Risikomanagement in Krankenhäusern


Umfrage zeigt: Kliniken bei Fehlerprävention auf einem guten Weg
Compliance im Gesundheitswesen: Befragung zum Einführungsstand von klinischem Risikomanagement (kRM) in deutschen Krankenhäusern


(24.04.12) - Die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage, die das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) jetzt zusammen mit dem Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn (IfPS) vorstellt, zeigen, dass deutsche Krankenhäuser vermehrt an ihrer Fehlerprävention arbeiten. 484 von 1.820 befragten Kliniken nahmen an der Umfrage teil: Fast die Hälfte nutzt bereits Fehlerberichts- und Lernsysteme. Diese sind jedoch noch nicht klinikweit im Einsatz, sondern durchschnittlich nur in jeder dritten Abteilung. Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser verfügen bereits über einen strategischen Ansatz für ein klinisches Risikomanagement.

Die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellte Gesamtauswertung der "Befragung zum Einführungsstand von klinischem Risikomanagement (kRM) in deutschen Krankenhäusern" zeigt außerdem: 59 Prozent der Kliniken haben Strategien für das klinische Risikomanagement entwickelt. 26 Prozent haben bislang keine Strategien und weitere 16 Prozent der Krankenhäuser gaben an, eine Strategieentwicklung in diesem Bereich konkret vorantreiben zu wollen. Besprechungen zu kritischen Vorfällen, Schäden und Fehlern finden in zahlreichen Krankenhäusern bereits statt, müssen aber noch weiter ausgestaltet werden.

"Die Untersuchung weist auf eine positive Entwicklung bei der Planung und Umsetzung des klinischen Risikomanagements im stationären Bereich hin. Dieser Weg, den viele Krankenhäuser bereits beschritten haben, muss durch praxisbezogene Ergebnisse einer hochwertigen Patientensicherheitsforschung weiter flankiert und unterstützt werden", sagt Dr. Jörg Lauterberg, Projektleiter der Befragung beim Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn (IfPS). "Auch bei der Implementierung von Fehlerberichts- und Lernsysteme sind Kliniken auf einem guten Weg. Es fehlen jedoch gesetzliche Vorgaben und Verordnungen, die zum Beispiel für einen rascheren flächendeckenden Einsatz sogenannter Critical Incident Reporting System (CIRS) sorgen würden", sagt Hedwig Francois-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS).

Von den Studienteilnehmern angegebene Risikoschwerpunkte sind in Allgemeinkrankenhäusern unabhängig von ihrer Größe identisch: Schnittstellenproblemen führen die Rangliste mit 46,5 Prozent an. An Platz zwei liegt die Arzneimitteltherapie mit 34,4 Prozent. Der dritten Platz gehört mit 32,2 Prozenten den Krankenhausinfektionen beziehungsweise der Hygiene.

Patientensicherheit ist eines der wichtigsten Anliegen in Klinik und Praxis. Untersuchungen zeigen, dass beinahe die Hälfte der Zwischenfälle vermeidbare kritische Ereignisse sind. Wichtige Instrumente zur Erhöhung der Sicherheit im Behandlungsprozess sind Fehlerberichts- und Lernsysteme (CIRS) als Bestandteil eines umfassenden klinischen Risikomanagements. "Bisher fehlte uns in Deutschland eine Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Risikomanagements und der Nutzung von CIRS-Systemen, um einschätzen zu können, ob und wo besonderer Handlungsbedarf besteht", erläutert Francois-Kettner die Motive für die bundesweite Umfrage. Für den Patientensicherheitsforscher Lauterberg ist die derzeitige Studie erst ein Anfang: "Um Trends und Tempo in der Verbesserung des Risikomanagements zu erkennen, sollte die Umfrage im Jahr 2013 oder 2014 wiederholt werden", regt er an.

Die Studie "Befragung zum Einführungsstand von klinischem Risikomanagement (kRM) in deutschen Krankenhäusern" wurde vom AOK Bundesverband finanziert und vom Deutschen Pflegerat, der Bundesärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und dem Aktionsbündnis Patientensicherheit unterstützt. Sie wurde in fachlicher Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krankenhaus-Institut (DKI) sowie der ETH Zürich und der Hochschule Luzern geplant und durchgeführt. (Aktionsbündnis Patientensicherheit: ra)

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