Indikator für Fehlentwicklungen bei einer Bank


Vertrauen in die internen Risikomodelle der Banken muss gestärkt werden
Die Aufsichtsstandards des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht stellen umfangreiche Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung von Kreditinstituten

(15.01.15) - "Banken müssen ihre Kapitalanforderungen mit Instrumenten berechnen können, die maßgeschneidert zu ihrem Geschäftsmodell und Risikoprofil passen. Standardmodelle können das nicht adäquat darstellen. Deshalb sollten Banken weiterhin interne Risikomodelle verwenden dürfen. Es muss aber für mehr Vertrauen und Transparenz gesorgt werden", sagt Hans-Joachim Massenberg, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes deutscher Banken.

Die Aufsichtsstandards des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht stellen umfangreiche Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung von Kreditinstituten. Die Höhe der Eigenkapitalausstattung bemisst sich nach Größe und Risikoprofil der Bank. Neben einem aufsichtlich vorgegebenen Standardansatz zur Berechnung der Risiken und damit der Kapitalanforderungen dürfen Banken auch eigene, von der Aufsicht genehmigte interne Modelle verwenden. Diese internen Modelle sind in die Kritik geraten. Der Vorwurf lautet, dass sie zu wenig transparent, zu wenig vergleichbar und zu wenig an Stresssituationen orientiert seien.

"Ohne Frage wären die Ergebnisse besser vergleichbar, wenn alle Banken den gleichen Standardansatz zur Berechnung ihrer Kapitalanforderungen verwenden würden. Aber man kann in der Risikobeurteilung nicht alle Banken über einen Kamm scheren", so Massenberg. Maßgeschneiderte Modelle sind sinnvoll, weil Banken die spezifischen Risiken ihres individuellen Geschäftsmodells damit bestmöglich abbilden können. Eine Bank, die hauptsächlich Konsumentenkredite und Baufinanzierungen vergibt, hat ein gänzlich anderes Risikoprofil als eine Bank, die vornehmlich große internationale Projekte finanziert.

"Gleichwohl erachten wir es als notwendig, das Vertrauen in die internen Risikomodelle zu stärken", sagt Massenberg. So kann die Transparenz der Modelle erhöht werden, indem mehr Details über Modellmethodologie veröffentlicht werden. Die Vergleichbarkeit der Modelle kann erhöht werden, indem international die Standards der Modellgenehmigung durch die Aufseher harmonisiert werden.

"Es sollte daher nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden, indem wir uns von der risikosensitiven Kapitalunterlegung verabschieden und als einzige Alternative die so genannte Leverage Ratio, eine starre Untergrenze von Kernkapital zu Bilanzsumme, etablieren", betont Massenberg. Die Leverage Ratio kann als ein zusätzliches Instrument, eine Art grober Indikator für mögliche Fehlentwicklungen bei einer Bank durchaus sinnvoll sein. Sie sollte aber keinesfalls als hartes Limit eingeführt werden, denn sie macht keinen Unterschied zwischen risikoreichen und risikoarmen Geschäften. "Das führt nicht nur zu gefährlichen Fehlentwicklungen, weil Banken einen Anreiz haben, bei gegebenem Eigenkapital mehr Risiko auf die Bilanz zu nehmen, sondern benachteiligt auch bestimmte risikoarme Geschäftsmodelle", erläutert Massenberg. (Bundesverband deutscher Banken: ra)

Bundesverband deutscher Banken: Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Politik auf EU-Ebene gefordert

    Der Digitalverband Bitkom plädiert vor der Konstituierung der neuen EU-Kommission für ein Umdenken in der europäischen Verbraucherpolitik. In den letzten Jahren wurde eine kaum überschaubare Vielzahl neuer Regeln wie Datenschutz-Grundverordnung, Digital Markets Act, Data Act, AI Act oder dem Digital Services Act und diverse Verbraucherrechtsrichtlinien erlassen.

  • Quantum-Sicherheit beginnt jetzt

    Die Veröffentlichung der Post-Quantum-Standards durch das NIST markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Absicherung der digitalen Zukunft. Bislang befanden sich Entwickler und Sicherheitsteams in einer abwartenden Position, doch mit der Finalisierung dieser Standards beginnt nun der Weg zur Quantum-Sicherheit.

  • NIS2-Umsetzung & Null-Toleranz-Strategie

    148 Milliarden Schaden im vergangenen Jahr - und längst noch kein Ende in Sicht: Die Bedrohungslage ist und bleibt prekär. Zudem sorgen Digitalisierung, Cloud und KI für neue Angriffsflächen und eröffnen den Hackern eine Vielzahl an Möglichkeiten. Dies zeigt auch die jüngste Lünendonk-Studie. Der zu Folge hakt es insbesondere bei der E-Mail-Sicherheit und dem Schwachstellenmanagement. Trotz einer anhaltend massiven Bedrohungslage hat rund ein Drittel der Unternehmen keinen Überblick über den tatsächlichen Cybersecurity-Status.

  • Herausforderungen und Chancen der NIS-2-Direktive

    Mit der bevorstehenden Frist zur Umsetzung der NIS-2-Direktive stehen viele Unternehmen vor einer bedeutenden Herausforderung. Unsere Beobachtungen zeigen, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben werden, die Anforderungen rechtzeitig zu erfüllen. Dies liegt vor allem daran, dass das Thema zu lange vernachlässigt wurde.

  • NIS-2-Richtlinien treten bald in Kraft

    Die NIS-2-Richtlinien treten in wenigen Monaten in Kraft und sind derzeit in aller Munde. Die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen zu diesem Thema unterstreichen nicht nur dessen Bedeutung, sondern zeigen auf, dass es noch viel Informationsbedarf bei Verantwortlichen und Entscheidern gibt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen