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Datenschutz und Verschlüsselungstechnik


ULD beteiligt sich an einer europäischen Forschungsinitiative, in der innovative Verschlüsselungstechnik in der Praxis erprobt wird
In dem vierjährigen Projekt wird die datenschutzfördernde Technik sogenannter attributbasierter Zertifikate (in Englisch attribute based credentials) in Pilotversuchen erprobt


(04.02.11) - Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) kündigte seine Beteiligung an einer europäischen Forschungsinitiative an, in der innovative Verschlüsselungstechnik in der Praxis erprobt wird. Mit fast neun Millionen Euro fördert die Europäische Union in den kommenden vier Jahren das Projekt "Attribute Based Credentials for Trust (ABC4Trust)".

Das Projekt legt seinen Schwerpunkt auf datenschutzfördernde Technik, mit deren Hilfe Bürgerinnen und Bürger künftig ihre Privatsphäre und Identitäten besser schützen können. Es wird diese in Pilotversuchen mit Schülerinnen und Schülern einer schwedischen Schule sowie Studierenden der Patras-Universität in Griechenland anwenden.

"Die heutigen internationalen Rechnernetze machen es leicht, immer mehr Daten über die Menschen zu sammeln. Bisher kommen Techniken zum Schutz der Privatsphäre viel zu wenig zum Einsatz", erläutert Marit Hansen, stellvertretende Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein. "Ein wichtiger Schritt wäre es, nur solche Daten zu verarbeiten, die für den jeweiligen Zweck auch tatsächlich benötigt werden. Die im Projekt eingesetzte Technik wird ermöglichen, dieses Prinzip der Datensparsamkeit in der digitalen Welt umzusetzen."

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Die meisten Dienste im Internet wie Online-Banking, E-Shopping oder soziale Netzwerke verlangen die Erstellung eines personalisierten Profils; die Zugangskontrolle erfolgt durch Eingabe von Nutzername und Passwort oder, um erhöhten Sicherheitsanforderungen zu genügen, mittels kryptographischer Zertifikate.

Zwar bieten solche Zertifikate für viele Einsatzzwecke eine hinreichende Sicherheit, jedoch bleibt die Privatsphäre der Nutzer ungeschützt. Nutzer geben ihre Identität daher oftmals unbewusst gegenüber den Diensteanbietern preis, obwohl dies zur Erbringung der Leistung oder des Dienstes nicht erforderlich wäre.

"Mehr als die erforderlichen Informationen zu offenbaren, gefährdet nicht nur die Privatsphäre der Nutzer, sondern erhöht auch die Gefahr des Identitätsmissbrauchs, wenn personenbezogene Informationen in die falschen Hände Fallen. Ziel von ABC4Trust ist es, aufzuzeigen, dass Systeme mit attributbasierten Zertifikaten sowohl eine sichere Authentifizierung unterstützen als auch die Privatsphäre des Einzelnen schützen, beispielsweise im Rahmen mobiler sozialer Netwerke. Unsere Forschung unterstützt dabei unmittelbar die von der Europäischen Union mit der Digitalen Agenda verfolgten Ziele", betont Prof. Dr. Kai Rannenberg, Koordinator des Projekts und Inhaber der T-Mobile Stiftungsprofessur für Mobile Business & Multilateral Security an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Die "Digitale Agenda" beschreibt Strategien und Maßnahmen, um den digitalen Binnenmarkt in Europa zu stärken und damit einen nachhaltigen wirtschaftlichen und sozialen Nutzen zu erreichen.

In dem vierjährigen Projekt wird die datenschutzfördernde Technik sogenannter attributbasierter Zertifikate (in Englisch attribute based credentials) in Pilotversuchen erprobt. Diese ermöglichen es, genau die notwendigen Eigenschaften und Angaben nachzuweisen, ohne dabei die vollständige Identität zu offenbaren.

So kann ohne die Weitergabe des Geburtsdatums oder der Adresse, wie bei einer Authentifizierung mittels Ausweises bisher üblich, trotzdem ein Nachweis erbracht werden; beispielsweise älter als 18 Jahre, Student einer bestimmten Universität oder Bürger einer bestimmten Gemeinde zu sein. Das eingesetzte Credential-System baut dabei auf den Technologien von IBMs Identity Mixer und Microsofts U-Prove auf.

"Mit Technologien wie Identity Mixer schaffen wir für Internetdienste die technischen Voraussetzungen, neben einer sicheren Verschlüsselung auch einen besseren Datenschutz zu gewähren", schildert Dr. Jan Camenisch, Krypto- und Datenschutzexperte bei IBM Research - Zurich. "Wir setzen Lösungen, die in zehn Jahren Forschung und Entwicklung entstanden sind, in die Praxis um und befassen uns mit Fragen der Bedienbarkeit und Interoperabilität."

Pilotversuche in Schweden und Griechenland
Ein Pilotversuch findet an der Norrtullskolan, einer Sekundärschule in Söderhamn, Schweden, statt. Im Test ermöglicht das von den Forschern implementierte Identitätsmanagement-System Schülern, Lehrern und Eltern, sich sicher gegenüber Diensten zu authentifizieren, die von der Schule angeboten werden, u.a. zur Kommunikation mit der Schulkrankenschwester, Vertrauenslehrern, den Sozialarbeitern oder in internen sozialen Netzwerken, die sich auf bestimmte Schülergruppen beschränken lassen, ohne dass Nutzer ihre volle Identität preisgeben müssen.

In einem zweiten Pilotversuch am Research Academic Computer Technology Institute in Patras, Griechenland, wird das System Studierenden ermöglichen, Kurse sowie Dozentinnen und Dozenten im Rahmen der Evaluation der Lehre anonymisiert zu bewerten.

In beiden Pilotversuchen ermöglicht es ABC4Trust den Bildungseinrichtungen, ihren Nutzern Zertifikate auszustellen. Mit einem solchen Zertifikat kann ein Nutzer beispielsweise nachweisen, einen bestimmten Kurs zu besuchen, Mitglied einer bestimmten Gruppe oder Mannschaft zu sein oder ein bestimmtes Alter oder Geschlecht zu haben. Gespeichert auf einer Smartcard oder in einem Mobiltelefon können diese Zertifikate zur Authentifizierung gegenüber Diensten genutzt werden.

ABC4Trust-Konsortium
ABC4Trust ist ein Projekt mit einem Umfang von 13,5 Millionen Euro, das mit 8,85 Millionen Euro im Siebten Rahmenprogramm (RP7) der Europäischen Union gefördert wird. Das internationale multidisziplinäre ABC4Trust-Konsortium wird geleitet von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland. Weitere Projektpartner: Alexandra Instituttet, Dänemark; Research Academic Computer Technology Institute, Griechenland; IBM Research - Zurich, Schweiz; Miracle A/S, Dänemark; Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG, München, Deutschland; Technische Universität Darmstadt, Deutschland; Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein, Deutschland; Eurodocs AB, Schweden; CryptoExperts, Frankreich; Microsoft Research and Development France SAS, Frankreich; Söderhamn Kommun, Schweden.

Das ABC4Trust-Projekt ist im November 2010 gestartet und hat eine Laufzeit von vier Jahren. (ULD: ra)

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