Einrichtung eines Finanz-TÜVs


ver.di-Umfrage: Bankberater wollen beraten statt verkaufen
Eine Überlegung wert: Produktbezogene Zielvorgaben gesetzlich verbieten


(12.10.09) - "Wir fordern die Banken auf, die produktbezogenen Verkaufsvorgaben einzustellen und die Vertriebskultur radikal umzusteuern", erklärt Uwe Foullong, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Gegebenenfalls müssten produktbezogene Zielvorgaben sogar gesetzlich verboten werden. "Diese Vorgaben setzen die Beschäftigten unter immensen krankmachenden Druck und zwingen sie, auf Teufel komm raus zu verkaufen, statt die Kunden bedarfsgerecht zu beraten!"

Anlässlich des Fachgesprächs zur "Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen", zu dem das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Vertreter von Gewerkschaften, Banken und Verbraucherschutz eingeladen hatte, wies Foullong auf eine ver.di-Umfrage unter Bankbeschäftigten hin, bei der bislang rund 3.800 Beraterinnen und Berater Kommentare zu ihrer Arbeitssituation abgegeben haben.

Das vorliegende Zwischenergebnis sei alarmierend: 95,2 Prozent der befragten Kundenberater/innen forderten, dass eine kundenbedarfsgerechte Beratung stattfinden müsse, 88,5 Prozent würden sich für die Forderung "Schluss mit unwürdigen Praktiken des Vertriebscontrollings" aussprechen.

Für die Kundenberatung der Kreditinstitute seien so gut wie keine Lehren aus der Finanzmarktkrise gezogen worden, kritisierte Foullong. Nach wie vor erwarteten die Bankvorstände, dass Finanzprodukte offensiv verkauft würden, anstatt auf eine kundenorientierte Beratung umzustellen. Teilweise seien die produktbezogenen Verkaufsvorgaben für die Berater/innen sogar erhöht worden.

"Die Bankangestellten wollen im Interesse des Kunden beraten und nicht primär unrealistische Verkaufsvorgaben erfüllen müssen", erklärte der Gewerkschafter. Die Erwartungen der Geschäftsführungen setzten die Berater jedoch dermaßen unter Druck, dass psychische Erkrankungen zunähmen. Die Androhung von Versetzungen, Kürzungen der Gehälter oder Kündigungen bei Nicht-Erreichen des Verkaufsziels sei Realität.

Foullong forderte zudem die Einrichtung eines Finanz-TÜVs. Dabei sollten neue Finanzprodukte vor einer Zulassung mit einer einheitlichen Risikoklassifizierung und einem für alle Kunden verständlichen Produktinformationsblatt versehen werden. (ver.di: ra)

Ver.di: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen