unternehmen sehen wachsende Bedeutung für das GTM, 82 Prozent halten es für einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
>> Knapp ein Drittel der Studienteilnehmer sehen die Unternehmen im Bereich GTM nicht gut aufgestellt.
>> Rund 36 Prozent schätzen, dass mindestens ein Viertel der Unternehmen bereits ohne Genehmigung in ein Embargoland geliefert hat oder an einen >> Empfänger, der auf einer Sanktionsliste stand.
>> Und: Für 83 Prozent der Unternehmen stellt die Unterbrechung der Lieferkette eine reale Bedrohung dar.

Zudem umfasst die Studie auch eine Einschätzung zur Entwicklung des Außenhandels. So erwarten rund 70 Prozent der Befragten nächstes Jahr eine Umsatzsteigerung aus ihren Exporten – besonders in der Russischen Föderation: gut ein Fünftel der Befragten erwartet dort eine Steigerung des Außenhandelsgeschäftes um mehr als 6 Prozent, immerhin 11,5 Prozent setzen sogar auf eine Zunahme von mehr als 10 Prozent.

Rechtssicherheit wichtiger als Kostensenkung
"Erst prüfen, dann liefern" – so lautet eigentlich die Grundregel der Exportkontrolle. Dennoch schätzen rund 36 Prozent der Befragten, dass mindestens ein Viertel der Unternehmen schon mal ohne Genehmigung in ein Embargoland oder an einen Empfänger geliefert hat, der auf einer Sanktionsliste stand. An die 23 Prozent glauben, dass mindestens ein Viertel der Unternehmen auch Waren exportieren, für die ein Ausfuhrverbot vorliegt. Vielleicht deshalb sehen die Umfrageteilnehmer ihre Aufgabenschwerpunkte für 2014 vor allem in den Bereichen Compliance und Effizienz. Am wichtigsten ist dabei das Einhalten von Embargo-Vorschriften, gefolgt von der Inanspruchnahme von Verfahrensvereinfachungen, der Gewährleistung von Rechtssicherheit und der Umsetzung zollrechtlicher Änderungen. Auffällig ist, dass die Optimierung von Gesamtkosten oder Abgaben von den meisten Exporteuren als weniger bedeutend eingestuft wird.

Mangelndes Bewusstsein als Hemmnis
Das größte Hemmnis bei der täglichen Arbeit der Befragten stellen die komplexen gesetzlichen Anforderungen dar – also der Kern ihrer Aufgabendefinition. Viele fühlen sich auch von der internen Organisationsstruktur behindert. Sie planen für 2014 gezielte Kommunikationsmaßnahmen, um die Bedeutung von GTM im gesamten Unternehmen zu verankern und die Wissensbasis zu verbreitern.

Geeignete Software für mehr Effizienz und Sicherheit
Ein wichtiger Punkt auf dem Programm der Umfrageteilnehmer ist der Einsatz von Software. Zwei Drittel der Unternehmen – besonders Betriebe aus dem Anlagen- und Maschinenbau – halten die Unterstützung der Prozesse durch Software für besonders wichtig. Da ein gutes Drittel der Befragten über mangelnde IT-Unterstützung klagt, liegt hier ein beachtliches Optimierungspotenzial.

Systematisches Supply Chain Risk Management wenig verbreitet
Der zweite Teil der Umfrage befasste sich mit dem Supply Chain Risk Management. Prof. Dr. Dirk H. Hartel, Studiengangsleiter BWL-Dienstleistungsmanagement der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart: "Die Ergebnisse zeigen, dass Supply Chain Risiken im Bewusstsein der Unternehmen angekommen sind. Nur ein Bruchteil der Befragten ordnen diesen noch eine untergeordnete Rolle zu. Das ist auch nicht verwunderlich, denn für über 80 Prozent der Unternehmen stellt die Unterbrechung der Lieferkette ein reales Risiko dar."

Allerdings lassen die Ergebnisse auch erkennen, dass viele Unternehmen noch weit entfernt von einem institutionalisierten Risikomanagementsystem sind. Nur 10 Prozent der Befragten gaben an, über ein standardisiertes Risikomanagement (RM)-System zu verfügen. Nicht einmal jeder zehnte Teilnehmer erfasst und bewertet seine Supply Chain Risiken systematisch. Wenig verbreitet sind auch Risikosteuerungsstrategien, die – wenn überhaupt eingesetzt – vor allem auf den Risikotransfer abzielen – etwa Absicherung von Währungsrisiken und Abschluss von Versicherungen. Interessant ist, dass die Erhöhung von Sicherheitsbeständen kaum noch als probates Mittel gesehen wird. Und knapp 70 Prozent der Unternehmen stimmen sich bzgl. ihrer Maßnahmen im Supply Chain Risk Management intensiv mit ihren Geschäftspartnern ab.

Dr. Ulrich Lison, Mitglied der Geschäftsleitung der AEB und einer der Autoren der Studie, sagte: "Die Studienergebnisse bestätigen unsere Erfahrung, dass die Unternehmen bereits sehr rechtssicher agieren, aber Einsparpotenziale im Global Trade Management noch nicht voll ausschöpfen. Die Herausforderung liegt darin, einerseits alle Handelsbeschränkungen und Zollgesetze automatisiert einzuhalten, andererseits die Abgabenlast zu reduzieren, indem man Verfahren wie das Zolllager oder Präferenzen nutzt. Ein funktionierendes GTM dient dazu, den sicheren und reibungslosen grenzüberschreitenden Waren-, Daten- und Zahlungsstrom zu gewährleisten."

Über die Global Trade Management Agenda 2014
Die Global Trade Management Agenda ist ein Kooperationsprojekt des Stuttgarter Softwareunternehmens AEB und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. Sie basiert auf den Ergebnissen einer Online-Befragung, die im Sommer 2013 stattfand. 110 Außenhandels-Experten gaben ihre Einschätzungen zu den derzeit wichtigsten Aufgabenstellungen im Global Trade Management (GTM) und im Supply Chain Risk Management (SCRM) ab. Fast alle Teilnehmer sind in ihren Unternehmen direkt für Export, Logistik, Exportkontrolle oder Zoll verantwortlich. Erfasst wurden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Zielsetzung der Studie war es, aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze zu identifizieren und zu bewerten und daraus eine "Global Trade Management Agenda 2014" zu erstellen. Im ersten Teil der Studie steht das Thema Global Trade Management (GTM) im Mittelpunkt. Was ist notwendig, um im Dickicht zahlreicher nationaler und internationaler Regelungen jederzeit rechtssicher, effizient und regelkonform zu agieren? Der zweite Teil beleuchtet das Supply Chain Risk Management. Welche Strategien haben die Verantwortlichen entwickelt und welche Maßnahmen werden ergriffen?
(AEB: ra)

AEB: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • KI definiert Geschäftsmodelle neu

    In Deutschlands Chefetagen mangelt es an ausreichender Kompetenz im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI). Zwei Drittel der Führungskräfte gehen selbstkritisch davon aus, dass Entscheider ohne fundiertes KI-Verständnis mittelfristig aus der Leitungsebene verdrängt werden. Zudem erwarten 52 Prozent, dass künftig vor allem vollständig auf generativer KI basierende Geschäftsmodelle dominieren werden.

  • Nur die wenigsten haben eine Cyberversicherung

    Wenn plötzlich wichtige Daten nach einem Angriff mit Schadsoftware verschwunden sind, jemand anderes sich im Internet der eigenen Identität bemächtigt und damit Schäden verursacht oder auch wenn man beim Online-Shopping betrogen wird - Opfer von Kriminalität im Internet zu werden, kann schnell teuer werden. Abhilfe versprechen Cyberversicherungen. Allerdings haben derzeit die wenigsten Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland eine entsprechende Absicherung.

  • Identity Governance und Administration

    Omada hat die Veröffentlichung ihres jährlichen State of Identity Governance Report für 2025 bekannt gegeben. Der Bericht untersucht die Sicht von IT- und Geschäftsführern auf Bedrohungen im Kontext von Identitätssicherheit und die Lösungen, die sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen einsetzen.

  • Überwinden des "Henne-Ei-Problems"

    Der ibi-Payment-Report 2024 behandelt ein umfangreiches und vielfältiges Themenspektrum. Dabei wurde auch SEPA Request-to-Pay detailliert betrachtet. Die aus den Online-Befragungen von 1.024 Endkunden sowie 40 Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Zahlungsverkehr und Payment von Kreditinstituten erzielten Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen über das Gelingen einer flächendeckenden Durchsetzung von SEPA Request-to-Pay stark divergieren.

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen