Karteileiche elektronische Gesundheitskarte


Die abgespeckte eGK enthält neben einem Lichtbild genau dieselben Verwaltungsdaten wie die alte Krankenversichertenkarte
Zu der Aufnahme der elektronischen Gesundheitskarte ins Schwarzbuch 2017/18



Von Karsten Glied, Geschäftsführer der Techniklotsen GmbH

Die elektronische Gesundheitskarte – eigentlich eine gute Idee, die letztlich aber in einem skandalösen Fall von Steuerverschwendung mündet. Ganze 2,2 Milliarden Euro wurden in eine veraltete Technik investiert und voraussichtlich müssen noch zahlreiche Gelder fließen, um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) wirklich einsatzfähig zu machen. Bereits seit über zehn Jahren befindet sich die eGK nun schon in Planung. Jetzt bestätigt auch der Bund der Steuerzahler e.V. mit Herausgeben des Schwarzbuches das Scheitern der ehemals hochgelobten Karte.

Dabei begann meiner Meinung nach alles mit einer guten Idee: Eine Karte, mit der sämtliche Gesundheitsdaten eines Patienten jederzeit abrufbar sind. Das beinhaltet jegliche Diagnosen, Medikamentenverordnungen und die ganze Krankengeschichte: sehr zum Vorteil für Ärzte, Krankenhäuser, Patienten und Krankenkassen. Allerdings wurde dieser zunächst vielversprechende Plan auf den rudimentärsten Ansatz zurückgestutzt. Aufgrund zahlreicher divergierender Interessen entschied sich 2011 die Bundesregierung, unter anderem auf Druck von vorangegangenen Ärztetagen, für eine Minimallösung der Karte, die nur wenige Daten der Patienten erfasst.

Hier hat die Politik ihr ursprüngliches Vorhaben nicht selbstbewusst genug durchgesetzt und den auseinandergehenden Interessen der Selbstverwaltung zu schnell nachgegeben. Die abgespeckte eGK enthält nämlich neben einem Lichtbild genau dieselben Verwaltungsdaten wie die alte Krankenversichertenkarte. Von den ursprünglich geplanten Funktionen – wie etwa die Karte als elektronisches Rezept und Patientenakte zu nutzen – ist seitdem nicht mehr die Rede.

Zum 2. Oktober 2013 besaßen laut dem GKV-Spitzenverband 95 Prozent der Versicherten eine elektronische Gesundheitskarte – bisher ohne zusätzlichen Nutzen für Patienten, Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser. Daher handelt es sich bei der eGK letztendlich um eine digitale Karteileiche, die sich nun als teurer Flop entpuppt: Und das nicht aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten, sondern einzig und allein der Uneinigkeit der betreffenden Verantwortlichen geschuldet. Bitter für den ganzen Gesundheitssektor – die unkoordinierten Planungen der Verantwortlichen haben die Steuerzahler bereits Millionen Euro gekostet. Leider kein Schritt in die richtige Richtung: Deutschland ist und bleibt derzeit noch weit von einer effektiven Digitalisierung im Gesundheitsbereich entfernt.
(Techniklotsen: ra)

eingetragen: 24.10.17
Home & Newsletterlauf: 14.11.17

Techniklotsen: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Politik auf EU-Ebene gefordert

    Der Digitalverband Bitkom plädiert vor der Konstituierung der neuen EU-Kommission für ein Umdenken in der europäischen Verbraucherpolitik. In den letzten Jahren wurde eine kaum überschaubare Vielzahl neuer Regeln wie Datenschutz-Grundverordnung, Digital Markets Act, Data Act, AI Act oder dem Digital Services Act und diverse Verbraucherrechtsrichtlinien erlassen.

  • Quantum-Sicherheit beginnt jetzt

    Die Veröffentlichung der Post-Quantum-Standards durch das NIST markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Absicherung der digitalen Zukunft. Bislang befanden sich Entwickler und Sicherheitsteams in einer abwartenden Position, doch mit der Finalisierung dieser Standards beginnt nun der Weg zur Quantum-Sicherheit.

  • NIS2-Umsetzung & Null-Toleranz-Strategie

    148 Milliarden Schaden im vergangenen Jahr - und längst noch kein Ende in Sicht: Die Bedrohungslage ist und bleibt prekär. Zudem sorgen Digitalisierung, Cloud und KI für neue Angriffsflächen und eröffnen den Hackern eine Vielzahl an Möglichkeiten. Dies zeigt auch die jüngste Lünendonk-Studie. Der zu Folge hakt es insbesondere bei der E-Mail-Sicherheit und dem Schwachstellenmanagement. Trotz einer anhaltend massiven Bedrohungslage hat rund ein Drittel der Unternehmen keinen Überblick über den tatsächlichen Cybersecurity-Status.

  • Herausforderungen und Chancen der NIS-2-Direktive

    Mit der bevorstehenden Frist zur Umsetzung der NIS-2-Direktive stehen viele Unternehmen vor einer bedeutenden Herausforderung. Unsere Beobachtungen zeigen, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben werden, die Anforderungen rechtzeitig zu erfüllen. Dies liegt vor allem daran, dass das Thema zu lange vernachlässigt wurde.

  • NIS-2-Richtlinien treten bald in Kraft

    Die NIS-2-Richtlinien treten in wenigen Monaten in Kraft und sind derzeit in aller Munde. Die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen zu diesem Thema unterstreichen nicht nur dessen Bedeutung, sondern zeigen auf, dass es noch viel Informationsbedarf bei Verantwortlichen und Entscheidern gibt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen