Nicht mit der Kavallerie drohen


Transparency-Chefin Slvia Schenk: Vergabe von Sportgroßveranstaltungen verbessert die Lage mit Blick auf Menschenrechte und Korruption nicht
DOSB habe auf die Vergabe internationaler Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder auch Weltmeisterschaften keinen direkten Einfluss


(26.06.13) - Die Vergabe von Sportgroßveranstaltungen in Länder mit Problemen in Sachen Menschenrechten und Korruption ohne begleitende Maßnahmen seitens der beteiligten Interessensgruppen führt nicht zu einer Verbesserung der Situation. Zu dieser Einschätzung gelangte die Vorsitzende von Transparency International, Sylvia Schenk, vor dem Sportausschuss. "Der Sport kann zwar Türen öffnen, muss aber intensiv begleitet werden", sagte die Vorsitzende der Anti-Korruptions-Organisation.
Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, warnte vor dem Ausschuss davor, für die Vergabe Maßstäbe festzulegen, die dazu führen, "dass die Events nur noch in drei oder vier Ländern stattfinden können". Vom Sport dürfe nicht erwartet werden, dass er die menschenrechtlichen und ökologischen Probleme in der Welt löst, sagte Vesper weiter. Im Übrigen habe der DOSB auf die Vergabe internationaler Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder auch Weltmeisterschaften keinen direkten Einfluss. Er hoffe aber, dass die Präsidenten der deutschen Sportfachverbände "stärker in die Weltverbände gehen". Derzeit gebe es nur zwei Weltverbände, die von Deutschen geführt werden, bemängelte Vesper.

Auch Guido Tognoni, ehemaliger Spitzenfunktionär im Weltfußballverband Fifa, sieht Deutschland in den Weltverbänden isoliert. "In dieser Situation kann man nicht mit der Kavallerie drohen", sagte er.

Ein solches Vorgehen sei auch nicht in ihrem Sinne, betonte Sylvia Schenk. Dennoch wünsche sie sich ein selbstbewussteres Auftreten der Deutschen. "Wir haben ein starkes Gewicht in der Welt", sagte sie. Nicht ganz einverstanden war die Transparency-Chefin mit der Aussage Vespers, wonach der Sport nicht die Probleme in der Welt lösen könne.

Der Sport, so Schenk, könne zumindest ein Stück in diese Richtung gehen. Ex-Fifa-Funktionär Tognoni verwies auf die hohe Anerkennung des Deutschen Fußballbundes (DFB) in der Welt. Der DFB, so sein Vorschlag, sollte in der aktuellen Neufindungsphase der Fifa an den Weltfußballverband herantreten, um eine neue Kommission zu schaffen, die sich mit dem Thema Menschenrechte, Ökologie und Korruption beschäftigen soll.

DOSB-Generaldirektor Vesper nahm im Verlauf der Anhörung auch Stellung zu dem von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorgelegten Antrag (17/9982), der eine stärkere Beachtung der Menschenrechtslage bei der Vergabe von Sportgroßereignissen fordert. Auch wenn der DOSB einige der darin erhobenen Forderungen teile, gehe der Antrag insgesamt "ins Leere", da er bestehende Zuständigkeiten nicht beachte und teils Selbstverständlichkeiten formuliere, kritisierte Vesper.

Auch die Anti-Korruptionsexpertin zeigte sich skeptisch, was einige Forderungen an die Bundesregierung angeht. Um die Autonomie des Sports zu wahren, dürfe nicht in den Sport hineinregiert werden, machte Sylvia Schenk deutlich. Über die Schaffung von Partnerschaften und bei der Vergabe von Mitteln könne die Politik aber dennoch Akzente setzen, regte sie an. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Bürokratie auf Bundesebene

    Zum Stichtag 24. Mai 2024 sind auf Bundesebene 1.797 Gesetze mit 52.401 Einzelnormen sowie 2.866 Rechtsverordnungen mit 44.475 Einzelnormen gültig gewesen. Das führt die Bundesregierung in einer Antwort (20/11746) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/11510) zu "Maßnahmen zur Reduzierung von Bürokratie auf Bundesebene" aus. Bezogen auf die Zahl der Gesetze beziehungsweise Rechtsverordnungen ist das jeweils der Höchstwert seit 2010.

  • Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz

    Der Rechtsausschuss hat sich in einer öffentlichen Anhörung mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf eines "Gesetzes zur Bekämpfung missbräuchlicher Ersteigerungen von Schrottimmobilien" (20/11308) befasst. Das Echo der geladenen Expertinnen und Experten zum Schrottimmobilien-Missbrauchsbekämpfungsgesetz fiel dabei sehr unterschiedlich aus.

  • Finanzierung des EEG-Kontos

    Um erneuerbare Energien zu fördern, werden Betreibern von Photovoltaik- und Windanlagen Preise garantiert. Der paradoxe Effekt in der gegenwärtigen Situation: Die Strompreise an der Börse sinken, was gut für den Verbraucher ist.

  • Bekämpfung von Finanzkriminalität

    Geldwäsche soll in Deutschland besser bekämpft werden. Das ist das Ziel des Gesetzentwurfs der Bundesregierung (20/9648) zur Verbesserung der Bekämpfung von Finanzkriminalität (Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz, FKBG), das der Finanzausschuss mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der AfD-Fraktion sowie der Gruppe Die Linke verabschiedet hat.

  • Innovative Ansätze in der Datenpolitik nötig

    Mit den Rahmenbedingungen für eine innovative Datenpolitik, also Datenaustausch und -nutzung sowie Datenschutz, hat sich der Digitalausschuss in einer öffentlichen Anhörung befasst. Die Sachverständigen bewerteten auch die nationalen Spielräume bei der Umsetzung des europäischen Data Acts, des Data Governance Acts aber auch der KI-Verordnung.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen