Zunehmende Compliance-Anforderungen


"CMS Compliance-Barometer 2015": Professionalisierung und Akzeptanz von Compliance noch ausbaufähig
In Deutschland wurden große Unternehmen repräsentativ befragt - CMS Compliance-Index misst Durchdringung in Unternehmen

(01.09.15) - In noch nicht allen großen deutschen Unternehmen ist das Thema Compliance ausreichend professionalisiert. Mit ihrer erstmals aufgelegten branchenübergreifenden Studie "CMS Compliance-Barometer" hat die Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland zwar festgestellt, dass das Thema Compliance mittlerweile immer fester in Unternehmen verankert ist; dennoch besteht weiterhin Verbesserungsbedarf. Der CMS Compliance-Index verdichtet die gewonnenen Erkenntnisse auf den aktuellen Wert von 64 von möglichen 100 Zählern. Die Studie wird künftig jährlich erhoben und eine Entwicklung der Jahresergebnisse vergleichbar machen.

"Die Regulierungspflichten nehmen für Unternehmen ständig zu. Somit steigen auch die Risiken – für das Unternehmen, aber auch persönlich –, die aus einem unzureichenden Compliance-Management entstehen können", so Dr. Harald W. Potinecke, Partner und Koordinator der deutschen Compliance-Gruppe bei CMS. "Das Thema Compliance ist beim großen Mittelstand und in Konzernen bereits angekommen. Die Studienergebnisse offenbaren interessante Erkenntnisse, wo noch Optimierungsbedarf besteht." Für die Studie sind Compliance-Verantwortliche aus 175 großen Unternehmen (mindestens 500 Mitarbeiter) anonym und repräsentativ vom renommierten Marktforschungsinstitut Ipsos befragt worden.

Defizite im Organisationsgrad
Nahezu die Hälfte der großen Unternehmen hat in den vergangenen Jahren die personellen und finanziellen Compliance-Ressourcen erhöht. Dennoch fühlen sich nur 42 Prozent der Befragten gut ausgestattet. Vielfach kommen die Compliance-Verantwortlichen aus verschiedenen Unternehmensbereichen: Meistens sind diese in der Rechtsabteilung, dem Controlling, dem Risikomanagement oder der Revision angesiedelt. In der Mehrheit der Unternehmen sind ein bis vier Mitarbeiter mit Compliance-Aufgaben betraut. Dabei ist für viele Mitarbeiter Compliance nach wie vor nicht die Hauptaufgabe: Nicht einmal ein Drittel der befragten Unternehmen hat eine eigenständige Compliance-Abteilung eingerichtet. In fast einem Drittel der Unternehmen üben Mitarbeiter aus Vertrieb und Einkauf sogar selbst Compliance-Funktionen aus. "Hier können Haftungsrisiken drohen, wenn operatives Risikogeschäft und Compliance-Verantwortlichkeiten nicht klar getrennt voneinander gemanagt werden", erläutert Dr. Tobias Teicke, Compliance-Experte am Berliner CMS-Standort. Ein Defizit zeigen viele Unternehmen bei der Ausnutzung bereits bestehender Ressourcen: In etwa jedem zweiten Unternehmen werden bestehende Abteilungen nicht optimal miteinander verzahnt. Weit verbreitet ist dagegen die Praxis, extern fachliche Unterstützung einzuholen – je nach Compliance-Thema liegt die Beratungsquote bei bis zu 80 Prozent.

Überraschende Risikoeinschätzung
Überraschend ist, dass nach Einschätzung vieler mittelständischer Unternehmen (500 bis 999 Mitarbeiter) kartellrechtliche Fragen und Korruption als Compliance-Themen eine eher untergeordnete Rolle spielen, wohingegen der Datenschutz hier als größtes Compliance-Risiko gesehen wird. In Großkonzernen werden hingegen Korruptions- und Kartellverstöße und die damit verbundenen hohen Bußgelder als größte Risiken eingeschätzt. "Dies spiegelt die bei gerade mittelständischen Unternehmen immer noch weit verbreitete Auffassung wider, Korruption käme dort nicht vor", so Florian Block, Compliance-Experte am Münchener CMS-Standort.

Zunehmende Compliance-Anforderungen
Der Druck auf die Unternehmen steigt: Als größte künftige Herausforderungen gelten bei den Studienteilnehmern ein stetig verschärfter Haftungsmaßstab aufgrund der zunehmenden Regulierung der Gesetzgeber und strengeren Praxis von Behörden und Rechtsprechung. Allerdings üben nicht nur staatliche Stellen Druck aus: Die Hälfte der Unternehmen hält es für wichtig, gegenüber Geschäftspartnern ein eigenes Compliance-System nachweisen zu können.

Handlungsbedarf bei Compliance-Kultur und Risikovorsorge
In vielen Unternehmen ist mittlerweile angekommen, dass der eigenen Compliance-Kultur entscheidende Bedeutung zukommt. Dementsprechend sehen es fast drei Viertel der Befragten als größte interne Herausforderung an, bei Mitarbeitern wie bei der Unternehmensleitung ein echtes Bewusstsein und eine Akzeptanz für die Thematik zu etablieren. Dem Management bescheinigen 88 Prozent, den Mitarbeitern dagegen nur ein Drittel der Befragten ein hohes Compliance-Bewusstsein. Während fast alle Unternehmen (94 Prozent) mittlerweile über ein Standardrepertoire an Compliance-Instrumenten verfügen, so existiert doch nur bei der Hälfte der Befragten einer der wichtigsten Compliance-Bausteine: Ein Schulungsprogramm zur Vermittlung von Verhaltensanforderungen.

Die Studie und der Index sollen künftig jährlich erscheinen und einen umfangreichen Ein- und Ausblick zum Stand der Compliance in großen deutschen Unternehmen ermöglichen. (CMS Hasche Sigle: ra)






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Meldungen: Studien

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    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

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    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

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    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

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