Zuspruch für Präventionsgesetz


Gesundheitsförderung: "Die Zeit ist reif für ein Bundesgesetz zur nicht-medizinischen Prävention", sagt Rolf Rosenbrock
Die SPD-Fraktion fordert in ihrem Antragein Präventionsgesetz, in dem etwa die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen geregelt wird


(07.12.11) - Die Forderung der Opposition nach einem Präventionsgesetz und einem massiven Ausbau der Gesundheitsförderung sind bei den Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung auf viel Zustimmung gestoßen. Grundlage der Anhörung waren Anträge aller drei Oppositionsfraktion zum Thema Gesundheitsförderung und Prävention.

"Die Zeit ist reif für ein Bundesgesetz zur nicht-medizinischen Prävention", betonte der Leiter der Forschungsgruppe Public Health des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Rolf Rosenbrock. Der Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, Thomas Altgeld, betonte, es mangele nicht an Papieren zur Prävention. Vielmehr fehle ein gesetzlicher Rahmen. Andreas Mielck vom Institut für Gesundheitsökonomie am Helmholtz Zentrum München betonte, ein Präventionsgesetz solle vor allem darauf ausgerichtet sein, die gesundheitliche Ungleichheit infolge sozialer Unterschiede zu verringern.

Jedoch gab es auch Widerspruch. Volker Wanek vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sagte, die in den Anträgen enthaltenen Intentionen könnten "auch ohne ein Präventionsgesetz", "ohne neue bürokratische Hürden" umgesetzt werden. Auch ohne Gesetz und in den vorhandenen Strukturen sei in den vergangenen Jahren bei Prävention und Gesundheitsförderung viel erreicht worden, etwa mit dem Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten.

Die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), Elisabeth Pott sagte, es brauche nicht zwingend ein Präventionsgesetz, wenn es – wie etwa bei der HIV/Aids-Prävention – einen "gemeinsamen politischen Willen" und die Kooperation von Bund und Ländern gebe. Gleichwohl müsse die Finanzierung der Prävention deutlich erhöht werden. "Man kann nicht für 3,50 Euro die Prävention in ganz Deutschland verbessern", betonte die Professorin.

Die SPD-Fraktion fordert in ihrem Antrag (17/5384) ein Präventionsgesetz, in dem etwa die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen geregelt wird. Außerdem soll damit eine Stiftung Prävention und Gesundheitsförderung als neue gemeinsame Organisationseinheit der Sozialversicherung, des Bundes und der Länder errichtet und finanziell unterstützt werden. Der Professor für Kindergesundheit an der Hochschule Magedeburg-Stendal, Raimund Geene, begrüßte den Stiftungsansatz. Es gebe zwar viele gute Ansätze für Gesundheitsförderung und Prävention, es fehle aber "bislang ein starker Akteur". Auch Rosenbrock nannte eine Stiftung "eine gute Lösung". Sinnvoll könne eine Orientierung an entsprechenden Ansätzen in der Schweiz sein.

Die Sozialdemokraten wollen ferner die Ausgaben der Krankenkassen für Prävention erhöhen. Dazu solle pro Versichertem ein Mindestausgabenrichtwert von zehn Euro festgelegt werden. Der Vertreter des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkasse (GKV), zeigte sich in der Anhörung darüber "erstaunt". Dies bedeute eine Steigerung auf mehr als das Doppelte des derzeitigen Volumens, sagte Wanek. Das wäre aus seiner Sicht derzeit "nicht machbar".

Die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag (17/6304) von der Bundesregierung, schnellstmöglich einen Präventionsgesetzentwurf vorzulegen. Die Abgeordneten schlagen vor, "eine Koordinierungs- und Entscheidungsstelle auf Bundesebene zu schaffen, die organisatorisch an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) angebunden wird und über eigene finanzielle Mittel im Rahmen eines Fonds verfügt". An dem einzurichtenden Fonds sollen sich nach Vorstellungen der Linksfraktion Bund, Länder, die Sozialversicherungszweige und die private Kranken- und Pflegeversicherung beteiligen. "Zusätzlich sind zum Start aus dem Bundeshaushalt in den nächsten vier Jahren jeweils eine Milliarde Euro in den Fonds einzuzahlen", verlangen die Abgeordneten. Nach Abschluss der Aufbauphase sei der Finanzierungsbeitrag des Bundes für die Folgejahre rechtzeitig festzulegen. Von den Gesamtmitteln des Fonds sollten 75 Prozent von der kommunalen Ebene abgerufen werden, heißt es in dem Antrag.

Die Grünen wollen mit ihrem Antrag (17/5529) Prävention und Gesundheitsförderung als Aufgabe in den Sozialgesetzbüchern verankern und neben der gesetzlichen auch die private Kranken- und Pflegeversicherung an der Finanzierung beteiligen. Das Finanzvolumen solle in der Startphase 500 Millionen Euro betragen und in den Folgejahren jeweils um zehn Prozent erhöht werden, schreiben die Abgeordneten in ihrem Antrag. (Deutscher Bundestag: ra)




Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen