Verbraucher zahlen, Industrie verdient?


Umsetzung der Energiewende: vzbv fordert Einigung bei Gebäudesanierung und niedrigere Rendite der Netzbetreiber
"Die steuerlichen Erleichterungen für die Gebäudesanierung müssen dringend auf den Weg gebracht werden"


(28.09.11) - Mehr Kostentransparenz und einen stärkeren sozialen Ausgleich bei der Energiewende fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bei der Umsetzung der Energiewende. "Um die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung zur Energiewende zu erhalten, muss diese auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter mitgenommen werden", sagte Vorstand Gerd Billen bei dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel einberufenen Energiegipfel. Wesentliche Kriterien für die privaten Energieverbraucher seien Kosteneffizienz und soziale Gerechtigkeit. Die rege Beratungsnachfrage rund um die Themen Energiesparen und Gebäudesanierung zeige, dass die Verbraucher bereit sind, mitzuwirken.

"Wir unterstützen die Ziele der Energiewende und werden aktiv an der Umsetzung mitwirken", versprach Gerd Billen beim Gipfel. Als aktuell kritischen Punkt sieht der vzbv die Gebäudesanierung. "Die steuerlichen Erleichterungen für die Gebäudesanierung müssen dringend auf den Weg gebracht werden". Der vzbv fordert eine zügige Einigung im Vermittlungsausschuss. "Wir erwarten, dass auch die Länder ihren Beitrag leisten, um den Investitionsstau aufzulösen." Die Kosten der Gebäudesanierung könnten nicht alleine von den Mietern und Privateigentümern aufgebracht werden. Der vzbv schlägt vor, die Steuererleichterungen an Einkommensgrenzen zu koppeln und maximale Förderbeträge festzusetzen.

"Die Energiewende muss jetzt kommen, aber sie muss so kosteneffizient und sozial wie möglich gestaltet werden", appelliert Billen. "Ich gönne allen beteiligten Unternehmen eine gute Rendite - aber sie darf nicht auf dem Rücken der Privatkunden erwirtschaftet werden." Nach Auffassung des vzbv gibt es große Sparpotentiale. Ein Beispiel sind die überhöhten Renditen der Netzbetreiber: Die Bundesnetzagentur stellt eine Senkung der Renditen für Netzbetreiber von 9,3 auf 8,2 Prozent in Aussicht. "Angesichts des derzeitigen Zinsniveaus von knapp 2 Prozent und des geringen Anlagerisikos ist die vorgeschlagene Rendite mehr als auskömmlich", so Billen. Es sei unseriös, mit dem Argument eines drohenden Blackouts die Kosten unnötig in die Höhe zu treiben. Auch bei den Erneuerbaren Energien müsse stärker als bisher auf Effizienz geachtet werden.

"Für alle von allen" muss die Devise der Energiewende sein. Dazu ist es notwendig, die Verbraucher stärker als bisher an den Entscheidungen zu beteiligen. "Der Energiegipfel hat hier einen guten Grundstein gelegt", bilanziert Billen das Gespräch. Um die Interessen der privaten Energieverbraucher zu wahren, sollten künftig deren Vertreter etwa bei der Festlegung der Vergütung bei den Erneuerbaren Energien oder den Entscheidungen über Netzentgelte und Netzausbau beteiligt werden. (Verbraucherzentrale Bundesverband: ra)

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