Kontra Spekulanten und Rating-Agenturen


Antrag: Handel mit Credit Default Swaps soll verboten werden
Linksfraktion fordert Maßnahmen gegen Staatsbankrotte


(31.03.10) - Zur kurzfristigen Bewältigung der Haushaltskrisen von Euro-Teilnehmerländern sollen das Verbot des finanziellen Beistands für EU-Mitgliedstaaten ausgesetzt und der Handel mit Kreditversicherungen (CDS – Credit Default Swaps) verboten werden. Dies fordert die Linksfraktion in einem Antrag (17/1058) zur Reform der Eurozone und zur Verhinderung von Staatsbankrotten.

Darin heißt es, die Europäische Währungsunion sei bedroht. Die Länder der Eurozone würden ihre Wirtschaftspolitik nur unzureichend koordinieren. Derweil hätten die führenden Rating-Agenturen griechische Staatsanleihen herabgestuft, so dass die Risikoaufschläge mit bis zu 3,7 Prozent einen historischen Höchststand erreicht hätten.

Diese hohen Risikoprämien seien auch durch Spekulationen mit CDS versucht worden. "Spekulanten und Rating-Agenturen entscheiden über die Politik eines souveränen Staates und die Lebensbedingungen der griechischen Bevölkerung", kritisiert die Linkfraktion.

Die Aussetzung des Beistandsverbotes begründet die Linksfraktion unter anderem damit, dass finanzielle Hilfen für Griechenland das Risiko der Spekulation gegen weitere Euroländer verringern würden. Der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union lasse bei außergewöhnlichen Notlagen eines Mitgliedstaates, der den Euro nicht eingeführt habe, finanziellen Beistand zu. Lettland, Ungarn und Rumänien hätten bereits Hilfen erhalten.

Es sei weder sinnvoll noch ersichtlich, dass ausgerechnet Euroländer von Hilfen ausgenommen werden würden. "Eine Aussetzung des Beistandsverbots begrenzt Risikoprämien auf nationale Staatsanleihen", erwartet die Fraktion.

In diesem Zusammenhang fordert die Linksfraktion außerdem, dass die Mitgliedsländer der Eurozone Euro-Anleihen auflegen sollen. Davon verspricht sich die Fraktion eine günstigere Finanzierung der Mitglieder mit Haushaltsproblemen. Darüber hinaus soll die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsschuldtitel nach dem Vorbild der Federal Reserve (FED) in den USA und der Bank of England (Großbritannien) erwerben. Damit werde auch Kurspflege für diese Anleihen betrieben.

Eine Entwertung von Staatsanleihen gefährde das deutsche Bankensystem. Deutsche Finanzinstitute würden Staatsanleihen von Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien im Wert von 500 Milliarden Euro halten.

Zudem fordert die Linksfraktion eine einheitliche Mindestbesteuerung in Europa. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt solle durch einen außenwirtschaftlichen Stabilitätspakt ersetzt werden. Ziel sei nicht, dass Überschussländer weniger exportieren, sondern dass ihre gesamtwirtschaftliche Nachfrage steige und es zu höheren Importen komme. Damit würden sich die Handelsungleichgewichte verringern. Längerfristige Handelsungleichgewichte würden regelmäßige Finanzströme erfordern.

Sollte der außenwirtschaftliche Stabilitätspakt die Handelsungleichgewichte nicht beseitigen, müssten Strukturfonds der EU die Defizite ausgleichen und den Defizitländern eine "aufholende Entwicklung" ermöglichen, schreibt die Fraktion. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen