Bundestag muss Interessenkonflikte sichtbar machen


Deutscher Bundestag muss Empfehlungen des Europarats zur Korruptionsbekämpfung umsetzen
Transparency Deutschland fordert bessere Regeln für Lobbyismus



Die Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland fordert den Deutschen Bundestag auf, die Empfehlungen des Europarats für bessere Regeln für Lobbyismus endlich umzusetzen. Die Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) kritisiert den Stand der Umsetzung in ihrem 2. Umsetzungsbericht zu ihren Empfehlungen zur Korruptionsprävention in Bezug auf Abgeordnete, Richter und Staatsanwälte aus dem Jahr 2014 als "allgemein unbefriedigend". Nur drei der acht Empfehlungen wurden bislang umgesetzt.

Von den fünf nicht oder nur teilweise umgesetzten Empfehlungen betreffen vier den Deutschen Bundestag. Kritisiert werden insbesondere unklare Regeln für Lobbyismus, ungenügende Offenlegungspflichten bei Interessenkonflikten und die mangelhafte Durchsetzung der bestehenden Anzeigepflichten und Regeln. Die GRECO empfiehlt zudem eine unabhängige Kommission für eine effektive Kontrolle.

Dazu Norman Loeckel, Stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe Politik von Transparency Deutschland: "Diese Bilanz der GRECO ist vernichtend und eine Blockadehaltung des Bundestags nicht hinnehmbar. Das deutsche Parlament muss sich klare Regeln für den Umgang mit Lobbyisten geben und sich für eine bessere Offenlegung von Interessenkonflikten einsetzen."

Die GRECO begrüßt, dass die deutschen Bundesministerien mittlerweile alle Stellungnahmen zu Gesetzentwürfen auf ihren Webseiten veröffentlichen. Transparency Deutschland fordert, unter anderem im Rahmen der "Allianz für Lobbytransparenz", ein Interessenvertretungsgesetz, um den politischen Prozess vollständig nachvollziehbar zu machen.

"Transparency Deutschland unterstützt die Forderung der GRECO zu mehr Transparenz im Lobbyismus, eine klare gesetzliche Regelung ist seit langem überfällig. Ich hoffe, dass die scharfe Kritik der GRECO den Bundestag wachrüttelt und sich noch in dieser Legislaturperiode eine Mehrheit für die Vorschläge findet, die wir gemeinsam mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Die Familienunternehmer, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) allen Fraktionen des Bundestags zugeleitet haben" so Hartmut Bäumer, Vorsitzender von Transparency Deutschland.

Vertrauen in die Justiz stärken
Obwohl das deutsche Rechtssystem von der GRECO weitgehend positiv beurteilt wird, wurden im Evaluierungsbericht von 2014 Maßnahmen zur Vermeidung möglicher Interessenkonflikte durch Nebentätigkeiten bei Richterinnen und Richtern empfohlen. Auch wenn für Richterinnen und Richter des Bundesverfassungsgerichts seit September 2017 Verhaltensleitlinien gelten, die die Veröffentlichung von Nebentätigkeiten vorsehen, fordert die GRECO weitere Fortschritte im Hinblick auf die Transparenz von Nebentätigkeiten von Richterinnen und Richtern im Allgemeinen.

Transparency Deutschland fordert, dass sich der Bundestag nach der parlamentarischen Sommerpause mit den Empfehlungen der GRECO ernsthaft auseinandersetzt. Deutschland muss bis zum 30. Juni 2020 einen neuen Fortschrittsbericht vorlegen.

Hintergrund
Deutschland ist seit 1999 Mitglied der vom Europarat gegründeten Staatengruppe gegen Korruption (GRECO), deren Ziel die Verbesserung der Korruptionsbekämpfung in den 49 Mitgliedstaaten der GRECO ist. Im Rahmen von Evaluationsberichten werden die Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2000 regelmäßig auf Versäumnisse hingewiesen.
(Transparency: ra)

eingetragen: 17.08.19
Newsletterlauf: 27.09.19

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Bekämpfung von Korruptionsrisiken

    Der Vorstand der Internationalen Initiative zur Transparenz im Rohstoffsektor (Extractive Industries Transparency Initiative, EITI) hat nach einem umfassenden Bewertungsverfahren die Arbeit der deutschen Multi-Stakeholder-Gruppe für sehr gut befunden.

  • Die USA verbieten Kaspersky-Software

    Der Verkauf von Kaspersky-Software an Unternehmen und Verbraucher in den USA wurde durch eine Entscheidung des US-Handelsministeriums vom 20. Juli 2024 an untersagt. Ab dem 29. September darf Kaspersky auch keine Updates mehr einspielen. Die Antiviren-Software wird dadurch weitgehend nutzlos gegen neu dazukommende Bedrohungen. Ab diesem Zeitpunkt ist auch der Weiterverkauf verboten.

  • Viele Optionen der Datenverarbeitung

    Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) sprach sich zur Eröffnung des Frühjahrskongresses des Berufsverbands der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. für eine frühzeitige Einbindung von Datenschutzbeauftragten und eine Weiterentwicklung von Privacy Enhancing Technologies für den Einsatz auch in kleinen und mittleren Unternehmen aus.

  • ESG-Berichterstattung als strategisches Muss

    Unternehmen stehen unter wachsendem Druck von Behörden, Mitarbeitern und Kunden, ihre Performance in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance = ESG) zu verbessern. Mit Hilfe von Intelligenter Automatisierung und einer ESG-Berichtssoftware können sie jedoch die Anforderungen in Angriff nehmen.

  • Neue "Allianz FÜR Vergaberecht" gegründet

    Gemeinsam mit 18 deutschen Wirtschaftsdachverbänden setzt sich Transparency Deutschland in der neu gegründeten "Allianz FÜR Vergaberecht" für die korrekte Anwendung der bestehenden vergaberechtlichen Grundsätze ein.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen