60 Millionen Euro Subventionen an Nokia gezahlt


Nach Schließung des Bochumer Werkes: BMBF will Rückforderung der eingesetzten Steuermittel inklusive Zinsen durchsetzen
Aufgrund der Schließung des Bochumer Werkes habe sich die Frage gestellt, ob Nokia ihren Pflichten aus der BMBF-Projektförderung nachgekommen sei beziehungsweise noch nachkommen könne

(28.10.08) - Zwischen 1998 und 2007 sind durch Fördermaßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) 353.452 zusätzliche Dauerarbeitsplätze geschaffen worden. Eine Million Dauerarbeitsplätze seien durch GRW-Maßnahmen zwischen 1998 und 2007 gesichert worden, berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/10622) auf eine Große Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen (16/8441).

Auch durch andere Fördermaßnahmen hätten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können, so die Bundesregierung. Die KfW-Programme "Energieeffizientes Bauen und Sanieren" seien zwar primär auf Energieeinsparung und Verbesserung der Wohnverhältnisse ausgerichtet, hätten aber auch das Ziel der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Mit Zinszuschüssen seien durch die KfW-Programme allein im Jahr 2006 rund 220.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert worden. Für 2007 gibt die Bundesregierung die Zahl 100.000 an. Bis Ende Juni 2008 könne von ebenfalls rund 100.000 neu geschaffenen oder gesicherten Arbeitsplätzen ausgegangen werden.

Nach einer RWI-Studie würden 1 Milliarde Euro Investitionen in Bauprojekte des Hoch- und Tiefbaus 20.000 bis 25.000 Arbeitsplätze sichern. Auch die von der Bundesregierung aufgelegten Technologie-Förderprogramme hätten zur Schaffung und Sicherung von mehreren tausend Arbeitsplätzen beigetragen.

Die Regierung teilt weiter mit, dass der Nokia-Konzern seit 1988 rund 60 Millionen Euro Subventionen aus GRW-Mitteln enthalten habe. GRW-Mittel würden je zur Hälfte von Bund und Ländern gezahlt. Die Gelder an den Nokia-Konzern, der sein Bochumer Werk geschlossen hat, seien von der zuständigen Landesregierung Nordrhein- Westfalen ausgereicht worden, so die Bundesregierung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) habe außerdem zwischen 1997 und 2007 10 Millionen Euro an Nokia aus Forschungs- und Entwicklungsgeldern (FuE) gezahlt.

Aufgrund der Schließung des Bochumer Werkes habe sich die Frage gestellt, ob Nokia ihren Pflichten aus der BMBF-Projektförderung nachgekommen sei beziehungsweise noch nachkommen könne. Dabei sei es um vier Fördermaßnahmen mit einem Volumen von 4 Millionen Euro gegangen. Für drei Vorhaben habe Nokia glaubhaft machen können, dass eine Verwertung der Ergebnisse im erwarteten Umfang erfolgt sei oder noch erfolgen werde. Bei einem vierten Vorhaben habe dies nicht sichergestellt werden können.

"Nachdem Nokia zur freiwilligen Rückzahlung (Rückgabe der Zuwendung) nicht zu bewegen war, wurde die Zuwendung mit Widerrufsbescheid vom 11. Juli 2008 widerrufen", berichtet die Regierung. Nokia habe gegen diesen Bescheid Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Das BMBF sei jedoch zuversichtlich, dass das Gericht die Rechtsauffassung des Bundes bestätigen "und die Rückforderung der eingesetzten Steuermittel inklusive Zinsen durchgesetzt werden kann". (Nokia: ra)

Lesen Sie zum Thema auch:
Nokia und deutsche Subventionspolitik
Nokia: Schließung des Standortes in Bochum
Nokia soll Subventionen zurückzahlen
Die "Hure" Nokia oder warum die Politik keinen Einfluss mehr auf die Wirtschaft hat
Nokia und die Hilflosigkeit deutscher Politik
Nokia - eine Subventions-Heuschrecke?


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Bürokratie auf Bundesebene

    Zum Stichtag 24. Mai 2024 sind auf Bundesebene 1.797 Gesetze mit 52.401 Einzelnormen sowie 2.866 Rechtsverordnungen mit 44.475 Einzelnormen gültig gewesen. Das führt die Bundesregierung in einer Antwort (20/11746) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/11510) zu "Maßnahmen zur Reduzierung von Bürokratie auf Bundesebene" aus. Bezogen auf die Zahl der Gesetze beziehungsweise Rechtsverordnungen ist das jeweils der Höchstwert seit 2010.

  • Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz

    Der Rechtsausschuss hat sich in einer öffentlichen Anhörung mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf eines "Gesetzes zur Bekämpfung missbräuchlicher Ersteigerungen von Schrottimmobilien" (20/11308) befasst. Das Echo der geladenen Expertinnen und Experten zum Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz fiel dabei sehr unterschiedlich aus.

  • Finanzierung des EEG-Kontos

    Um erneuerbare Energien zu fördern, werden Betreibern von Photovoltaik- und Windanlagen Preise garantiert. Der paradoxe Effekt in der gegenwärtigen Situation: Die Strompreise an der Börse sinken, was gut für den Verbraucher ist.

  • Bekämpfung von Finanzkriminalität

    Geldwäsche soll in Deutschland besser bekämpft werden. Das ist das Ziel des Gesetzentwurfs der Bundesregierung (20/9648) zur Verbesserung der Bekämpfung von Finanzkriminalität (Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz, FKBG), das der Finanzausschuss mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der AfD-Fraktion sowie der Gruppe Die Linke verabschiedet hat.

  • Innovative Ansätze in der Datenpolitik nötig

    Mit den Rahmenbedingungen für eine innovative Datenpolitik, also Datenaustausch und -nutzung sowie Datenschutz, hat sich der Digitalausschuss in einer öffentlichen Anhörung befasst. Die Sachverständigen bewerteten auch die nationalen Spielräume bei der Umsetzung des europäischen Data Acts, des Data Governance Acts aber auch der KI-Verordnung.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen