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Vermeidung von Korruption bei Hilfsorganisationen


Neunpunkte-Plan als Verhaltenskodex: Transparency bedauert, dass die Hilfsorganisationen unter ihren Forderungen nicht auch die Vermeidung von Korruption genannt haben
Hilfsorganisationen setzen auf Transparenz - Zum Verhaltenskodex der entwicklungspolitischen Hilfsorganisationen: Schritt in die richtige Richtung

(14.04.08) – Mehrere deutsche Hilfsorganisationen haben in Berlin einen Neun-Punkte-Plan für mehr Transparenz, Qualität und Kontrolle bei Spendenorganisationen vorgelegt. Der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (Venro) prüft zudem die Möglichkeit eines Verhaltenskodexes, der mit Unterstützung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) erarbeitet werden soll.

"Transparenz, Qualität und Kontrolle sind nicht erst seit der Diskussion um Unicef wichtige Themen für Hilfsorganisationen", betonte Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der Welthungerhilfe. "Aber seitdem hat die öffentliche Auseinandersetzung darüber eine neue Qualität erreicht. Mit dieser Initiative wollen wir die Debatte befördern."

Einheitliche Standards, stärkere Kontrolle und nachweisbare Professionalität sind die wichtigsten Ziele der Transparenzinitiative. "Wer spendet, schenkt Vertrauen. Vertrauen ist das Kapital einer Spendenorganisation. Um es zu erhalten, bedarf es ehrlicher und transparenter Kommunikation. Deswegen müssen Spendenorganisationen 'gläserne" Organisationen sein', sagte Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe.

Konkret sollen externe Initiativen unterstützt werden, wie etwa die vom DZI geplante Internet-Datenbank "GuideStar Deutschland". Venro unterstützt das DZI darin, die Kriterien des Spenden-Siegels weiterzuentwickeln und tritt für eine verbesserte finanzielle Förderung des DZI durch die Bundesregierung ein.

"Der Neun-Punkte-Plan sowie andere Papiere unserer Mitglieder bilden die Basis für eine verbandsinterne Diskussion. Auch die kirchlichen Hilfswerke haben schon länger Selbstverpflichtungen zu Transparenz und Kontrolle erarbeitet", betonte Venro-Vorstandsmitglied Bernd Pastors. "Viele unserer Mitglieder haben schon heute hohe Transparenzstandards und legen in ihren Jahresberichten ihre Finanzen offen", erklärte Pastors weiter.

Zu berücksichtigen sei, dass Venro eine heterogene Gemeinschaft aus kleineren und großen Organisationen präsentiere, die mit unterschiedlichen Arbeitsweisen und Standards arbeiten müsse. "Dies muss auch der Verhaltenskodex widerspiegeln, den wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern erarbeiten wollen", sagte Pastors. Ziel des Kodexes, sei etwa die Weiterentwicklung und Abstimmung von Standards für transparente und verantwortungsvolle Führungsstrukturen.

Das DZI wird auf Bitte von Venro diesen Prozess fachlich begleiten. "Der Verhaltenskodex kann eine sinnvolle Ergänzung des DZI Spenden-Siegels sein. Schon der 1998 eingeführte Venro-Kodex "Entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit" hat sich als wertvolle Orientierungshilfe für die entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen erwiesen", erläuterte Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI.

Das DZI erarbeitet derzeit verschärfte Leitlinien für die unabhängige Prüfung und Vergabe seines Spenden-Siegels. 230 Hilfswerke tragen diese Auszeichnung. "Die Tatsache, dass seit der Einführung des Siegels vor 16 Jahren 111 Organisationen mit ihren Erstanträgen nicht erfolgreich waren, belegt das schon jetzt sehr hohe Niveau der Spenden-Siegel-Prüfung", sagte Wilke.

Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. hat den veröffentlichten Neunpunkte-Plan entwicklungspolitischer Hilfsorganisationen als wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Transparenz begrüßt.

"Transparenz ist eine Grundvoraussetzung allen demokratischen Handelns und des verantwortlichen Umgangs mit öffentlichen und anvertrauten Mitteln. Hilfsorganisationen, die ihre Mittel aus Spenden und öffentlichen Zuschüssen beziehen, sind zur Wahrung ihrer Glaubwürdigkeit in besonderem Maße zur Transparenz verpflichtet", erklärte Sylvia Schenk, Vorsitzende von Transparency Deutschland.

Transparency bedauerte, dass die Organisationen unter ihren Forderungen nicht auch die Vermeidung von Korruption genannt haben. Korruption behindere die Bekämpfung der Armut und die demokratische Entwicklung in vielen Ländern der Welt. Ein effektiver und nachhaltiger Einsatz von Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit sei nur möglich, wenn parallel dazu die Korruption bekämpft werde.

Sylvia Schenk betonte: "Um langfristig die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen, ist es unerlässlich, die zerstörerische Kraft der Korruption deutlich zu benennen und Strategien zu ihrer Überwindung zu entwickeln."

In diesem Sinne unterstützt Transparency Deutschland die Forderung nach größerer Transparenz bei der Sammlung und Verwaltung von Spenden und den Aufbau einer öffentlich zugänglichen Datenbank über die Arbeit und das Finanzgebaren der Hilfsorganisationen. Es ist wichtig, dass das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen endlich auf eine sichere finanzielle und organisatorische Basis gestellt wird.

Darüber hinaus sollte das Sammeln von Spenden in allen Bundesländern gesetzlich so geregelt sein, dass die nötigen Anforderungen an Transparenz, Zuverlässigkeit und Kontrolle gewährleistet sind. Soweit in den letzten Jahren entsprechende Gesetze in einzelnen Bundesländern abgeschafft wurden oder dies vorgesehen ist, fordert Transparency eine Korrektur dieser Politik.
(Transparency: Venro: ra)


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