Jeder Zweite nutzt das Internet für Behördengänge


E-Government-Nutzung kommt nur schleppend voran
Auch bei Anträgen, für die der Gesetzgeber keine Unterschrift fordert, sehen die Formulare immer noch ein Unterschriftenfeld vor und erschweren so die komplett elektronische Antragstellung und -bearbeitung

(20.11.15) - Die Nutzung von E-Government kommt in Deutschland nur langsam voran. Das zeigen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Demnach hat im Jahr 2014 nur gut die Hälfte der Bundesbürger (53 Prozent) das Internet zur Interaktion mit Behörden genutzt, etwa um Auskünfte einzuholen oder Formulare herunterzuladen. Das ist lediglich ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2013, als es 49 Prozent waren. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich nach wie vor nur im Mittelfeld, auf Rang 11 aller EU-Mitgliedsländer. Spitzenreiter ist Dänemark, wo 84 Prozent der Bürger E-Government-Angebote nutzen, gefolgt von Schweden (81 Prozent), Finnland (80 Prozent) und den Niederlanden (75 Prozent). "Mithilfe des Internet können Behördengänge in vielen Fällen deutlich unkomplizierter und schneller erledigt werden als mit einem persönlichen Erscheinen auf dem Amt", sagt Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom. "Hier verschenken sowohl Bürger als auch Verwaltungen wertvolle Möglichkeiten."

Laut Bitkom ist die vergleichsweise geringe Nutzung von E-Government-Angeboten in Deutschland unter anderem auf ein Informationsdefizit zurückzuführen: "Viele Bürger wissen schlichtweg nicht, dass sie zum Beispiel bei vielen Ämtern Termine online vereinbaren oder Formulare per E-Mail zusenden können", so Rohleder. "Hier muss noch stärker als bislang aufgeklärt werden." Zudem werden die Möglichkeiten des E-Government noch nicht konsequent genug realisiert.

"Auch bei Anträgen, für die der Gesetzgeber keine Unterschrift fordert, sehen die Formulare immer noch ein Unterschriftenfeld vor und erschweren so die komplett elektronische Antragstellung und -bearbeitung. Das passt nicht mehr in unsere Welt und ist Bürgern, die online Bücher kaufen, Urlaube buchen oder ihre Wohnung tauschen, nicht mehr zu erklären", so Rohleder. Und selbst dort, wo Online-Angebote gemacht werden, sind sie oftmals nicht nutzerfreundlich – ein Problem, das nach Ansicht des Bitkom hausgemacht ist. "Viele Behörden versuchen, eigene Systeme aufzubauen anstatt bewährte Standards einzusetzen. Dabei werden sie nicht selten von der aktuellen IT abgekoppelt", sagt Rohleder.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben zur Nutzung von E-Government-Angeboten in den einzelnen EU-Staaten sind Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Für den Ländervergleich wurden Einwohner im Alter von 16 bis 74 Jahren gefragt, ob sie in den zwölf Monaten vor der Erhebung das Internet für die Interaktion mit staatlichen Behörden genutzt haben, etwa für die Informationsbeschaffung, das Herunterladen amtlicher Formulare oder das Rücksenden ausgefüllter Formulare.
(Bitkom: ra)

Bitkom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Europa auf dem Weg zum Ausweis auf dem Smartphone

    Mit der Einigung zur eIDAS 2.0-Verordnung macht Brüssel den Weg frei für den elektronischen Handy-Ausweis. Dazu soll eine so genannte "EU Digital Identity Wallet" eingeführt werden - also eine digitale Brieftasche, in der ein elektronischer Personalausweis und weitere digitale Identitäten gespeichert werden können.

  • ESG und Customer Experience

    Banken und Vermögensverwalter in Deutschland und Europa müssen immer digitaler werden. Regulatorik und Wettbewerb setzen Finanzunternehmen aller Größen zunehmend unter Druck. Mehr als die Hälfte gaben in einer neuen Studie an, in den nächsten zwei Jahren große Innovations- und Digitalisierungsprojekte angehen zu wollen.

  • Deutschland Schlusslicht beim E-Government

    Entrust, Anbieterin im Bereich vertrauenswürdige Identitäten, Zahlungen und digitale Infrastrukturen, hat die Ergebnisse einer neuen Umfrage zur Interaktion zwischen Regierungen und ihren Bürgern (G2C) veröffentlicht. Befragt wurden mehr als 3.500 Menschen in sechs Ländern (Deutschland, USA, Australien, Kanada, Frankreich und Großbritannien).

  • Wert auf finanzielle Sicherheit

    Laut einer Studie von Alight spielen betriebliche Zusatzleistungen eine wichtige Rolle. Zwar wissen Arbeitgeber, dass diese Angebote im Kampf um neue Talente von entscheidender Bedeutung sind, dennoch fällt es ihnen oft schwer, den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden.

  • Sinn in der Arbeitszeiterfassung

    "Bürokratie-Tsunami", "an der Arbeitswirklichkeit vorbei", "Gängelung" - während die Politik noch intensiv über die konkrete Ausgestaltung einer Gesetzesnovelle zur Arbeitszeiterfassungspflicht diskutiert, sind die Beschäftigten im Mittelstand laut einer aktuellen Studie von tisoware, Expertin für Zeiterfassung und Gruppenunternehmen des ERP+ Experten proAlpha, der anstehenden Neuregelung gegenüber eher positiv eingestellt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen