Informationssicherheit kontra Compliance


Unternehmen der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT): Compliance gibt nicht mehr den Takt an
Sicherheitsverantwortliche verändern Schwerpunkt: Anstelle der Compliance tritt nun die Entwicklung einer Sicherheitsstrategie und einer Roadmap


(20.02.13) - Viele Unternehmen der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT)-Branche überschätzen ihr derzeitiges Sicherheitsniveau in Bezug auf IT-Sicherheit. Nur 50 Prozent verfügen beispielsweise über weitreichende Pläne für den Fall eines Angriffs. Überdies haben sich im Vergleich zum Vorjahr die Prioritäten der Sicherheitsverantwortlichen verändert: Anstelle der Compliance tritt nun die Entwicklung einer Sicherheitsstrategie und einer Roadmap. Die Unternehmen haben somit die Bedeutung der Informationssicherheit für ihr operatives Geschäft erkannt. Am meisten gefürchtet sind Effekte von DOS-Attacken (Denial of Service), das größte Risikopotenzial liegt bei Dritten, etwa Kooperationspartnern. Insgesamt geht es um eine allgemeine Widerstandsfähigkeit gegen Angriffe – was deutlich über herkömmliche Sicherheitsstandards hinausreicht. Die größte Hürde für ein umfassendes Sicherheitssystem sind dabei knappe Budgets. Das zeigt die "2013 TMT Global Security Study" von Deloitte, an der 122 internationale TMT-Unternehmen teilgenommen haben.

"Unternehmen sind sich der aktuellen Gefahren sehr bewusst und haben die Dimension der Informationssicherheit für ihr operatives Geschäft, ihre Ziele und ihre Reputation erkannt. Die Gefahr wächst in dem Maß, in dem die Finesse der Angreifer und Attacken zunimmt", kommentiert Peter Wirnsperger, Partner Cyber Security bei Deloitte.

Compliance nicht mehr maßgeblich
Im letzten Jahr stand Compliance an der Spitze der wichtigsten Ziele – in diesem Jahr schafft sie es nicht mal mehr in die Top 10. Stattdessen erkennen die Unternehmen die Bedeutung der Informationssicherheit als Werttreiber für ihr Geschäft und als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb. Zusätzlich geben etwa 20 Prozent an, dass Informationssicherheit eng an sensible Change-Prozesse in ihrem Unternehmen gekoppelt ist.

Gerade für größere Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern ist Datensicherheit eine Herausforderung – vor allem dann, wenn Informationssicherheit zum Servicespektrum des Anbieters gehört. Auch fürchten größere Unternehmen Industriespionage. Nicht zuletzt deshalb fällt das Thema Informationssicherheit inzwischen in die Zuständigkeit der Unternehmensführung.

Neues Phänomen "Hacktivism"
Trotz ihres Gefahrenbewusstseins überschätzen viele Unternehmen ihr eigenes Abwehrpotenzial. 88 Prozent geben an, auf ihre Maßnahmen zu vertrauen – lassen aber außer Acht, dass prinzipiell jede Organisation verwundbar ist. Dabei sind es insbesondere neuartige Bedrohungen wie etwa "Hacktivism" (politisch motivierte Hacker-Angriffe), die sich als sehr effektiv erweisen. Gerade hier kommt es nicht nur auf gut funktionierende Firewalls usw. an, sondern vor allem auch auf die Sammlung von Informationen über Angriffe, die Aufklärung und gezielte Vorbeugung.

Ein potenzielles Risiko stellt in fast allen Unternehmen das fehlende Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter dar. Rund 70 Prozent der Befragten schätzen die Gefahr als relevant ein. Der Einsatz privater mobiler Geräte in Kombination mit Unternehmensdaten ("Bring your own Device" - BYOD) sowie die Nutzung von Cloud Computing-Services stellen hier Probleme dar, wenn Mitarbeitern nicht die Gefahrenpotentiale bewusst sind. Ein Drittel der Unternehmen nutzt solche Services in sensiblen Bereichen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Cloud in Verbindung mit sog. Rogue IT gerät. Damit steht der Zugang zu den Daten nahezu jedem frei – oft ohne dass der jeweilige IT-Sicherheitsverantwortliche davon Kenntnis hat.

Wirksamer Datenschutz - Partner sind Sicherheitsrisiko
Auch Datenschutz bedeutet eine Herausforderung. Nur 64 Prozent der Unternehmen verfügen über ein entsprechendes Privacy-Programm, wobei große Unternehmen deutlich besser aufgestellt sind als kleine. Auch scheint die Telekommunikationsbranche umfassender gerüstet als Medien- und Technologieanbieter. Wirksamen Schutz vor der Gefahr durch unachtsame oder sogar böswillige Mitarbeiter bieten Trainings – am besten mit Programmen, die das Unternehmen rundum widerstandsfähig gegen Angriffe und Fehlverhalten machen.

Die Sicherheitsfragen und -risiken enden nicht an den Unternehmensgrenzen. Im Gegenteil: So wie die Verflechtung von Unternehmen und Branchen zunimmt, können Dritte zur maßgeblichen Gefahrenquelle werden. Die Befragten sehen die sogenannten Third Party Risks als die bedeutendsten an: Für 92 Prozent der Unternehmen mit über 10.000 Mitarbeitern und 79 Prozent aller sind sie die Herausforderung Nr. 1. Immerhin 88 Prozent lassen ihre Partner eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, 68 Prozent integrieren das Thema in die Verträge.

"Kontrolle ist gut – manchmal aber ist eine enge Zusammenarbeit besser. Auch das gehört zum strategischen Ansatz, ein Unternehmen fit für die Gefahren des Cyberspace zu machen. Das beinhaltet trotz begrenzter Budgets die Investition von Zeit, Mühe und Mitteln in die Fähigkeit, Gefahren schnell und präzise erfassen und vorausschauend planen zu können. Heute hat erst die Hälfte aller Befragten entsprechende Pläne entwickelt – hier ist noch viel Luft", resümiert Peter Wirnsperger. (Deloitte: ra)

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Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

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