Überblick über den globalen M&A-Markt


Fusions- und Übernahmeaktivitäten: EU-Gesetze, vor allem solche, die Arbeitsverhältnisse regeln, haben einen bürokratischen und hinderlichen Einfluss auf die praktische Umsetzung eines M&A-Projekts
"Cass Marc Maturity"-Index veranschaulicht die Attraktivität eines Landes für M&A-Aktivitäten


(07.01.11) - Eine Studie des auf Fusions- und Übernahmeaktivitäten spezialisierten Marc-Forschungszentrums der zur City University London gehörigen Cass Business School vermittelt einen genauen Überblick über den globalen Merger & Acquisitions (M&A)-Markt. Der Marc M&A Maturity Index, gefördert von Ernst & Young, beurteilt die M&A-Reife von 175 Ländern und erstellt eine entsprechende Rangliste.

Die ersten Plätze auf diesem Ranking werden wie erwartet von den klassischen Standorten für Fusionen und Übernahmen belegt, wie Großbritannien, den USA und Japan. Interessant ist jedoch der Erfolg von Ländern wie Malaysia, Israel und Chile, die zwischen Platz 20 und 30 rangieren.

Dieses gute Ergebnis lässt sich oft auf ganz verschiedene Faktoren zurückführen. China beispielsweise liegt auf Platz 26. Die politischen Faktoren für das Land wurden auf der Marc-Skala mit 1,4 (94 Prozent) beurteilt und damit genauso gut wie die Großbritanniens und der USA.

Doch einige Ergebnisse der Studie widersprechen der Intuition der Beobachter. So nimmt die Anzahl von M&A-Transaktionen bei hoher politischer Instabilität überraschenderweise zu. Dies gilt jedoch nur in Übergangsländern. Auf reifen M&A-Märkten haben das politische Umfeld und der technische Entwicklungsstand so gut wie keinen Einfluss auf Fusions- und Übernahmeaktivitäten. Hier sind soziokulturelle Faktoren ausschlaggebend.

Abgesehen von Nordamerika und Westeuropa zeichnet sich Asien als interessanteste Region für M&A-Aktivitäten ab. Südkorea, Singapur und Hongkong scheiden ebenso gut ab wie Australien und Deutschland und stellen damit unter Beweis, dass sie hinsichtlich der M&A-Aktivität das Stadium der Reife erlangt haben.

Deutschland ist mit einer Bewertung von 1,6 (84 Prozent) offenbar ein Markt, an dem sehr günstige Bedingungen für M&A-Geschäfte herrschen. Auf der Weltrangliste belegt Deutschland den neunten Platz. Die gesetzlichen Bestimmungen sind allerdings verglichen mit anderen reifen Märkten als eher ungünstig für M&A-Geschäfte einzuschätzen. EU-Gesetze, vor allem solche, die Arbeitsverhältnisse regeln, haben einen bürokratischen und hinderlichen Einfluss auf die praktische Umsetzung eines M&A-Projekts (Deal Execution) sowie die Integration nach Abschluss der Transaktion (post-deal integration).

Aus dem Cass Marc Index geht auch hervor, dass das Potenzial von Chinas M&A-Markt trotz der jüngsten Zunahme und der wirtschaftlichen Bedeutung der M&A-Tätigkeit noch lange nicht ausgeschöpft ist. Wenn man Chinas Daten genauer anschaut, stellt man fest, dass China hinsichtlich der meisten Kriterien sehr gut abschneidet, während die politische Stabilität und die Regulierung nur mit 3,0 (50 Prozent) bzw. 3,3 (40 Prozent) bewertet werden. China wird also als reifer Markt eingestuft, befindet sich aber aufgrund seiner Bewertung am oberen Ende der Übergangsländer.

Die Studie untersucht die weltweiten Risiken und Chancen anhand von wirtschaftlichen, finanziellen, politischen, regulatorischen, soziokulturellen und technologischen Faktoren. Jeder Faktor setzt sich aus einer Reihe von Teilfaktoren zusammen. Aus den Noten der gewichteten Einzelfaktoren ergibt sich die Gesamtnote des Marc Maturity Index.

Die Korrelation des Index mit der M&A-Aktivität liegt bei 0,81 und damit doppelt so hoch wie die des "Protecting Investor Index“ der Weltbankgruppe, der lediglich eine Korrelation von 0,30 aufweist.

Alexis Karklins, Capital Transformation Leader bei Ernst & Young, meint dazu: "Es ist nicht weiter überraschend, dass die reifsten Märkte traditionell bei M&A-Transaktionen die größte Rolle spielen. Interessant ist jedoch, dass Malaysia, Israel, die Tschechische Republik und Chile alle im oberen Teil der Rangliste vertreten sind. Diese Länder verdanken ihre gute Platzierung ganz unterschiedlichen Faktoren. Malaysia schneidet bei wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren besonders gut ab, Israel im technologischen Bereich, die Tschechische Republik unter soziokulturellen Gesichtspunkten und Chile bei politischen Faktoren. Diese Länder sind also besser platziert als die BRIC-Staaten, die normalerweise in Analysen über die wichtigsten Schwellenländer genannt werden.“"

Professor Scott Moeller, Ko-Autor der Studie und Leiter des Forschungszentrums, bemerkte: "Der Cass Marc M&A Maturity Index liefert eine solide Darstellung der M&A-Reife auf Landesebene und kann als praktische Ausgangsbasis für die Anbahnung von M&A-Geschäften auf weniger bekannten Märkten verwendet werden. Da wir diese Studie jährlich aktualisieren, können wir die regionale M&A-Reife über längere Zeiträume verfolgen und dabei Entwicklungsmuster beobachten. Der Index zeigt an Übernahmen interessierten Unternehmen potenziell interessante Länder außerhalb der klassischen M&A-Märkte auf. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Bewertungen im Laufe der Zeit verändern."

Der Marc M&A Maturity Index
Der Marc M&A Maturity Index Deutschland ist mit einer Bewertung von 1,6 (84 Prozent) offenbar ein Markt, an dem sehr günstige Bedingungen für M&A-Geschäfte herrschen, Bild: Ernst & Young


Begriffserläuterungen:
• Regulatorische Faktoren
dienen der Beurteilung der Stärke des aufsichtsrechtlichen Umfelds und der Unternehmensfreundlichkeit. Grundlagen für die Beurteilung dieser Faktoren bilden z. B. die Weltbank-Klassifizierung der Länder nach der Zuverlässigkeit ihrer Rechtsordnung (Rule of law), die Klassifizierung von Ländern nach der Unternehmensfreundlichkeit auf der Grundlage der ‘Doing Business’ Rankings, die Beurteilung der Länder nach ihrer gesetzlichen Aufgeschlossenheit gegenüber ausländischen Investoren und Fusionskontrolle nach einer neuen GLIU-Studie (Allen & Overy) usw.

• Wirtschaftliche Faktoren dienen der Beurteilung des Wirtschaftswachstums und der wirtschaftlichen Stabilität. Grundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Faktoren sind die Wirtschaftskennzahlen des IWF, darunter BIP und BIP-Wachstum, Inflation und Leistungsbilanz sowie die wirtschaftliche Freiheit (nach Angaben der Heritage Foundation) und die von der Economist Intelligence Unit (EIU) ermittelten strukturellen volkswirtschaftliche Risiken.

• Finanzielle Faktoren dienen der Beurteilung des Zugangs zu Finanzierung und der unternehmerischen Kosten. Hierunter fallen beispielsweise die Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte (Quellen: Weltbank und Bloomberg), der Zugang zu Weltbank-Krediten, Lohnkosten (nach Angaben der Weltbank) usw.

• Politische Faktoren dienen der Beurteilung der politischen Stabilität und der politischen Risiken eines Landes. Grundlagen für die Beurteilung der politischen Faktoren sind die Einschätzung der politischen Stabilität durch die Weltbank, der "Corruption of Officials" Index von Transparency International usw.

• Technologische Faktoren dienen der Beurteilung des unternehmerischen Umfelds. Hierzu gehört z. B. die Anzahl der bei der WIPO angemeldeten Patente.

• Soziokulturelle Faktoren dienen der Beurteilung der Bevölkerung, der Qualifikation und des Ausbildungsniveaus. Grundlagen hierfür sind u. a. die Weltbankdaten zu Bevölkerungsgröße und Ausbildungsniveau.
(Ernst & Young: ra)

Ernst & Young: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen