eDiscovery: E-Mail nicht mehr Hauptquelle


Umfrage: Gerichtsrelevante eDiscovery-Anfragen stützen sich zunehmend auf Quellen wie Datenbanken, Social Media oder SMS
Bei der juristische Beweisaufnahme spielt die E-Mail nicht mehr die Hauptrolle


(06.10.11) - Die E-Mail wurde als meistgefragte Dokumentationsart bei eDiscovery abgelöst, stattdessen werden Informationen aus unterschiedlichsten Quellen eingefordert. Das sind die Ergebnisse aus der von Symantec durchgeführten Studie "2011 Information Retention and eDiscovery Survey" mit mehr als 2000 Befragten weltweit. Sie untersuchte, wie Unternehmen sich auf die Offenlegungspflicht elektronisch gespeicherter Informationen vorbereiten. So mussten Unternehmen im Schnitt 63 Mal pro Jahr eine eDiscovery-Anfrage beantworten. Jede Informationsanforderung beanspruchte im Schnitt 66 Arbeitsstunden beim IT-Personal, was bei allen Anfragen pro Jahr 4000 Stunden ergibt.

Die Menge der zu speichernden Daten in Unternehmen wächst stetig. Umso aufwändiger gestaltet sich die Suche nach konkreten Informationen im Falle einer eDiscovery-Anfrage. Hierfür müssen beklagte Firmen vor Gericht der Gegenpartei grundsätzlich alle angeforderten Unterlagen aushändigen. Im Rahmen der Symantec-Studie "2011 Information Retention and eDiscovery Survey" wurde gefragt, welche Dokumentenarten im Zuge von eDiscoveries in erster Linie eingefordert werden: Die Befragten weltweit gaben mit 67 Prozent vorrangig "Akten und Dokumente" an, gefolgt von "Informationen aus Datenbanken oder Applikationen" (61 Prozent). Die bislang dominierenden "E-Mails" landeten mit 58 Prozent nur noch auf Rang drei.

In Deutschland lagen die unstrukturierten Daten aus Akten und Dokumenten auf Platz eins (58 Prozent), gefolgt von E-Mails (53 Prozent) sowie Datenbanken und Anwendungen (51 Prozent). Bezeichnend für die Vielfalt der möglichen eDiscovery-Quellen sind die weiteren Ergebnisse: Es werden ebenfalls Informationen aus SharePoint (43 Prozent), Instant Messages und SMS (42 Prozent) sowie Social Media (38 Prozent) angefragt.

Laut der Studie von Symantec variierte die Art und Weise des Informationsmanagements unter den Teilnehmern stark. Unternehmen, die hier auf Best Practices setzen, sind deutlich besser für eDiscovery-Anfragen gewappnet. Hierzu zählen beispielsweise formelle Datenaufbewahrungspläne, automatisierte Legal Holds, um Daten vor der Löschung zu bewahren sowie eine entsprechende Archivierungs-Lösung. Dank dieser Best Practices können diese Firmen um 64 Prozent schneller auf Anfragen reagieren und profitieren von einer um 2,3-mal höheren Erfolgsrate bei eDiscovery-Anfragen. Folglich müssen sie auffallend seltener negative Konsequenzen in Kauf nehmen als Unternehmen, die noch keine formale Regelung zur Informationsaufbewahrung aufgesetzt haben.

Sie werden laut Studie:>> um 78 Prozent seltener mit gerichtlichen Sanktionen behängt
>> um 47 Prozent seltener in eine kompromittierende rechtliche Lage gebracht
>> mit 20 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit mit Strafgeldern belegt
>> mit 45 Prozent weniger Wahrscheinlichkeit kompromittierende Informationen herausgeben.

Trotz aller Risiken gab fast die Hälfte der Befragten aus Deutschland an, über keinen konkreten Plan zur Informationsaufbewahrung zu verfügen. Immerhin 27 Prozent der Befragten hierzulande setzen sich aktuell mit diesem Thema auseinander, während 17 Prozent überhaupt nicht darüber nachdenken.

Auf die Frage, warum sie noch keine entsprechende Regelung eingeführt haben, gaben 41 Prozent an, sie bräuchten einen solchen Plan nicht. Für 41 Prozent erscheint dies Vorhaben zu kostspielig, 35 Prozent antworteten, dass hierfür niemand mit der Verantwortung betraut wurde, 24 Prozent sagten, sie hätten keine Zeit und 18 Prozent gaben ihren Mangel an Erfahrung als Grund an. Dementsprechend fühlen sich 23 Prozent der Befragten in Deutschland "etwas bis extrem unsicher", was die Beantwortung von eDiscovery-Anfragen betrifft. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit der Implementierung von Best Practices verdeutlicht.

Symantecs "2011 Information Retention and eDiscovery Survey"
Insgesamt beteiligten sich 2000 Personen aus 28 Ländern an der von Applied Research im Juni und Juli 2011 durchgeführten Telefonumfrage. Die Befragten stammten aus Unternehmen unterschiedlichster Branchen und einer Größe von mehr als 1000 Mitarbeitern. Im Fokus der Befragung standen Repräsentanten aus dem IT-Management und den Rechtsabteilungen. So konnte ein ganzheitliches Bild zum Thema Informationsspeicherung und eDiscovery geschaffen werden. Die globalen Ergebnisse sind zu 95 Prozent zuverlässig mit einer Fehlerquote von +/- 2,2 Prozent.
(Symantec: ra)

Symantec: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • KI definiert Geschäftsmodelle neu

    In Deutschlands Chefetagen mangelt es an ausreichender Kompetenz im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI). Zwei Drittel der Führungskräfte gehen selbstkritisch davon aus, dass Entscheider ohne fundiertes KI-Verständnis mittelfristig aus der Leitungsebene verdrängt werden. Zudem erwarten 52 Prozent, dass künftig vor allem vollständig auf generativer KI basierende Geschäftsmodelle dominieren werden.

  • Nur die wenigsten haben eine Cyberversicherung

    Wenn plötzlich wichtige Daten nach einem Angriff mit Schadsoftware verschwunden sind, jemand anderes sich im Internet der eigenen Identität bemächtigt und damit Schäden verursacht oder auch wenn man beim Online-Shopping betrogen wird - Opfer von Kriminalität im Internet zu werden, kann schnell teuer werden. Abhilfe versprechen Cyberversicherungen. Allerdings haben derzeit die wenigsten Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland eine entsprechende Absicherung.

  • Identity Governance und Administration

    Omada hat die Veröffentlichung ihres jährlichen State of Identity Governance Report für 2025 bekannt gegeben. Der Bericht untersucht die Sicht von IT- und Geschäftsführern auf Bedrohungen im Kontext von Identitätssicherheit und die Lösungen, die sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen einsetzen.

  • Überwinden des "Henne-Ei-Problems"

    Der ibi-Payment-Report 2024 behandelt ein umfangreiches und vielfältiges Themenspektrum. Dabei wurde auch SEPA Request-to-Pay detailliert betrachtet. Die aus den Online-Befragungen von 1.024 Endkunden sowie 40 Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Zahlungsverkehr und Payment von Kreditinstituten erzielten Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen über das Gelingen einer flächendeckenden Durchsetzung von SEPA Request-to-Pay stark divergieren.

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen