Globale Regulierung Künstlicher Intelligenz


Ein Jahr AI Act: Es fehlt an rechtssicheren Rahmenbedingungen und politischem Gestaltungswillen um KI "Made in Europe" zum Erfolgsmodell zu machen
Eco: "Der AI Act soll für einheitliche Regeln im europäischen Binnenmarkt sorgen – aktuell schafft er aber vor allem Rechtsunsicherheit"



Vor einem Jahr, am 1. August 2024, ist der europäische AI Act in Kraft getreten – ein historischer Meilenstein für die globale Regulierung Künstlicher Intelligenz. Europa hat damit umfassende Maßstäbe gesetzt. Doch in Deutschland fehlt der Digitalwirtschaft weiterhin die notwendige Orientierung. Der eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. sieht in der Regulierung neue Chancen für den digitalen europäischen Binnenmarkt, warnt aber zugleich vor Versäumnissen: Unternehmen fehlt es an konkreten Standards, an Rechtssicherheit – und an einer verlässlichen politischen Perspektive. Das Risiko: Deutschland droht, den Anschluss an die nächste Welle der KI-Innovation zu verlieren.

"Der AI Act soll für einheitliche Regeln im europäischen Binnenmarkt sorgen – aktuell schafft er aber vor allem Rechtsunsicherheit. Das führt zu einem Innovationsstau und schwächt unsere Position im globalen KI-Wettbewerb. Auch eine Aussetzung einzelner Vorgaben sollte darum offen diskutiert werden", sagt Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Rechtsrahmen ohne Richtung: Unternehmen in der Warteschleife
Mit dem AI Act hat die EU einen weltweit einzigartig umfassenden Ordnungsrahmen für KI geschaffen. Ob dies ein echter Vorteil wird oder sich zu einem Hemmnis auswirkt, muss sich noch zeigen. Doch ein Jahr nach Inkrafttreten überwiegt in vielen Unternehmen nicht Zuversicht, sondern Unsicherheit. Laut aktuellem eco Branchenpuls nennen 41 Prozent der IT-Entscheider die unklare Rechtslage als größte Hürde beim KI-Einsatz – noch vor Sicherheitsbedenken (40 Prozent) und fehlendem Know-how (30 Prozent).

"Der AI Act ist in Kraft – doch die praktische Umsetzung bleibt unklar. Fehlende behördliche Zuständigkeiten in Deutschland, keine klaren Leitlinien und die mangelnde Verzahnung mit bestehendem Recht bremsen die Innovationskraft der Unternehmen massiv", so Süme.

Digitale Kluft wird zum Risiko für den Standort
Besonders kritisch: Die digitale Schere zwischen Ost- und Westdeutschland geht weiter auseinander. Während im Westen bereits über 70 Prozent der Unternehmen KI einsetzen, liegt der Anteil im Osten bei nur rund 52 Prozent.

"Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die digitale Teilhabe, sondern auch die wirtschaftliche Einheit Deutschlands", warnt Süme. "KI darf kein Standortprivileg sein – sie muss für alle nutzbar und zugänglich sein."

eco fordert: Umsetzung beschleunigen – Standards schaffen
Angesichts der bereits geltenden Pflichten – etwa zur Mitarbeiter:innen-Schulung, Risikobewertung oder Systemklassifizierung – fordert eco konkrete und praxisnahe Schritte:

>> Einheitliche Standards für KI-Kompetenz, Risikomanagement, Konformitätsprüfungen sowie die Risikotaxonomie

>> Klare nationale Umsetzungsregeln im Einklang mit den europäischen Vorgaben, die Rechts- und Planungssicherheit schaffen sowie den Unternehmen feste Ansprechpartner zur Seite zur stellen

>> Koordinierte Verzahnung mit bestehenden Regulierungen, insbesondere der DSGVO oder dem DSA

>> Monitoring der Umsetzung, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und nachzusteuern

>> Instrumente für die Innovationsförderung zur Verfügung stellen, etwa die vorgesehenen Reallabore für KI.

Fazit von eco: Regulieren reicht nicht – es braucht Handlungsfähigkeit
Mit dem AI Act hat die EU den Grundstein für einheitliche Regeln im europäischen Binnenmarkt gelegt. Doch dieser Anspruch steht und fällt mit der Umsetzung.

"Deutschland darf nicht der Ort sein, wo große europäische Ideen in der nationalen Umsetzung scheitern", so Süme. "Jetzt braucht es Klarheit, Verbindlichkeit und das Vertrauen in die digitale Wirtschaft, um KI "Made in Europe" zum Erfolgsmodell zu machen." (eco: ra)

eingetragen: 05.08.25

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