Prävention künftiger Krisen


Linksfraktion will Banken als "Verursacher der Krise zur Kasse bitten"
neue Bankenabgabe garantiere, dass die Hauptnutznießer der staatlichen Rettungsprogramme auch für die Kosten der Finanz- und Wirtschaftskrise aufkommen müssten


(07.07.11) - Mit einer neuen Bankenabgabe will die Fraktion Die Linke die Geldinstitute als “Verursacher der Krise zur Kasse bitten". In einem Antrag (17/6303), der am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages steht, wird gefordert, diese Abgabe vom 20. Oktober dieses Jahres an für mindestens 10 Jahre einzuführen. Die Höhe der Abgabe soll 0,15 Prozent im Jahr auf die Bilanzsumme aller in Deutschland ansässigen Banken betragen. Vorgesehen ist eine progressive Steigerung nach Höhe der Bilanzsumme, so dass die Abgabe für besonders große Institute bis 0,3 Prozent betragen könnte.

Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie Förder- und Bürgschaftsbanken sollen nicht zu der Abgabe herangezogen werden, da sie die Finanzkrise nicht zu verantworten hätten, schreibt die Linksfraktion. Die Höhe der Einnahmen durch die Abgabe wird auf etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Außerdem wird die Bundesregierung aufgefordert, sich im Rahmen der G20, der EU und der Eurozone für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer in Höhe von 0,05 Prozent einzusetzen.

Zur Begründung schreibt die Linksfraktion, die neue Bankenabgabe garantiere, dass die Hauptnutznießer der staatlichen Rettungsprogramme auch für die Kosten der Finanz- und Wirtschaftskrise aufkommen müssten. "Damit wird eine Abwälzung der Krisenkosten auf die Allgemeinheit verhindert, was zur sozialen Gerechtigkeit und zur Prävention künftiger Krisen beiträgt", heißt es in dem Antrag. Da große Finanzkonzerne wesentlich höher besteuert würden als kleine, werde auch der Konzentration von Wirtschaftsmacht entgegengewirkt.

Nach Angaben der Linksfraktion war in kaum einem anderen EU-Land "die Bankenrettung so teuer wie in Deutschland". Unter Bezugnahme auf Berechnungen von Eurostat schreibt die Fraktion, dass die deutschen Steuerzahler allein im letzten Jahr 10 Milliarden Euro für die Rettung deutscher Banken aufgebracht hätten. Damit liege Deutschland bei den Kosten der Bankenrettung nach Irland an der Spitze. Kosten, die erst in Zukunft in Form von Abschreibungen auf riskante Papiere fällig würden, seien in der Rechnung noch nicht einmal enthalten.

In dem Antrag heißt es: "So lagern allein bei den sogenannten Bad Banks der Hypo Real Estate und der WestLB mehr als 200 Milliarden an ausgesonderten Papieren, von denen unklar ist, ob und zu welchem Preis sie wieder verkauft werden können." Hinzu kämen indirekte Kosten wie der Verlust an Löhnen, Produktion und Gewinnen sowie Ausgaben für Konjunkturpakete und Kurzarbeitergeld.

Der Bundestag hat bereits eine Abgabe für Banken beschlossen. Diese Beiträge sollen in einen Restrukturierungsfonds zur Finanzierung zukünftiger Krisenkosten fließen. Die Linksfraktion hält den Fonds für eine Fehlkonstruktion: "So soll der Restrukturierungsfonds erst in einigen Jahrzehnten seine Zielmarke von 70 Milliarden Euro erreichen und wäre auch dann noch zu klein, um eine systemrelevante Bank aufzufangen." Der Bundesregierung wird vorgehalten, dass sie sich mit geringen Beiträgen von den Banken abspeisen lasse, statt die hohen Gewinne der Kreditwirtschaft abzuschöpfen. So peile die Deutsche Bank in diesem Jahr einen Rekordgewinn von 10 Milliarden Euro an. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen