Nutzen von Bilanzdaten zur Bonitätsprüfung


Studie zeigt am Beispiel der Eigenkapitalquote, dass Bilanzkennzahlen abhängig von Branchen und Umsatzklassen betrachtet werden müssen
Eine pauschalisierte Betrachtung der Eigenkapitalquote über alle Branchen und Größenklassen hinweg ist problematisch

(18.01.12) - Die Prof. Schumann Analyse GmbH führte im Oktober des vergangenen Jahres eine Untersuchung zur Aussagekraft der Eigenkapitalquote bei der Bewertung von Jahresabschlüssen durch. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Eigenkapitalquote als alleiniges Merkmal zur Beurteilung der Unternehmensbonität nicht ausreicht und z. B. stark in Abhängigkeit von Branchen und Umsatzklassen variiert.

Eines der am häufigsten herangezogenen Negativmerkmale ist bei der Bilanzanalyse die negative Eigenkapitalquote. Oft führt das sogar zu einer sofortigen Abstufung in die schlechteste Ratingklasse. "Diese Vorgehensweise wird dann damit begründet, dass die Überschuldung ein Tatbestand für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ist. Dabei handelt es sich bei Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung aber um eine faktische Überschuldung, bei der das Vermögen der Gesellschaft nicht zu Buchwerten, sondern zu Marktwerten den Schulden gegenübergestellt wird", erklärt Senior Consultant Evgeny Kulyushin von der Prof. Schumann Analyse GmbH. Dass in dieser Situation eine differenziertere Betrachtung unter Berücksichtigung anderer bonitätsrelevanter Kennzahlen notwendig wäre, ist das Ergebnis einer Analyse der Prof. Schumann Analyse GmbH. Zudem sollten Faktoren wie Branche und Unternehmensgröße bei der Kreditentscheidung berücksichtigt werden.

Insgesamt wurden Jahresabschlüsse von ca. 40.000 Unternehmen analysiert, deren Bilanzstichtag im Jahr 2009 liegt. Dabei wurden ausschließlich Unternehmen mit einer Bilanzsumme von 25.000 bis 2 Millionen Euro berücksichtigt. Unternehmen mit einer Bilanzsumme kleiner 25.000 Euro wurden ausgeschlossen, weil sie auf Grund der Mindestkapitalausstattung bei GmbHs die Ergebnisse verfälschen würden. Um den Einfluss der Branche auf die Eigenkapitalquote beispielhaft zu untersuchen, wurden drei unterschiedliche Branchen aus den Bereichen verarbeitendes Gewerbe, Bau und Handel ausgewählt.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Anzahl der Unternehmen mit einer negativen Eigenkapitalquote stark branchenabhängig ist. Während in Hochbau und KfZ-Handel 22,2 Prozent bzw. 20,4 Prozent der Unternehmen ein negatives Eigenkapital aufweisen, sind es in der Metallerzeugnis-Branche nur 14,8 Prozent. Eine pauschalisierte Betrachtung der Eigenkapitalquote über alle Branchen und Größenklassen hinweg ist dementsprechend problematisch. Der Analyst sollte also bei der Bewertung von Bilanzen auf einen umfangreichen Kennzahlenkatalog zugreifen, der Kennzahlen zur Vermögens-, Liquiditäts- und Finanzierungssituation umfasst. Dadurch, dass eBundesanzeiger-Bilanzen nun strukturiert verarbeitet werden und automatisch in die Bonitätsbewertung einfließen können, ist dies mit einem minimalen Aufwand möglich. (Prof. Schumann: ra)

Prof. Schumann: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • KI definiert Geschäftsmodelle neu

    In Deutschlands Chefetagen mangelt es an ausreichender Kompetenz im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI). Zwei Drittel der Führungskräfte gehen selbstkritisch davon aus, dass Entscheider ohne fundiertes KI-Verständnis mittelfristig aus der Leitungsebene verdrängt werden. Zudem erwarten 52 Prozent, dass künftig vor allem vollständig auf generativer KI basierende Geschäftsmodelle dominieren werden.

  • Nur die wenigsten haben eine Cyberversicherung

    Wenn plötzlich wichtige Daten nach einem Angriff mit Schadsoftware verschwunden sind, jemand anderes sich im Internet der eigenen Identität bemächtigt und damit Schäden verursacht oder auch wenn man beim Online-Shopping betrogen wird - Opfer von Kriminalität im Internet zu werden, kann schnell teuer werden. Abhilfe versprechen Cyberversicherungen. Allerdings haben derzeit die wenigsten Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland eine entsprechende Absicherung.

  • Identity Governance und Administration

    Omada hat die Veröffentlichung ihres jährlichen State of Identity Governance Report für 2025 bekannt gegeben. Der Bericht untersucht die Sicht von IT- und Geschäftsführern auf Bedrohungen im Kontext von Identitätssicherheit und die Lösungen, die sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen einsetzen.

  • Überwinden des "Henne-Ei-Problems"

    Der ibi-Payment-Report 2024 behandelt ein umfangreiches und vielfältiges Themenspektrum. Dabei wurde auch SEPA Request-to-Pay detailliert betrachtet. Die aus den Online-Befragungen von 1.024 Endkunden sowie 40 Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Zahlungsverkehr und Payment von Kreditinstituten erzielten Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen über das Gelingen einer flächendeckenden Durchsetzung von SEPA Request-to-Pay stark divergieren.

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen